Afrika 2000
Die Überfahrt
Mittwoch, den 25. Oktober

Das Wetter war nicht mehr so herrlich. Die Sonne ist ja unterwegs nach Süden und daher war es außerordentlich heiß und dazu nicht mehr so windig. Noch fragte ich mich, wo denn die Klima bleibt. Aber ich hörte den Heinz Hönig schon schreien: "Wo bleibt denn der Sanikoffer, verdammt nochmal!?" Die Meeresfarben waren unbeschreiblich wunderprächtig, sattes Blau, schimmerndes Grün und seltsames Violett wechselten sich ab. Die Gischtkronen waren wieder kleiner als gestern. Ich lieh mit beim Kapitän "Killing Fields" aus - Kambodscha, 70er Jahre, Englisch mit dänischen oder norwegischen Untertiteln und versuchte mir diesen Film auch sowohl anzusehen als auch anzuhören. War nicht leicht und Rushabh, der Flegel, hat es nur Almut zu verdanken, daß er heute nicht auf dem Meeresgrund liegt.
Die 18-Uhr-Nachrichten meldeten einen "Volksaufstand" an der Elfenbeinküste. Gbagbo ist Präsident. Super! Toll gemacht! Gbagbo, Gueï, Kohl, Schröder - their faces and their asses... what the hell is the difference?
Die üblichen politischen Kasperlspiele in Europa und Afrika eigentlich gleich, nur ist dort mehr Action dabei, und die Neger, von Natur aus ein wenig möchte nicht sagen ungeschickter, sondern frecher, bemühen sich weniger, sogenannte Skandale und Affären zu vertuschen. Interessanter als die Nachrichten war dieses geheimnissvolle Meeresleuchten, das heute wieder gut zu beobachten war, auch etwas abseits des Schiffs.
In der Nacht besuchten wir Azid auf der Brücke, der Käpt'n kam hinzu und Almut unterhielt sich Stundenlang mit ihm über Indien, Pfarrer, Islams, Exorzisten u.v.a.m. War mir schon wieder zu hoch, weniger sprachlich, als vielmehr inhaltlich...


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© by Markus Besold