Afrika 2000
Die Überfahrt
Sonntag, den 29. Oktober

Langsam nahm auch Almut wieder an den Mahlzeiten Teil und war wieder an Deck beim Arabisch-Vokabel-Lernen. Unfaßbar. Sie lernt Wörter auf Arabisch, deren Bedeutung mir im Deutschen nie untergekommen sind. Mir fallen sie gar nicht mehr ein, ich werde sie auch bestimmt die nächsten 70 Jahre nicht brauchen... Ansonsten übte sie so 'ne möglicherweise überlebensnotwendige Tätigkeit wie Nähgarnsortieren aus...
Um 16:45 Uhr gingen wir vor Itajaí vor Anker. Vor uns lag Brasilien. Gegen 19 Uhr liefen wir ein und legten an.
Itajaí
"Da! Da vorne! Da! 270 Grad ein U-Boot, ein brasilianisches U-Boot!!!"

Abends gingen Almut und ich an Land - ohne Papiere. Nichts bewegt sich, alles ist komisch - und ich versuchte, Mamma Besold in Campinas anzurufen, die war gerade im Urlaub hier. Aber das war gleich das erste, was nicht funktionierte. Zweieinhalb Stunden später mit drei verschiedenen Informationen über den anzufunkenden Apparat versehen gingen wir wieder zurück. Der Hafenwächter schaffte es dann, ein Gespräch durchzustellen. Ich fragte nach, was die Nachforschungen ergeben hätten, mit welchem Paß ich denn nun einreisen soll. Es hieß, ich solle mit dem brasilianischen einreisen. Hier begingen wir den ersten Fehler, der mir noch viel Kopfschmerzen bereiten würde. Aber gut, ich dachte mir nichts und es blieb dabei.
Wenigstens konnten wir auf der Bank Geld abheben, das war immerhin schon mal was. Es war Sonntag und daher war hier nicht viel los. Anscheinend sehr religiös, dieses Itajaí. Ansonsten wirkt alles sehr europäisch, so mit Straßenmarkierungen, guter Asphalt, nur die Autos waren zu lächerlich, da waren die Afrikaner ein gutes Stück kultivierter. Hier fuhren kaum Mercedesse und wenn, dann solche Stiehlblüten, wie die A- oder die C-Klasse, ansonsten hauptsächlich FIAT und Opel, was hier aber Chevrolet heißt, sonst ändert sich nichts, die gleichen hässlichen Gebilde, die auch bei uns zur genüge herumgeistern, als da wären, Corsa, Omega, Vectra. Ford gibt es hier auch, vom Taunus, hier DelRey bis Locus, alles da. Auch Volkswagen hat hier viele Modelle, mehr als in Europa, aber nicht besser. Der alte Passat heißt hier Quantum, der Santana hat meistens nur zwei Türen, den VW-Brasilia und den VW-Variant hat es außer in Brasilien nirgends gegeben, nicht ohne Grund, die restliche Welt will ja autofahren und nicht mit skateboadrähnlichen Teilen spielen und der Käfer, hier Fusca ersetzt den 123er in Afrika. Diesel PKW gibt es hier nicht, warum auch immer. Bestimmt irgend eine idiotische Regelung.
Nach Azims Wache, um 24 Uhr zogen wir ein wenig durch die Gegend, Almut blieb an Bord und ich nahm ein wenig am Seemannsleben Teil. Eine Braut in Bombay und eine in Itajai, Rosen aus dem Süden, Blumen in Hawaii... War aber nicht viel los. Wie gesagt: Sonntag...


Voriger Tag Zum Anfang Nächster Tag

[Hauptseite] [Besolds W123] [Reiseberichte] [Gästebuch]
© by Markus Besold