Libyen 2008 / 2009
Montag, 5. Januar

Montagmorgen. Ich merkte das nur daran, daß ich gegen Vormittag Almut erst zur Post, dann zum Bahnhof fuhr. Am Abend wollte ich weiter nach Spanien, das Gepäck war eh schon fertig, mußte nur umgeladen werden. Vielleicht doch nicht so schlecht, mit dem 124er zu fahren. Der hat nämlich eine Klima. Ich fuhr Almut also mit eben diesem 124er zum Bahnhof, von wo aus sie nach Leipzig weiterfahren sollte. Kaum war ich daheim, bekomme ich einen Anruf, daß sie den Zug verpaßt hat. Ich also wieder ins Auto und zum Bahnhof. Auf dem Weg dorthin ruft Hiasi an, um zu fragen, wann es nach Spanien losgehen soll. Während dieses Gesprächs sehe ich im Rückspiegel einen silbernen Fünfer, mit zwei Leuten besetzt. Schmierer! Zwar ließ ich das Handy dezent fallen und tat so, als hätte ich nie telephoniert, aber als mit die Bullenschlampe ihre idiotische Kelle ins Gesicht hielt, war klar, daß die jetzt wieder einen Brezenmarkt veranstalten. Ich hielt von dem Handy-Laden eines Kumpels an. Es stiegen aus eine rothaarige Bauernschlampe, die Schwierigkeiten mit ihrer eigenen Muttersprache hat und ein Milchgesicht, dessen Schwester gleichzeitig seine Mutter sein muß, der mißgebildeten Fresse nach zu urteilen, für die er in der Schule sicher eine harte Zeit hatte. Beide würden sich in freier Wildbahn nicht trauen, mich überhaupt anzusprechen. Zumindest er war so der Kandidat, der einfach nur deswegen aufs Maul kriegt, weil er spektakulär blöd schauen kann - auch wenn es das einzige ist, was er kann. Das dumme Geschau abstellen ist für ihn eine Mission Impossible. Aber nun war er wer, Nun hatte er eine Uniform an. "Führerschein, Fahrzugschein". Fahrzeugschein gab ich ihr, "Führerschein habe ich nicht". "Wie, Sie haben keinen?" Ach, nerv mich doch nicht, Du Drecksbullenschlampe, laß mich doch einfach in Ruhe und verpiß Dich! Such Dir eine Arbeit!, hätte ich ihr am liebsten in Ohr gebrüllt. "Ich habe eben keinen. Ich habe einen brasilianischen, aber nicht dabei. Meine Frau steht am Bahnhof in der Kälte und die wollte ich schnell abholen. Ganz schlimm!" "Was ist wichtiger, ob Ihre Frau friert, oder ob sie gegen ein Gesetz verstoßen?", belehrte sie mich. "Ganz ehrlich? Hat sich das Gesetz beschwert?" Nun begann der Dienst nach Vorschrift. Ich mache immer wieder den Fahler, zu glauben, daß diese Viecher vielleicht doch mit Hirn ausgeliefert werden, aber die kennen nur Dienst nach Vorschrift. Als ich das Auto auf den Parkplatz fahren wollte, wurde ich wieder dran erinnert, daß das keine Menschen sind, sondern Apparatschiks, sonst nichts. Natürlich durfte ich das Auto nicht die drei Meter auf den Parkplatz fahren, sondern das mußte entweder der Kollege oder der Abschleppdienst machen. Auch durfte ich nicht dem Çenk meinen Schlüssel geben, damit der meinen Vater anruft, damit der das Auto abholt, sondern der Schlüssel wurde beschlagnahmt. Als nächstes wollte sie meinen Ausweis. Ich gab ihr meinen Paß. Danach fiel mir siedendheiß ein, daß da noch der 500er drinwar und ich bat um die Herausgabe des Inhalts des Passes. Meine Anfrage wurde ignoriert und übergangen. Dumme Sau! Und ab aufs Präsidium. Ein ekelhafter Ort. Jede Kneipe, in der sich heroinabhängige Hobbynutten, Dealer und Gelegenheitszuhälter arbeiten ist damit verglichen ein sympathischer Ort. Ich kann gar nicht beschreiben, mit welcher Inbrunst ich diese schmierigen Bullenschweine hasse. Wenn es nach mir ginge würde ich sie am nächsten Baum aufknüpfen lassen, und zwar an Klavierseiten, die sich langsam in ihre verfetteten Hälse hineinarbeiten und so, daß sie gerade noch mit der Fußspitze den Boden erreichen können, damit es auch ja nicht zu schnell geht.

Bald saß ich bei der Kripo, mir wurden die Fingerabdrücke abgenommen, Größe, Personenbeschreibung - das muß man mal einen Amerikaner erzählen, der glaubt mir kein einziges Wort - dann ab in den Bunker. "Die Staatsanwaltschaft Flensburg sucht ihn auch schon die ganze Zeit", gab so eine klebrige Drecksau noch seinen Kommentar dazu. "Scheiß Bulle, geh abgelaufene TÜV-Plaketten suchen", will man ihm nachbrüllen, sich auf ihn stürzen, ihm beide Daumen in die Augen rammen und den Kopf solange an die Wand schlagen, bis er platzt. Ich zitterte am ganzen Leib, aber nicht vor Kälte, sondern vor Haß. Dann sitzt mir gegenüber das Milchgesicht, das mich festgenommen hatte, nur einen Meter von mir entfernt und ich mußte aufpassen, daß mir nicht eine Sicherung durchging und ich ihm den Kehlkopf zertrümmerte. Einmal soll mir so ein Wicht da draußen, da, wo die Uniform nichts bewirkt, über den Weg laufen, dann mach ich ihn zum Auslaufmodell. Aber in einem Polizeistaat keine Chance. Gib so einem Stallknecht eine Uniform, und er wird ganz besoffen von diesem Fingerhut voll Macht. Das hat man dann davon. Das Theater zog sich Stunden hin. "Unterschreiben Sie bitte hier?", fragte man mich. "Wenn ich nicht muß, unterschreibe ich auch nicht." Zwei Minuten später kommt man mit dem nächsten Papier an. "Muß ich?" "Nein, Sie können es auch bleiben lassen." Wieder einige Minuten später: "Und hier brauche ich noch eine Unterschrift". "Alles, was ich nicht unterschreiben muß, das unterschreibe ich nicht. Jetzt, bitte, das ist doch nicht wirklich sooo schwer zu verstehen, oder? Belästigen Sie doch Ihre Kollegen mit dem Dreck..." Mann, sind die hohl!

Mein alter Herr kam rein und bezahlte 3600 €, damit mich die Viecher nicht gleich dabehalten. Als ich meinen Paß zurückbekam - ohne den Einband, denn der wurde getrennt geliefert, fragte ich, ob der 500er für die Strafe draufgegangen war. Aber da hieß es nicht nur, daß da kein 500er gewesen wäre, sondern ich bekam auch gleich noch eine Anzeige wegen Verleumdung und Vortäuschung einer Straftat. Es wurde ein Externer geholt, ein dumpfer Idiot, sein IQ knapp unter der Raumtemperatur, dem die Dummheit ins Geschicht geschrieben stand. Der legt mir ein Gesetzbuch vor und tat gerade so, als könnte er lesen. Dann hielt er mir eine Moralpredigt über die königlich bayerische Polizeibeamtin, die nur ihre Arbeit tut, und der ich böser Mensch eine reinwürgen will, die genug verdient und es somit nicht nötig hat, Leuten wie mir das Geld wegzunehmen. Was sollte ich machen? Beweisen konnte ich es nicht und selbst wenn, kann man schlecht einen Bullen beim anderen anzeigen. In diesem Fall wollte ich eigentlich nur mein Spaniengeld zurück, aber das war aussichtslos. Aber sowas kommt in Deutschland ja nicht vor. Genausowenig, wie daß ein Bulle besoffen auf Streife ist. Das gibt es alles nicht. Aber wenn ich so einen Bullshit höre, von wegen die tun nur ihre Arbeit. Einen Scheißdreck tun die. Die tun alles: Den Verkehr behindern, Leute belästigen, aber ihre Arbeit, ihre eigentliche Arbeit, die bleibt liegen. Damit sind diese geistesschwachen Zombies doch hoffnungslos überfordert, alles, was über Ordnungswidrigkeiten hinausgeht, liegt weit hinter deren Horizont. Nun wollte mir der scheiß Bulle etwas anhängen. Man rief meinen Vater an. Ich redete mit ihm. "Du Idiot, dann halt doch einfach Dein Maul", sagte er mir, "Du hast immer noch nicht kapiert, daß die am längeren Hebel sitzen!" "Warum sind wir dann nicht in Brasilien geblieben? Da hätte ich für 500 Euro eine Eskorte bekommen und einen privaten Wachdienst, und obendrein einen Führerschein frei Haus..." Aber bedauerlicherweise leben wir hier in einem Rechtsstaat. Und das bedeutet: Der Staat hat immer Recht. Ich legte auf. Das Geld war natürlich weg, bestenfalls komme ich ohne Anzeige davon. Scheiß Bullen! Sie fuhren los, durchsuchten das Auto meines Vaters, der dann nochmal auf der Dienststelle anrief, um den Hirntoten mitzuteilen, daß ich doch nicht mit seinem Auto, sondern mit dem blauen Benz unterwegs gewesen sei - im Mitdenken war mein Vater noch nie der beste. Das Geld war im Paß und der Paß war bei mir. Hoffentlich finden die scheiß Bullen jetzt nicht meinen deutschen Führerschein. Wieder eine halbe Stunden wie auf Kohlen. Ich überlegte mir in der Zeit, wieviel wohl ein AIDS- oder Krebskranker verlangen würde, um sich mit einem irakischen Bauchweggürtel von diesem genetischen Sondermüll verhaften zu lassen. Die Kohle würde ich auch noch igendwie aufbringen, und wenn ich sie mir vom Mund absparen müßte. Erst bei der Nacht durfte ich dann gehen. Erst mal heim und duschen. Bäh. Mit Spanien wurde es heute nichts mehr, und mein Vater hatte auch eine Anzeige bekommen, daher würde er mir sein Auto auch nicht geben. Der hatte Angst, daß die Polizei unser Schlüsselbrett kontrollieren könnte und aus der Tatsache, daß der Schüssel fehlt, schließen, daß ich mit dem Auto unterwegs sein könnte. So eine Denke kann es nur in einem Polizeistaat geben. Witzig, daß gerade Leute, die so denken, vehement bestreiten, in einem Polizeistaat zu leben. Wenn man nur systemkonform genug ist, fühlt man sich wohl überall frei. Aber ich beschwere mich nicht zu doll. Es könnte schlimmer sein. Immerhin darf man aus Bayern jederzeit Ausreisen und muß nicht über Mauern klettern und durch Minenfelder laufen und dabei noch den Kugeln der Apparatschiks ausweichen. Die schaffen es sogar, sich ohne Fremdeinwirkung mit der eigenen Dienstwaffe zu erschießen - so behindert muß man erst mal sein. Aber das sind genau die Bullen, von denen man sagt, es gebe auch Polizisten, die in Ordnung sind. Und dem stimme ich zu. Wenn alle bayerischen Polizisten den Anstand besäßen, ihrer sinnlosen Existenz ein Ende zu setzen, dann wäre der Platz frei für richtige Polizeibeamte und Bayern würde zum Paradies.


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© by Markus Besold