Afrika 2000
Zweite Etappe
Donnerstag, 14. September

Um 6:30 Uhr / km 643.335 brachen wir in Richtung Mali auf. Nur möglichst schnell raus hier. Dagegen war Tunesien das reinste Paradies. Hier machten auch wir erste Erfahrungen mit korrupten Polizisten: Wir waren nicht angeschnallt, wie hier sonst auch niemand angeschnallt ist. Der Polizist behält die Papiere und will Geld. 5.000 CFA. Ich drücke ihm unser Kleingeld in die Hand, etwa 10 DM und dann dürfen wir weiter. Hatten etwas Zeitdruck wegen der ablaufenden Durchreiseerlaubnis und wollten diesen Misthaufen von einem Land möglichst gestern verlassen. Irgendwo auf dieser Strecke bemerkten wir, daß unser Photoapparat gestohlen worden war. Ich mußte an den Schweizer denken, der mich davor warnte, einen Einheimischen mitzunehmen ("Egal, wie nett er auch ist..."). In einem Anflug von geistiger Umnachtung, schlug ich diese in den Wind, die Quittung hatten wir nun. Afrika ist der falsche Kontinent, um linksalternative Müslifresserthesen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Das funktioniert daheim in der geheizten Bude, wenn die Winternächte gar zu lang werden. Die Tunten und Lesben sollten mal den Campus verlassen und sich mal hierher begeben.
Gottverfluchte Sauzucht! Wenigstens war der Film nicht auch noch voll. Und aus Schaden wird man bekanntlich klug. Auch der Besold, über kurz oder lang.
Senegal - noch ist die Straße gut
Uns fiel ein, daß wir noch kein Senegalbild geschossen hatten. Zugegeben, es gibt nicht viel zu photographieren, außer man braucht was, um Eier abzuschrecken, aber so ganz ohne Bild geht es auch nicht. Das sei hier nachgeholt.

Nun waren wir wieder auf uns allein gestellt. Schade eigentlich. Die Tage im Verband waren wirklich nett gewesen. Vielleicht findet sich unterwegs jemand, der sich anschließt, doch die Chancen standen schlecht. Falsche Jahreszeit. Bis Tambacounda ist die Straße von Schlaglöchern übersät, danach in 1a-Zusand. Wir waren sehr überrascht, hatten wir doch eine Verschlechterung der Straße erwartet. Der Därr war im April herausgegeben worden und es zeigt sich einmal mehr, was für ein hoffnungsloses Unterfangen es ist, irgendwas in Afrika in einem Buch festhalten zu wollen. Nicht einmal das Internet kommt richtig mit. Erst die Straße in Nouadhibou, dann das hier. Eine Asphaltstraße schießt nicht einfach so aus dem Boden, gerade im Senegal möchte man annehmen, es würde 10 Jahre dauern bis ein Meter fertig ist. Die Straßen werden schnell gebaut und sind schneller noch verfallen. Welcome to Africa... Langweilig wird es einem hier wirklich nicht.

Nach Tambacounda
Senegalphotos bleiben Mangelware. Hier zog ein Gewitter auf. Die Meilensteine sind wie die in Tunesien. Wohl ein Überbleibsel der Franzosen.

Um 17:30 Uhr / km 643.991 erreichen wir den Grenzort (Schlammloch wäre treffender) Kedira und erledigen die Ausreiseformalitäten. Läuft korrekt und unfreundlich ab. Preis: Ein Feuerzeug. Schnell noch auf senegalesischer Seite gegen irgend etwas pissen, rein symbolisch und endlich waren wir draußen, mehr wollten wir gar nicht. Und ich muß mich noch einmal über diese Müllhalde auslassen:
Es müßte gar nicht sein. Senegal hat durchaus die Voraussetzungen, ein schönes Reiseland zu sein, aber im Gegensatz zu den Tunesiern und Marokkanern haben diese Leute - eigentlich alle, ob Staat oder Bürger - es nicht kapiert, daß man mit Touristen ein viel besseres Geschäft macht, wenn man sie in Ruhe läßt. Nicht, daß wir drei Hansl im braunen Benz hier das große Geld anschleppen würden, aber die Art und Weise, wie sie sich allgemein an das Geld der Touristen machen, nämlich durch Abzocke und Wegelagerei, ist nicht geeignet, ihnen mehr Touris, die meist den Geldbeutel ja tatsächlich locker sitzen haben, ins Land zu bringen und daran sind sie selbst schuld. Sie verbauen es sich selbst und es ist nur Recht und billig, wenn sie auch weiterhin das fressen, was gerade vor dem Eingang ihrer Hütte wächst und kriecht.

Wir wußten nur nicht, ob es jetzt anders werden würde, doch immerhin waren wir schon mal ein Land weiter und das war schon mal gut, wenn auch die gute Straße zu einer guten Piste wurde. Wir redeten uns ein, daß es nicht schlimmer werden konnte, als im Senegal. Die Malinesen schienen aber viel freundlicher als die Senegalesen zu sein, zumindest bis jetzt. Wir wurden weder genervt noch angeschnorrt, als wir zum tanken fuhren, der Betrag wurde nicht auf-, sondern abgerundet und obwohl viele Kinder da waren kam nicht einmal der Ruf nach einem Kadoh. Die Einreiseformalitäten waren um 18:40 Uhr beendet und wir durften laut Polizist weiterfahren. Alle Offiziellen waren sehr freundlich hier. Wir standen vor einer Regensperre, dachten wir. Wir stellten uns davor und warteten darauf, daß man uns durchließ. Es kam eine nicht uniformierte Gestalt daher und sagte, daß die Piste wegen des Regens gesperrt wäre, aber für 2.000 CFA dürften wir passieren. "Och, danke, nein, wir warten dann mal.", stellten uns wieder vor die Schranke und ließen den Motor an wegen der Klima, bis eine dreiviertel Stunde später ein Polizist leicht verärgert fragte, warum wir immer noch da wären. Ich deutete auf die Schranke und die Gestalt von vorhin wurde zusammengestaucht und angewiesen, die Schranke aufzumachen. "Na also, Du Depp, geht auch ohne 2.000 CFA" Leider übersah ich die Pfütze, vor der der Trottel stand, aber außer ihn störte das niemanden. Freundlich winkend fuhren wir weiter. Die Malinesen winkten uns auch immer zu und machten einen recht fröhlichen Eindruck. Wenn man sich nach diesem Eindruck richtet, kann man es kaum glauben, daß man sich in einem der fünf ärmsten Länder der Welt befindet.
Kurz nach halb zwölf verließen wir die Piste. Es ist nicht mehr ganz so leicht, ins Gelände zu fahren, da die Vegetation recht Dicht und der Boden wegen der Regenzeit ziemlich naß ist.


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