Südamerikatour 2001
Freitag, 24. August

Eigentlich hatte ich gar keinen Bock auf Brasilien. Schnapsidee. Lieber noch ein paar Monate in Argentinien bleiben. Aber es half schon wieder nichts. Um halb eins waren wir an der Grenze. Ab sofort kann ich nur noch Deutsch. Nichts verstehen, nichts sagen. Ich stellte mich hinten an, weil wir das Glück hatten, daß kurz vor uns ein Touristenbus angekommen war.
Der Grenzer benahm sich wie erwartet wie ein Affe. Erst pöbelt er einen Argentinier an, weil sein Ausweis etwas zerknittert war und führt sich auf, als wär er der Kaiser. Da steht man daneben und denkt sich "Du, Depp, lesen kannst eh nicht, also ist's doch Wurscht, wie der Ausweis aussieht." Als ich an der Reihe war und ihm beide Pässe hinlegte, verlangte er, daß die Gabi antreten solle. Ich holte sie also und stellte sie vor das Schaufenster, füllte die Papiere aus, gab sie ihm und wir durften wieder zum Auto. Was für ein Trottel. Ist ja OK, daß er das Bild vergleichen will, aber dazu braucht sie nicht der ganzen Zeremonie beiwohnen. Den Zoll sparte ich mir, fragt eh keiner nach dem Zettel... Wir fuhren an der "Desinfektion" vorbei. Das sind Schaumgummiteile, die am Boden ausliegen und auf denen man ein bißchen rumtrampeln muß. Das sollten sie eigentlich bei der Ausreise machen - wenn überhaupt. Auch die Krücken mußten desinfiziert werden. So ein Schmarrn. Aber es dauerte nicht lange und schon saßen wir im Auto und setzten unseren Weg fort. "Vielleicht hätte es den Typen interessiert, daß ich noch drei Paar Schuhe dabeihab', die ich auch in Argentinien angehabt habe?" "Mhm... vielleicht ist der Typ aber auch einfach nur dumm."
Ich ging zu einer Bank, Geld abheben und kam mit sieben Mickymaus zurück. Irgendwas war da schiefgelaufen. Wir hatten noch 20 einzelne Dollar, die wurden gewechselt, der Flug bestätigt und wir machten uns auf den Weg.
Jetzt ging es los mit den schlechten Straßen und der unverschämten Maut. Wir drückten uns, sogut es ging. Gabi nahm die Positionen auf, an denen die Umfahrung beginnt bzw. endet. Sehr praktisch, da damit zu rechnen war, daß ich diese Strecke noch öfter fahren würde. "I should have done it earlier..."

Und immer den LKW hinterher, um keine Maut zu bezahlen.

Dieser Dreck hier hatte nichts von dem Charme und von der Abgeschiedenheit eines Altiplano, wo wenigstens die Landschaft für die Strapazen entschädigt, sie sogar rechtfertigt. Sie wäre sicher nicht mehr so schön, wenn jeder Trottel dort durchheizen würde. Hier heizt jeder Trottel durch und entsprechend sieht es aus - natürlich muß man sich die positiven Seiten wegdenken (Raststätten, guter Asphalt, geordnete Verhältnisse), denn die gibt es hier nicht. Die Kunst bestünde ja gerade darin, die positiven Seiten beider Verhältnisse zusammenzuführen, aber es ist einfacher, die negativen Seiten zu vereinen. Und das ist allerwegs das brasilianische Motto. Es ist einfach nur öd, langweilig, lauter Schlamm und Dreck überall und nur dumme Menschen, die sich aber für das Maß der Dinge halten. Alles geht drunter und drüber und wohin man blickt, nur Pfusch, Murks, Dilettantismus und Gaunerei.


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© by Markus Besold