Nachdem alles wieder eingepackt war, fuhren wir um 11:45 Uhr weiter. Die Knie
funktionierten immer noch nicht richtig. Ein bißchen besser war es, aber
noch lange nicht gut. In Rio Mayo, wo wir am frühen Nachmittag eintrafen,
suchten wir eine Tankstelle mit Dusche. Wir tankten voll, ich unterhielt mich
mit dem Tankwart, während Almut und Ines schon mal die Dusche gingen.
Ich fuhr zu den Duschen. Die hatten sogar warmes Wasser, wie alle Tankstellen
bisher. Und das obwohl es geheißen hatte, es gäbe nur kalte Duschen.
Deshalb würden sie auch nichts kosten. Wir waren nach ca. einer Stunde
geduscht und neu eingekleidet. Ich ging dann an die Kasse und sah den Typen
an. Er sah mich fragend an, ich meinte "Ja, also, ich möcht dann gern
zahlen, wieviel macht es denn?" Was ich denn zahlen wollte. Da sagt der
andere Typ: "Das ist der Deutsche mit dem Mercedes, der vor ein paar Stunden
getankt hat." Da langt er sich ans Hirn und meint: "Stimmt, das hatt'
ich ja ganz vergessen. Zum Glück war's ein Deustcher und kein Argentinier,
der wäre höchstens gekommen, um nochmal zu tanken und wieder abzuhauen,
weil's beim ersten Mal so gut geklappt hat." "Quatsch", sag ich,
"hab nur nicht gedacht, daß Du das vergessen hast" und grinse
ihn an. Ich zahlte und dann schnorrte ich von dem Weihnachtsbaum am Schaufenster
eine Weihnachtskugel. Eine blaue hatten sie nicht, ich mußte mich mit
einer Gelben zufriedengeben. Morgen war schließlich Weihnachten. Ich legte
ihm einen halben Peso hin und schmückte, mangels Baum, den hinteren Jaketthaken.
Dann ging es weiter. Es war bereits 16:00 Uhr, kurz hinter der Ortschaft hörte
der Asphalt auf, nun gingen die Pisten los, wir schrieben Kilometer Nummer 713.183.
Die Piste war recht in Ordnung, man konnte nicht klagen, weit besser, als die
meisten brasilianischen Asphaltstraßen. Die 113 Kilometer hatten wir in
genau zwei Stunden hinter uns gebracht. Das war zum Einstimmen, fortan würden
die Pistenabschnitte immer länger werden, doch zunächst rollten wir
wieder über ein kurzes Asphaltstück. Wir legten hier wohl eine Pause
ein, denn laut Eintrag waren es genau 20:45 Uhr als wir wieder auf der Piste
waren. Das Asphaltstück war jedoch nur 20 km lang gewesen und dafür
braucht man selbst mit dem 200D keine zweidreiviertel Stunden.
Da es relativ lang hell war, konnten wir erst spät auf Nachtplatzsuche
gehen. Es war immer so gegen zehn Uhr abends. So auch heut. Ich hatte es nicht
für möglich gehalten, was Erwin mir damals in Campinas erzählt
hatte, nämlich, daß alle Straßen in Patagonien links und Rechts
von Zäunen begrenzt waren. Aber es war tatsächlich so. Dabei fragt
man sich, warum sich jemand die Mühe macht, tausende und abertausende Kilometer
von Stacheldraht hier zu verlegen. Das hier ist doch alles wüst, öd
und leer...