Dann also Einreisezeremonie in Chile mit Paßabstempeln, Gezeter wegen Auto ausfüllen, etc. und wir mußten mal wieder einen Teil unserer Lebensmittel abgeben. Diesmal waren es die Eier und die Gurke. Ich konnte Markus übrigens nur schwer von der Idee abbringen die Eier doch hier noch schnell zu braten und, wie vorher schon die Mandarinen, zu verspeisen.
Die chilenische Grenzstation. |
OK, 21:30 Uhr, jetzt also in Chile... Toll: wieder Nebel mit Sichtweite ca. 30 cm. Aber sicher sind die Anden auch auf dieser Seite sehr schön. Die Abfahrt war also einerseits wegen des Nebels, andererseits wegen der 36 jetzt nicht sichtbaren Haarnadelkurven der Serpentinenstrecke sehr nett, letztere sind sogar ein Postkartenmotiv. Bei Sicht kann man von der Straße oben herunterschauen und sieht die gesamte Strecke, daher war es vielleicht besser, daß ich nichts gesehen hab. Besonders erheiternd empfand ich dann noch die Tatsache, daß wir irgendwann ohne erkennbaren Grund einfach stehengeblieben sind.
Ein erstklassiges Ambiente: Stockdunkel, unübersichtliche Strecke, schlechter Belag, bergab, die LKW rauschen nur so vorbei, am Standstreifen hatten die Chilenen gespart, es schneeregnete, "allerbeste Chancen zum Absaufen". Ich stieg aus und ging der Sache nach. Wenn ein W123 Diesel stehenbleibt, einfach so, dann kann es nur die Treibstoffzufuhr sein. Ich hatte auch schon einen Verdacht. Es dauerte keine zwei Sekunden und die Diagnose stand fest:
Die Treibstoffleitung (natürlich ein brasilianisches Fabrikat) hatte irgendwie mit der Einspritzdüse zu streiten angefangen und sich in der Konsequenz von ihr getrennt. Aber das Problem war zum Glück nach einer knappen Stunde und ein bis zwei Wutanfällen von Besold ("Die ZNYW[ Brasilianer sind doch wirklich zu allem zu blöd - nichtmal Plastikschläuche können sie herstellen") gelöst und die Fahrt konnte fortgesetzt werden.
Chile überraschte mit verhältnismäßig schlechten Straßen, ich hätte schon etwas besseren Belag erwartet. Aber wenn man Brasilien gewohnt ist, dann kann einen das nicht schrecken. Andererseits ist es falsch, Brasilien zum Vergleich mit Chile heranzuziehen. Uruguay und Argentinien sind zulässig, und beide haben bessere Straßen. Vielleicht war nur auch etwas enttäuscht, weil ich Chile nicht für eine der hier üblichen Staatskarikaturen gehalten hatte.
In einer der
ersten Städte nach den Anden entschieden wir uns dazu, an einer Tanke noch schnell
das Geschirr zu spülen, weil wir um 1:00 Uhr Nachts keine anderen Sorgen hatten.
Diese Aufgabe übernahm übrigens dankenswerter Weise Besold. Ich wartete so lange
im Auto. Von dort aus konnte ich das lustige Treiben der Einheimischen in einer
Kneipe gegenüber beobachten. Und so, wie der Typ, den ich da gesehen habe, in
den Straßengraben gekotzt hat, muß der Schnaps in der Kneipe gut sein. Toll
ist es hier in Chile! Egal, wir hatten sowieso nicht vor, gerade hier zu bleiben.
Völlig am Ende fanden wir schließlich ein paar Kilometer weiter an einer von
nervigen Kampfkötern bewohnten Tankstelle ein Schlafplätzchen... Macht echt
Spass hier in Chile!!! Wenigstens kann es nur besser werden.
Als ich Morgens aufwachte und schon wieder alles voll Nebel war und es zudem
mal wieder eine saukälte hatte, wollte ich eigentlich nur noch aus Chile raus.
Was ist das eigentlich für ein Land? Beschissenes Wetter, kotzende Menschen,
Kampfhundattacken. Schnell nach Santiago und dann ans Meer. Wir fuhren ohne
Frühstück weiter und nach genau zwei Kilometern Fahrt war dann bestes Wetter
und meine Laune stieg zusehens.
Santiago de Chile, Fußgängerzone. |
Also, Plan: Nach Santiago reinfahren, zur Touriinfo latschen und nach Campingmöglichkeiten in der Gegend erkundigen. Geplant - getan. Mein erster Eindruck von Santiago war übrigens der, den ich bis zum Schluß behalten habe: eine geile Stadt - und viel schöner als Buenos Aires! Aber mit vier Millionen Einwohnern eben auch ziemlich groß, weshalb es erstmal gar nicht so leicht war, die Straße zu finden in der sich die Touriinfo befindet und dann auch noch in der Nähe zu parken. Aber unsere Mühen sollten sich nicht wirklich lohnen. Das im Reiseführer als "helpfull" beschriebene Personal entpuppte sich als eine unverschämte Gesichtsbarracke, die wir, unverschämte Touris, beim Zeitunglesen störten. Nicht wesentlich klüger als zuvor machten wir uns also 30 Minuten später wieder auf den Weg Stadtauswärts. Nach der anstrengenden Nacht von gestern hatten wir nämlich beschlossen heute einen "Slow-Tag" einzulegen. Allerdings ist die Sache mit dem Aus-Santiago-rausfahren, wenn man nicht 10 DM Maut bezahlen will, nicht so einfach wie gedacht. Gefangen in Santiago - klasse!!! Naja, aber wir haben ja Zeit, also probieren wir doch einfach mal sämtliche Straßen aus und verfahren lieber für 10 Dm Sprit. Und wenn's ans blechen geht drehen wir wieder um. Hat ja eigentlich prinzipiell auch ganz gut geklappt, nur die Jungs vom Flughafen waren schlauer als wir. Eine Straße die wir im Zuge unseres Ausbruchsversuchs aus Santiago testeten, führte nämlich direkt zum Flughafen. Dort durfte man zwar kostenlos auf-, allerdings nicht mehr vom Gelände abfahren. OK, dann halt erstmal Diskussion mit dem Mann im Mauthäuschen: "Äh wir haben uns doch verfahren... außerdem haben wir überhaupt kein chilenisches Geld..." und schließlich Besolds Versuch dem Typen 300 chilenische Peso in Scheinen anzudrehen, die bereits 1991 oder 1981 aus dem Verkehr gezogen wurden. Auf den "Ich-lass-Dir-ein-Pfand-da-komme-morgen-wieder-und-bezahle-Trick" wäre der Typ sogar eingegangen, allerdings wollte er als Pfand leider Besolds Mütze und da die "sagrado", also heilig ist, bezahlten wir letztendlich doch. Knapp zwei Stunden später war der Ausbruch aus Santiago ohne weitere Zahlungen geglückt.
Dann erstmal kochen (am Straßenrand): mal wieder Nudeln mit Soße... hatten wir schon lang nicht mehr! |
Danach Schlafplatz suchen - auch direkt neben der Straße, aber mit geilem Ausblick - und chillen in Chile.
Ich vertrieb mit die Zeit mit dem Aufstellen des Zeltes um dem anschließenden Bau eines Wasserablaufgrabens, der allerdings im Zweifelsfall bestimmt nicht viel geholfen hätte, aber was soll's. Man hat ja Zeit. Den Nachtplatz fanden wir auf der Strecke nach Viñas del Mar oder sowas ähnliches. Chile ist zivilisiert, also kann man hier neben der Straße campen. In anderen südamerikanischen Ländern nicht zu empfehlen. Ich baute aus Hetz einen Irgendwie erinnerte mich hier vieles an Griechenland, die Gegend um Metéora, weiß nicht, warum. Als es dunkel wurde lag unter uns das Lichtermeer von Santiago. Ich versuchte zwar mit hilfe des Stativs eine Aufnahme zu machen, überschätzte aber den 400er Film und so wurde nichts daraus. Schad... Wir verlegten die Unterhaltung in das Fahrzeuginnere, weil es draußen mit dem Verschwinden der Sonne kalt zu werden begann. Zu Abendessen gab es eine Schwammerlcremesuppe. Gabi weigerte sich weiterhin in das weitaus konfortablere Zelt umzuziehen, sie bevorzugte die Rückbank.
Unser Nachtplatz. |
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