Afrika 2000
Das dicke Ende
Dienstag, den 5. Dezember

Die am Tag zuvor angefertigten Papiere waren nun soweit, daß man den "Prozeß" beim Zoll selbst beginnen konnte. Ich ging natürlich immer mit und sah zu, daß ich was vorantreiben konnte. Die Papiere kamen zu irgendeinem Nichtanwesenden im Erdgeschoß, der war, wie man sich denken kann, nicht da und kam erst Nachmittags. Es kann auch sonst niemand die Arbeit machen, weil er wohl der einzige ist, der lesen kann. Sauerei! Komm ich halt am Nachmittag wieder. Als ich dann gegen 14:00 Uhr wieder antanzte waren die Papiere schon eine Station weiter. Was hat er denn nun mit den Papieren gemacht? Er hatte alles in den Computer eingetippt. Also, das kann ja wohl jeder Analphabet...
Wir gingen da hin, wo die Papiere nun waren. Sie lagen auf einem riesigen Stapel und ich fragte nach, was denn nun mit diesen Papieren weiter geschehen würde. Die würden in die verschiedenen Sektoren aufgeteilt werden, müssen noch sortiert werden. Hm... kann man wohl nicht gleich machen, schließlich sind nicht alle Menschen auf der Welt dazu da, um Markus Besolds Wünsche zu erfüllen. Aber die Drei, die in der Ecke Kaffee tranken und Witze machten könnten sich wohl mal darum kümmern, wofür werden sie denn so fürstlich bezahlt? Ich ließ nachfragen, in welchen Sektor denn meine Papiere kommen sollen. Er sah sie sich kurz an und teilte meiner Hilfsagentin mit, welcher Sektor das sei und nach einer kurzen Debatte erklärte er sich bereit, diese Papiere nicht erst um 17:00 Uhr, sondern gleich weiterzuleiten. Immerhin. Wir warteten, bis der Zettelverteilheini die Papiere in den erwähnten Sektor brachte und folgten ihm. So. Nun lagen die Papiere auf einem Schreibtisch in einem anderen Büro. Die Bürochefin, eine ziemlich abgewrackte Blondine, meinte, daß alle Papiere am Ende des Tages innerhalb des Büros verteilt werden würden. Und daß meine Papiere jetzt schon verteilt werden, das geht nicht. Ich fragte nach, welcher der Herren denn meine Papiere erhalten würde und sie sah sie sich an und sagte "Der da, am dritten Tisch in der zweiten Reihe." Der Typ sah nicht so aus, als hätte er was zu tun, trank Kaffee und las in der Zeitung. Ob sie ihm nicht einfach die Papiere geben könne. Das gehe auf keinen Fall, sie muß sie sich zuvor genau ansehen. Er würde sie morgen bekommen. "Keine Schere schärfer schiert, als wenn der Knecht zum Herre wird..." So eine Schabracke! Hier war nichts mehr zu machen, da hat es nichts gebracht, daß einer mit sich reden ließ, jetzt liegen die Papiere da, wo sie um 17:00 Uhr sowieso gelandet wären. Wir gingen nochmal zu dem, der die Papiere netterweise vorzeitig weitergeleitet hatte und erklärten ihm, daß sich die andere da querstellt. Er sei leider nicht ihr Vorgesetzter und könne nichts machen. Wir fragten nach dem Vorgesetzten und wollten ihn aufsuchen, doch der war leider schon weg.
Den ganzen Tag beim Zoll und sogut wie nichts eledigt. Warum bin ich Idiot auch nicht einfach in Afrika geblieben? War das eine schöne Zeit im Senegal...


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