Heute kam ich erst am Nachmittag zur Agentur. Die Papiere waren soweit fertig, man wartete nur auf den Anruf vom Zoll. Das konnte nichts werden. Das kann ich mir so richtig vorstellen, wie so ein sabbernder Vollidiot vor dem Telephon sitzt und sich überlegt, ob er erst abheben soll und dann wählen, oder ob er besser erst wählt und dann erst abhebt und sich nach langem Hin und Her für letzteres entscheidet.
Ich bat den Agenten, gleich dort anzurufen. Das tat er und es hieß, das Papier kann abgeholt werden. Na, also. Eine halbe Stunde später war der Zettel da. Währenddessen bekam ich die Papiere, die ich bei einer Polizeikontrolle vorzeigen mußte. In Afrika war das meistens ein A5-Blatt, aber die Brasilianer sind viel blöder als die Afrikaner, brauchen also noch mehr Papier und es handelte sich um acht DIN A4-Seiten in einer Schutzhülle, die ich sicherheitshalber zutackerte, nicht, daß mir am Ende noch einer dieser außerordentlich wichtigen Zettel verloren ging. Dämlicher geht es definitiv nicht! Ich nahm das Zeug und verabschiedete mich und wurde von einem Fahrer zum Zollager gebracht.
Der Stellplatz im Hafen. |
Dort gab ich meinen Paß durch ein Fenster und bekam ihn nach 45 Minuten wieder. Die Frage bleibt: Für was die beglaubigten Paßkopien? Danach konnte ich an einen anderen Schalter gehen und das Papier vom Zoll durch ein Fenster reichen. Es dauerte und dauerte, der Himmel verfinsterte sich, doch lange nicht so, wie mein Gemüt, irgendwann fragte ich nach, was denn nun los sei. "Er versucht gerade, den Container ausfindig zu machen, in dem das Auto ist." Nun reicht es mir, das war zu viel, dieser Abschaum hat doch keinen Plan über den eigenen Dreck, den er da abzieht. Ich sagte ihm, daß ich keinen Bock mehr auf Spielereien von unterentwickelten Ländern habe und daß ich jetzt einfach da hineingehen werde um mein Auto zu holen, was das hier denn für ein Saustall sei, wenn ich Depp, der hier nichtmal Zutritt hat, jemandem der hier seit Jahren arbeitet erzählen muß, wo was steht.
Ich ging durch die Schranke, er lief mir hinterher. Keine Ahnung, was ich da tat, aber ich war kurz davor, meine ganze Wut, die sich seit über einem Monat angestaut hat an diesem Typen rauszulassen. Ich drehte mich um und ging auf ihn zu, muß wohl irgendwas in den Augen gehabt haben, er blieb nämlich sofort stehen, ich zog meinen Paß aus der Tasche und sagte ihm, daß ich Bürger der Bundesrepublik Deutschland sei und daß er mich besser nicht anfassen soll, wenn er keinen Ärger haben will. Hat funktioniert, der hatte wohl noch weniger Ahnung als ich.
Ich steuerte in das Büro in der Halle, machte ohne anzuklopfen die Tür auf, ging an den Schlüsselkasten und nahm meinen Reserveschlüssel, drehte mich um und wollte gehen, als der nächste Idiot aufsprang und fragte, wer ich sei und was ich wolle. "Ich bin der Besitzer meines Autos und hole meinen Schlüssel..." -"Sie dürfen hier ohne Agenten nicht rein!" Ich ergänzte noch: "...and I don't speak your fucking language!" Zum Auto. Er folgte mir und laberte mir einen Text ans Knie von wegen er sei Verantwortlich und das ginge so nicht, ich dürfe hier nicht rein. Ich konnte kein Portugiesisch mehr, riß die Plane vom Auto, warf sie auf den Boden, stieg ein und fuhr los, drängte mich zwischen zwei Laster und während ich darauf wartete, daß der Laster vor mir abgefertigt wurde, kam auch der Bürofuzzi angehetzt und bat mich zu unterschreiben. Tat ich auch und zwar in Blockschrift "DU ARSCHLOCH". Kann eh nicht lesen. Das Auto müsse noch gewogen werden, meinte er. Ich teilte ihm mit, daß er genau die Zeit zum wiegen hat, die ich benötige, um über die Waage zu fahren. Geklappt hat das natürlich nicht, ist mir auch Wurscht.
Ich hielt kurz an und notierte ins Fahrtenbuch:
"22:47 Uhr (Abidjan Zeit) Auto aus dem Hafen. Tkm 225,3; Stand 650.053 km"
Der Typ bat mich, noch einmal zurückzufahren, um das Auto zu wiegen, aber er bekam als Antwort nur meinen Mittelfinger. Jetzt können sie mir nichts mehr, ich hatte das Auto und die Papiere.
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