Libyentour 1999
Mittwoch, 1. September

Wir erwarteten die fette Party und wurden leider enttäuscht. Auch der Chef ließ sich nicht blicken. Vielleicht am Abend, vielleicht morgen, nichts genaues weiß man nicht. Der Tag wurde in Leptis Magna verbracht. Dort trafen wir drei deutsche Touristen aus Fürstenfeldbruck, die mit einem Land Rover Defender und einer Ténéré unterwegs waren. Wir fragten sie, wo sie überall gewesen seien und sie erzählten vom Wadi Mathendous, zu dem sie mit einem schweizer Ehepaar, das sie in der Jugendherberge in Germa getroffen hätten, gefahren seien. Dieser Schweizer hätte eine fast vollständige Saharaausrüstung und sei mit einem "Pritschen-Corsa" mit 13" Rädern unterwegs gewesen.

Leptis MagnaDas war für mich eine Aufforderung, auch dorthin zu fahren, denn wenn der Schweizer es geschafft hatte, würden wir es auch fertigbringen und wir hatten immerhin 15"-Räder... noch hatten wir sie. Wir erkundigten uns weiter, ob sie Göttlers A8 gefahren seien, denn diese stand uns noch bevor, doch sie sagten, daß sie sich nicht auf die gewagt hätten, da sie alleine unterwegs wären und dort "alle Jubeljahre einer vorbeikommt". Ich fragte nicht, wie zwei Fahrzeuge allein unterwegs sein können, aber kapiert habe ich es nicht ganz...

Auch italienische Touristen aus Mailand waren hier mit Wohnmobilen (die einzigen, die ich je in Libyen sah) unterwegs. Sie fragten uns, wo wir gewesen wären und erkundigten sich, ob sie mit ihren Autos ohne Klimaanlage nach Ghadames fahren könnten. Wir versuchten ihnen klarzumachen, daß die Klimaanlage nur in Küstennähe wirklich wichtig wäre. In der Wüste sei es schließlich trocken und die Hitze daher erträglich. Ich weiß nicht, ob das bei den Italienern ankam, denn sie konnten nicht richtig Französisch und wir kein Italienisch.

Ich wollte noch ein Grünes Buch auf Deutsch haben und fragte einen Araber, der da gerade saß, auf deutsch (arabisch kann ich ja nicht), wo denn "der Chef vo' dem G'schäft ist" und muß äußerst dämlich geschaut haben, als die Antwort prompt und wie selbstverständlich auf deutsch kam "Der ist gerade nicht da. Was brauchen sie?" Er hatte in Schwerin Maschinenbau studiert und erklärte uns später, daß Heute in Tripolis nichts mehr wäre, da alles auf den 6. September verschoben worden sei. Für uns hieß das, sofort hinunter zum Mathendous zu brechen, um rechtzeitig wieder da zu sein. Wir fuhren sofort los, die Küstenstraße entlang und südlich von Abukarin auf die Great-Man-Made-River-Trasse (GMMR-Trasse), die bis Schweyrif führte. Am Abzweig stand ein Polizeiposten. Sie wollten uns zum Essen einladen, doch da wir so schnell wie möglich vorankommen wollten, schlugen wir die freundliche Einladung aus.

Die Polizisten verabschiedeten sich, sagten, die Strecke sei "Ali Baba" und "No standby, OK?". Kein Problem, hatten wir sowieso nicht vor, was auch immer damit gemeint war. Was die immer nur mit ihrem Ali Baba hatten? Ein Dejavu: Links aus der Wüste sprang ein Kaninchen (?) auf die Piste und lief kurz neben dem Auto her, um kurz darauf einen Haken mitten auf die Fahrbahn direkt vor's Auto zu schlagen. Mit einem leisen TOCK beendete unsere Stoßstange das Leben dieses idiotischen Tieres. Was sollte das denn? Die Piste ist so gut wie nicht befahren und es ist für so ein Vieh wie ein Lottotreffer, beim Überqueren der Piste von einer Stoßstange erwischt zu werden. Es sah alles verdammt nach geplantem Selbstmord aus...(Zitat: Peter Kohle)

Um 23:50 Uhr, 113 km nach dem Posten am Abzweig, kam die 3. Reifenpanne (km 9.110). Diesmal hatte es den Reifen vorne links erwischt. Ich bemerkte das bei einem zufälligem Halt, da das Auto so komisch zischte. Wieder einmal wurde ein 14"er vom Dach geholt und montiert. Langsam nervte dieses ständige Reifenwechseln und das auch noch bei Nacht (deshalb auch kein Photo). Wir fragten uns, wie lange die restlichen noch durchhalten würden.


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