Afrika 2000
Das dicke Ende
Freitag, 24. November 2000

Um 4 Uhr früh ging es los. Mit dem Taxi zur Busstation, mit dem Bus nach Guarulhos, ab in die MD-11 der Swissair. Relax, sit back and enjoy... Ich war schon seit 12 Jahren nicht mehr geflogen. War wieder mal ganz nett und hätte ruhig 10 Stunden länger dauern können. Jede Flugstunde kostet mich da unten Tage, aber dennoch oder gerade deshalb bin ich lieber mit dem Daimler unterwegs. Von hier oben sieht man ja nichts...
Kurz nach dem Start stand ich also auf dem Flughafen in Buenos Aires. Ich mußte mindestens drei Tage bleiben, das heißt, bis Montag. Erstmal 100 US$ wechseln. Ganz falsch, denn der US$ ist hier praktisch Währung und wird überall akzeptiert und das argentinische Spielzeuggeld ist eine Nebenwährung, die man halt hat. Man braucht nicht wechseln, das kostet nur Wechselgebühren und bringt nichts. Wußte ich aber erst hinterher.
Dann fragte ich nach einem Ticket ins Centrum -"11 Dollar" Ähäm... ins Zentrum von Buenos Aires, nicht ins Zentrum von Montreal!" -"11 Dollar". Blöd... also gut, hilft ja doch nichts. Der Bus war klimatisiert, verdunkelt und äußerst bequem, so daß ich sofort einschlief. Als ich aufwachte stand der Bus an einem anderen Flughafen und der Busfahrer fragte, ob ich nicht aussteigen wolle, ich würde sonst doch meinen Flug verpassen. "Aber ich bin doch gerade erst angekommen. Ich will ins Zentrum." -"Da habe er vorhin gehalten." Hatte ich aber nicht mitbekommen, weil ich geschlafen habe und wenn ich schlafe, dann kriegen mich auch keine Bomben wach. "Ja. Super! Was soll ich jetzt machen?" Der Busfahrer sagte: "Setz Dich hin, ich fahre danach wieder ins Zentrum. Mußt halt ein wenig warten." Und ich fragte nach, ob ich jetzt wieder zahlen müßte. "Nein, brauchst nicht, aber nur, weil Du der Enkel vom Fidel Castro bist." Meinetwegen, wenn's dafür 'ne Busfahrt umsonst gibt, darf er mich auch als Enkel Churchills bezeichnen...
Bei der Fahrt durch die Stadt kam ich mir auch gar nicht mehr so verloren vor, denn hier fahren wieder 123er durch die Gegend, als sei das das normalste von der Welt. Herrlich, dieser Anblick! Dieses Land scheint zivilisiert zu sein.
Im Zentrum stieg ich dann aus und wollte erst mal was essen und den Spiegel lesen, den ich im Flugzeug gefunden hatte. Ich fand ein nettes kleines Café und setzte mich dort hinein. Die Preise waren wirklich gesalzen, aber man hatte mich gewarnt. Im Reisebüro hatte man mir empfohlen, ich solle nach Santiago de Chile fliegen, aber der Flug ging erst am Mittwoch und ich würde erst am Wochenende zurück sein. Rechnet man dazu, was der Container in dieser Zeit kostet, dann ist Buenos Aires trotz der hohen Preise etwas billiger. Ich bestellte also ein Käsetoast und ein Cola für insgesamt 8,50 US$. Hier können die Leute wenigstens wieder Englisch. Man könnte sich zwar sicher auch gut mit Portugiesisch verständigen, aber man geht ja mit Dummheit nicht absichtlich kokettieren.
Da ich keine Ahnung hatte, wohin es nun gehen sollte, schlenderte ich so durch das Zentrum und fragte ab und an nach einer Unterkunft mit etwas gemäßigten Preisen. Das Auto fehlt halt doch sehr, da braucht man sich um sowas absolut keine Gedanken zu machen, das wird im Notfall irgndwo abgestellt und gut ist's. Wenn man aber zu Fuß im Zentrum von Buenos Aires ist, dann überlegt man sich zweimal, ob man für teures Geld rausfährt um eine billige Herberge zu suchen oder ob man einfach ein billiges Hotel im teuren Zentrum nimmt und sich die Fahrerei spart.
Ich fand dann in der Maipú das gleichnamige Hotel. 25 US$ pro Nacht. War OK, immer noch besser als 20 Dollar Busgeld plus 10 Dollar Herberge. Als erstes lud ich mal den Rucksack ab, der wog ganze drei Kilo und war mir schon wieder viel zu schwer, bin ja nicht auf Bergtour... Danach setzte ich meinen Stadtbummel fort, nur mit dem Spiegel bewaffnet, das war schon wesentlich angenehmer. Hier gibt es auch wieder Internet-Cafés in Hülle und Fülle und die waren nichtmal so teuer, die Stunde kostete zwischen 1 und 2,50 US$, das ist viel billiger als in Brasilien - kein Wunder, scheinbar orientiert sich Argentinien an Europa, während Brasilien sich lieber an Afrika orientiert und selbst dort kostete kein Internet-Café 4 Dollar pro Stunde. Ich ging in ein großes Internet-Café (1,5 US$/Std.) und blieb ein paar Stunden dort. Leider machte das um 20 Uhr dicht. Hier wird es wesentlich später Dunkel, auch das erinnert ein wenig an Daheim.


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