Libyentour 1999
Donnerstag, 12. August

Die Fahrzeugvorbereitung nahm den ganzen Tag in Anspruch. Es war noch einiges zu tun und vieles fehlte auch noch. Daß ich erst zwei Tage zuvor aus Italien zurückgekommen war, machte die Sache nicht besser. Für die planmäßige Durchführung der anstehenden Reise - als hätte ich jemals eine Reise planmäßig durchgeführt - war ein GPS-Gerät unabdingbar. Und gerade von diesem fehlte immer noch jeder Schimmer einer Spur. Der Deutsche Alpenverein in Augsburg besitzt zwar eines (!), das auch verliehen wird, doch befand dieses sich gerade im Depot bei der Reparatur. Das vom Vorjahr bekam ich leider nicht, da der Besitzer vorhatte, in dieser Woche mit dem Kanu auf die Donau zu fahren und Angst hatte, sich zu verfahren. Verständlich. Ich stelle mir das auch leicht verwirrend vor, wenn man eine vorgegebene Strecke nur in eine Richtung befährt; das geht auf gar keinen Fall ohne Satellitennavigation, das wußten schon die alten Wikinger.

Des weiteren mußte noch gepackt, die 15"-Räder montiert, der Gepäckträger ausgerichtet und befestigt, die Zusatzscheinwerfer daran angebracht und angeschlossen, fünf Trinkwasser-, ein Brauchwasser-, fünf Dieselkanister, vier Sandbleche, zwei Ersatzräder (leider nur 14" vorhanden) und zwei Spaten darauf untergebracht werden. Das Ganze dauerte bis tief in die Nacht und ging nicht ohne Scheppern, Schlagen und Fluchen ab. Das ist in Mitteleuropa ein Problem und prompt kam auch die Beschwerde von der Nachbarschaft. Die alte Kartätsche von Rübenfeld oder Rübenfels oder wie sie heißt kommt mitten in der Nacht daherstolziert, nicht im Nachthemd, sondern im Ausgehkleid, und meint: "Sie können doch nicht mitten in der Nacht so einen Krach machen, das geht doch nicht...." Herrschaft... die hat mir gerade noch gefehlt. Wieso ist der Deutsche nur so ein verkrampfter Grattler? "Doch, doch, das geht schon. Schauen's..." SCHEPPER. Und also zog sie unverrichteter Dinge grantelnd wieder ab. Es half ja nichts, das Zeug mußte verstaut werden. Ohne das Zeug geht nichts, da kann man nicht auch noch auf den Schlaf des bösen Nachbarn Rücksicht nehmen, so leid es mir nicht tut. Ist einfach nicht drin.
Um 22:00 Uhr kamen Harri und Almut am augsburger Hauptbahnhof an. Meine Schwester und Michl holten die beiden ab. Ich war ja mit Fahrzeugvorbereitungen beschäftigt.

Almut hatte ich zuletzt vor der Jugendherberge Sabrata vor fast einem Jahr gesehen und ihren Bruder Harri kannte ich gar nicht. Aber ich hatte absolut keine Bedenken. Auch er machte, wie seine Schweseter, einen eher ruhigen Eindruck. Wir würden uns schon vertragen...
Das bestätigt wieder die Theorie, daß man die besten Mitfahrer trotz größerer Auswahl, die man daheim hat, eben nicht daheim, sondern eher unterwegs trifft. Denn wenn einer schon mal in der Fremde unterwegs ist, dann kann man davon ausgehen, daß er ungefähr die gleichen Interessen hat und eine klare Vorstellung hat, wie es draußen aussehen könnte. Auch kann er durch seine Erfahrungen im jeweiligen Land sehr hilfreich sein. Was wäre wohl gewesen, wenn wir letztes Jahr in Ajdabiya wie geplant nach Kufra anstatt in die Cyrenaika gefahren wären und die beiden Studentinnen somit nie getroffen hätten? Michl hatte es verplant, die Visumantragsformulare nach Bonn zu schicken, so daß er wohl oder übel daheim bleiben mußte - selbst schuld.


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