Freitag, 4. Juli 2003

Ich errichtete mein Lager mit fünf Handgriffen, legte mich hin, rauchte die letzte Cigarette und schlief ein. Das ging einige Stunden gut, bis neben mir ein Auto anhielt. California Highway Patrol. Ein einzelner Polizist stieg aus und kam mit der Maglight auf mich zu. "Schläfst Du?" Mist. "Sir, nein, jetzt nicht mehr, Sir", ich sprang vom Gepäckträger hinunter. "Hier ist auf der ganzen Strecke Halteverbot, das ist normalerweise ein 30-Dollar-Ticket, Sir", sagte mir der Polizist. "Sir, Entschuldigung, das wußte ich nicht. Ich war im Hotel, aber die haben wegen dem Independence Day die Raten verdoppelt, dann hab ich einen Campingplatz gesucht, aber nicht gefunden. Und dann war ich zu müde, um die ganze Nacht durchzufahren und hab mir einen sicheren nachtplatz gesucht." es sah hin und her, als würde er überlegen. "Einen Camping kann ich ihnen nicht sagen, ich kenne keinen, aber hier sollten Sie jedenfalls nicht bleiben, denn so sicher ist der Platz nicht. We got a girl killed right here, eight Months ago." Dabei zeigte er genau auf die Stelle, auf der das Auto stand. "Oh... OK, I'm leaving, just give me three Minutes." Er bedankte sich, stieg wieder ein und fuhr los. Wollte keine Papiere sehen, keine Dokumente, gar nichts, war höflich. Da mußte ich wieder an Jennifer in Playa denken: "California Highway Patrol, das sind die schlimmsten. Alles Nazis..." Das war meine zweite Begegnung mit der Polizei in diesem Land. Absolut keine Probleme, keine Verhandlung wegen Bestechungsgelder, keine erfundenen Vergehen, kein langes Gedibber wie in Lateinamerika, und auch kein "Ich bin die Autorität und Du bist mein persönlicher Laufbursch"-Verhalten, wie in Bayern. Genau der goldene Mittelweg.
Ich warf den Daimler an und das GPS. Letzteres sprang erst an, als die Betriebstemperatur des ersteren bereits erreicht war. Garmin... Ich fuhr auf irgendeinen Highway, doch wie ich es auch anstellte, immer wieder fuhr ich in Richtung Los Angeles. Ich wollte einfach nur die entgegengesetzte Richtung, aber das gelang mir nicht, so oft ich es auch versuchen mochte. Als die halbe Nacht vorbei war, stellte ich mich einfach auf den Standstreifen zwischen zwei LKW und schlief auf dem Sitz ein.
Gegen acht Uhr wachte ich auf und fuhr nach Rose Hills auf den Friedhof. Dort traf ich gegen zehn Uhr ein, parkte im Schatten einer Eiche, legte mich auf die Bleche und schlief ein. Ich wachte zufällig auf als ein Friedhofsranger vor meinem Auto stand und etwas notierte. Ich sah ihn fragend an. Als er mich erblickte war er etwas überrascht. "Sorry, Sir, ich hab nicht gesehen, daß da jemand auf dem Auto liegt." Ich fragte ihn, ob das verboten sei. "Nein, nein, auf gar keinen Fall. Ich dachte nur, es handle sich um ein verlassenes Fahrzeug, habe Sie, wie gesagt, nicht gesehen. Entschuldigen Sie die Störung, have a nice Holiday..." Er stieg wieder in seinen Jeep und fuhr weg. Ich schlief wieder weg.
Ich sah auf die Uhr. Kurz vor Mittag... wieder ging es zum Roten Löwen. Diesmal fand ich den Weg zwar auf Anhieb, aber pünktlich war ich dennoch nicht.

Unfall auf dem Highway 5.

Als ich ankam stiegen wir gleich in Franks 300D und fuhren weiter zu Dell. Dort lernte ich Marco kennen, einen vielgereisten Deutschen, der mehrere Sprachen spricht, unter anderem Türkisch - kein Witz. Er ist irgendwann einmal in Los Angeles hängengeblieben. Kann ich verstehen. Ich hätte da auch gar nichts dagegen, wenn es mir selbst auch so ginge. Mal sehen, wie es sich entwickelt.


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