Afrika 2000
Das dicke Ende
Donnerstag, den 7. Dezember

Wie immer, erst mal nach Santos rein. Heute wartete ich sogar zweieinhalb Stunden auf den Bus und kam natürlich genau zur Mittagszeit in Santos an, also ging ich direkt zum Shopping Balneário ins Internet. Mal sehen, ob nicht vielleicht die Brigitte jemanden weiß, der dem diplomatischen oder konsularischen Corps angehört, und der gerade Zeit und Bock hat, diesen Aufgeblasenen Drecksäcken den Marsch zu blasen.
Am Nachmittag ohne Umweg über die Agentur gleich zum Zoll hineinspaziert. Die Papiere waren immer noch da, wo sie am Tag zuvor auch schon waren. Das ist doch nicht möglich! In der Zeit tippe sogar ich einen Roman zusammen. Heute gegen Ende des Tages sollen sie aber fertig werden und in die nächste Abteilung kommen. Ich fand heraus, daß die Papiere der Australier unmittelbar vor den meinen lagen. Da hier ohnehin ohne Waffengewalt nichts zu machen war, ging ich los und suchte die Pension "Los Angeles". Eine Stunde später war ich da und fand auch gleich die Australier, er hieß Steve und seine Frau hieß auch irgendwie, konnte mir aber den Namen nicht merken. Wir unterhielten uns ein paar Stunden, schimpften über das Affentheater der Brasilianer und waren fasziniert über so viel Blödheit auf einem Haufen, daß wir gar nicht glauben konnten, daß das wahr ist. Die beiden waren schon viel gereist, waren sich auch bisher einig, daß Bombay der schlimmste Hafen war, dort hatten sie nämlich zwei Wochen gebraucht, um das Motorrad freizubekommen, aber mit Brasilien verglichen war das damals in Indien direkt süß.
Kein Schaden ohne Nutzen, denn ich muß auch sagen, daß ich seitdem den Senegal gar nicht mehr so schlimm finde, es war zwar nervig, aber im Vergleich... wär ich bloß dortgeblieben. Dort hatten sie meine Papiere und ich mein Auto, je länger es dauerte, desto besser oder zumindest billiger wurde es für mich. Hier war es genau umgekehrt, denn nun hatten die Uniformenjulen mein Auto und ich nur die Papiere, doch was fang ich damit an? Abgesehen davon, daß man auf Papieren nicht fahren kann, spielte der Faktor Zeit nun gegen mich. Man braucht eben nur einen Vergleich und schon tat es mir Leid, soviel schlimmes über den Senegal gesagt zu haben. Einen guten Teil davon nehme ich zurück und sollte ich jemals wieder in den Senegal fahren, dann ist mir eine andere Betrachtungsweise gewiß, hab ich doch fortan den Vergleich zu Brasilien.


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© by Markus Besold