Alaska 2003
Samstag, 17. Januar 2004

Wir ließen heute den Tag gemütlich angehen, wie es eben unter Studenten so Sitte zu sein scheint. Die rennen sich nicht über den Haufen. In der Früh ging ich hinunter, um das Auto anzuwerfen. Springt nicht mehr mit der gewohnten Leichtigkeit an, es bedarf mehrerer Versuche. Es ist mir nie passiert, daß der Motor wieder ausging, nachdem er einmal lief. Irgendwas stimmt da nicht. Hias saß seit Jahren wieder einmal auf dem Beifahrersitz.

Ich rief Almut an, um zu erfahren, wie alles so läuft. Alles wieder beim alten, dennoch wäre es nicht unrecht gewesen, wenn sie mit nach Kalifornien gefahren wäre, aber was nicht geht, geht eben nicht. Kommt Zeit, kommt Rat.

Als wir dann Stunden später endlich losfuhren, lief er ganz normal. Ich stellte ihn wieder ab. Heute wurden Berichte geschrieben, wenig gefahren. Am Abend wurde noch ein Indischer Student am Flughafen abgeholt, der nach Indien geflogen war, um zu heiraten. Daraus schloß ich, daß er wohl eine Greencard bereits haben muß. Allerdings fuhren wir nicht mit dem Daimler, sondern mit Hias' Escort, da meine Rückbank nur Platz für eine Person bietet.

Das kommt davon, wenn man den Motor über Nacht ausschaltet...
Alles zugeschneit, da muß man dann hinunter, den Motor anmachen (was in letzter Zeit nicht mehr so glatt geht), dann wieder hoch, duschen, fertigmachen, frühstücken, dann kann man wieder hinuntern und alles ist aufgetaut und warm.

Wir kamen zu der Erkenntnis, daß man mit Zitaten aus "Das Boot" durch das ganze Leben kommt. Hier ein Beispiel aus der Praxis: Ich steh im Zimmer mit meiner Montur und dem Gammelpulli, den ich damals von Daniel Dömer in Marokko bekommen hatte. "He, weißt Du, wie lang ich das Hemd schon anhabe?" Hias antwortet nach dem Drehbuch: "Na, seit dem Auslaufen, oder?" "Nee, schon drei Wochen vorher. Hahahaa..." Klar könnte man einfach sagen: "Habt ihr 'ne Waschmaschine?", aber wie klingt denn das? Völlig verkrampft.
Gewaschen wird hier allerdings nicht so, wie man es halt macht, nämlich indem man die Wäsche in den TopLoader haut, Waschpulver hineinkippt und auf Permanent Press stellt, sondern es wird als erstes die helle von der dunklen Wäsche getrennt. Nun, das macht man wohl so, ich habe nicht nach den Gründen gefragt, aber er studiert schließlich und weiß, was er tut. "Richtig sauber machen diese amerikanischen Waschmaschinen natürlich nicht", erklärte er mir, "das ist alles mehr so symbolisch, nä?"
Anschließend kommt das Zeug in den Trockner und es werden der Ladung so Tücher beigegeben. "Was ist denn das Schwules?", fragte ich ganz entsetzt. "Na, das braucht man, damit das Zeug fein riecht. Außerdem lädt sich damit die Wäsche nicht mehr statisch auf." Ist ja pervers... Wenn ich will, daß meine Wäsche fein riecht, dann tunke ich einen Socken in Diesel und leg' den dazu. "Statisch aufladen? Was soll das?" "Ja, mei, da kriegst keinen Schlag mehr... Ist doch klar, stirbst halt nicht mehr beim Wäschezusammenfalten, also, wenn das nicht sinnvoll ist..."
Hias fragte mich, was ich denn für Zeug beim Waschen hätte. Unterwäsche und Socken, Handtuch... und ein Hemd. "OK, weil ich nehm die Hemden und Hosen schon nach zwanzig Minuten heraus und laß sie abhängen, dann schaut das Zeug aus wie gebügelt. Trick..." Seit wann bügeln Männer ihre Klamotten? "Wo hast denn das gelernt? Bei der Bundeswehr? Am Ende ist das wirklich ein Häkelverein für Schwule... Die kriesche uf de Bundesbräuteschule einisches beigebracht..." Hias ist Reserveoffizier, sollte man vielleicht zum allgemeinen Verständnis erwähnen. "Das lernt man bei Muttern..."
Eine halbe Stunde später stapfe ich mit Hias den Gang entlang zurück in die Wohnung. Er hielt eine Hose und drei Hamden im Arm. "Ist da mein Hemd auch dabei?" "Schon..." er sah es sich an und fuhr fort: "Naja... als Du gesagt hast, Du hättest ein Hemd in der Maschine, hab ich halt an ein Hemd gedacht... Das ist zwar eines, aber mehr so ein Hemd Modell 'Fetzen'... Aber jetzt haben wir es schon dabei, gell?" Hinterher sah das Hemd wirklich aus wie ein frisch gebügelter und gestärkter Putzlumpen. Vom Feinsten, die Ärmel zerfetzt, überall Öl- und Rostflecken, aber glatt wie ein Babypopo.

Abends wurde der Epilog fertiggeschrieben. Keine Anstrengungen den ganzen Tag, keine Besonderen Vorkommnisse, und genau so soll es sein, ich wollte schließlich mal entspannen. Das einzige, was ich nicht geregelt bekomme, ist es, vor fünf Uhr in der Früh ins Bett zu kommen.


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© by Markus Besold