Die
Anmeldung hätte schon längst vorgenommen werden müssen, deshalb erledigten wir
das an erster Stelle. "Wir" ist gut. Die ganze Schreibarbeit - was anderes gab
es nicht zu tun, blieb natürlich an Almut hängen, die als einzige diese Zeichen
entziffern konnte und auch wußte, was sie am Ende für einen Sinn ergaben. Jeder,
der in Libyen einreist, muß sich innert 7 Tagen bei diesem "Immigration Office"
melden, zu dem wir uns durchfragten. Dort holten wir die Formulare, Almut füllte
sie aus und abgeben mußten wir sie ganz woanders. Auch dieses Gebäude fanden
wir nach mehrmaligem Fragen. Ich blieb beim Auto, da es keine richtigen Parkplätze
in der Gegend gab. Die anderen erledigten die Formalitäten. Das mit den 7 Tagen
hatten wir natürlich auch nicht so genau genommen und nun hieß es, wir müßten
50 US$ Strafe zahlen. Es blieb aber, wie in Libyen üblich, bei einem netten
"Schwätzle" mit dem Amtschef, der schon einmal in der Bundesrepublik war und
- aus welchen Gründen auch immer - anscheinend davon begeistert war. Als Deutscher hat man in Libyen ein Bonus. Die Sympathie,
nicht nur für die deutsche Nationalelf, sondern auch für Deutschland an sich
ist riesengroß und das tut gut. Es mag nicht zuletzt daran liegen, daß die Araber
und die Juden sich so gerne mögen. Meine Sympathien liegen ganz klar bei den
Arabern. Die könnten, wenn sie sich mal zusammentun würden, ein Ersatz für die
zerbröselte UdSSR sein, aber dazu sind sie vielleicht einfach zu faul, ich weiß
es nicht. Und sie haben mit den Deutschen eines gemeinsam: Während wir uns hier
gegenseitig die Köpfe einschlugen, haben sich seinerzeit die Engländer und Franzosen die Halbe
Welt unter den Nagel gerissen. Als wir dann eine Nation waren, merkten wir,
daß wir bei der Verteilung der Welt in den vorangegangenen Jahrhunderten zu
kurz gekommen sind. Wie die nachträglichen Versuche das zu ändern, endeten, wissen wir alle.
Und auch die Araber sind damit beschäftigt, sich gegenseitig zu beschimpfen,
während die Juden über sie lachen. Allein Gadaffi versucht, eine Einigung zwischen
den Arabern herbeizuführen. Bislang ohne Erfolg. Wie es der restlichen Welt
wohl ergehen würde, wenn die Araber wüßten, was sie mit dem Erdöl sonst noch
alles machen könnten, außer Geld?
Anläßlich des 30. Jahrestages der Großen Revolution paradierten am Abend die Gruppen vieler afrikanischer Staaten auf dem Grünen Platz. Überall hingen Plakate aus, die klarmachten, daß Libyen sich nicht nur geographisch sondern auch politisch und geschichtlich als afrikanischer Staat versteht. Das wollen Tunesier, Marokkaner und auch Ägypter gar nicht so gerne hören, genauso, wie die Engländer sich nicht ohne weiteres zu Europa ("der Kontinent") zählen mögen.
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