Mitten in der Nacht weckte mich Ines, es muß so gegen vier Uhr gewesen
sein, weil es regnete. "Ach, verdammt, das muß doch nicht sein..."
Wir packten unser Zeug , weckten Almut und zogen ins Auto um. Ich hasse es,
im Auto sitzend zu schlafen, aber ich hasse es noch mehr, um die Uhrzeit das
Zelt aufzustellen. Wenn man fertig ist, ist Wecken, da kann man es sich gerade
sparen, große Aktionen zu beginnen. Als der Regen etwas nachließ
und es nur noch tröpfelte, legte ich mich wieder hinaus ins Freie. Ich
konnte dann noch ein paar Stunden richtig schlafen. Als ich aufwachte, waren
Ines und Almut schon emsig beim rumwetzen. Ich wüßte jetzt gar nicht,
was es da groß zu tun gab, aber Arbeit findet sich bei denen immer.
Wir fuhren dann vom Nachtplatz in Richtung dahin, wo es rote Bäume zu sehen
gab. Der Park hieß "Los Arrayanes". Wir fuhren, soweit es ging,
ließen dann das Auto stehen und gingen zu Fuß weiter. 12 Kilometer
hin, 12 Kilometer zurück. Auf dem Weg hatten wir drei wieder mal eine Grundsatzdiskussion,
die damit anfing, daß irgendeiner, weiß nicht mehr, wer es war,
irgendwas über den 11. September fallen ließ. Wir kamen schnell auf
den menschen an sich zu sprechen und da waren die Fronten klar verteilt. Almut
und Ines unterstellten dem Menschen, daß er einen Verstand hätte
und den folglich auch benutzen könnte und ich vertrat und vertrete mehr
die Linie: "Er nennt's Vernunft und braucht's allein, nur tierischer als
jedes Tier zu sein." Man kann es drehen und wenden, wie man will, der Mensch
kann seinen Verstand ebensowenig zum Denken nützen, wie ein Huhn seine
Flügel zum fliegen. Ist so, bleibt so. Keinem glückte ein entscheidender
Durchbruch, aber irgendwann waren die ersten roten Bäume da. Sie sahen
auf den ersten Blick normal aus, nur die Rinde war eben rot. Richtig dunkelorange.
Eigentlich sollte es davon Photos geben, aber die sind wohl irgendwie verschütt
gegangen. Das sollte auf der Reise schon fast Gewohnheit werden.
Almut, Ines und ich bei der Brotzeit an der Mole. |
Um Viertel nach Mittag waren wir losgelaufen, um halb vier wieder zurück und um halb Sechs standen wir wieder am Auto. 24 Kilometer zu Fuß, hinterher lobt man sich das fürnehme Auto... Recht weit kamen wir heute natürlich nicht mehr, aber wir hatten es auch gar nicht eilig mit dem Vorankommen. Als Nächstes war ein Marsch zur Laguna Negra angesagt und dort in der Nähe wollten wir die Nach verbringen. Wir fuhren nach Villa Suiza. Die letzten Kilometer waren nicht asphaltiert. Im Ort war nichts zu wollen, er lag da wie ausgestorben. Ich fuhr wieder an den Ortseingang zurück, stellte um 21:10 Uhr das Auto in einer Lichtung nahe der Piste ab und dann wurde das Zelt aufgebaut. Ines und Almut gingen derweil Feuerholz sammeln. Wir kochten am Feuer Nudeln und saßen anschließend noch da und wärmten uns daran. Die Nächte wurden immer kälter, je weiter wir in den Süden kamen.
Unser Nachtplatz vor Villa Suiza am nächsten Morgen... |
"Und saßen wir am Feuer, des Nachts wohl vor dem Zelt, lag wie in stiller Feier um uns die nächt'ge Welt..." Ein Feuerwehrwagen kam angefahren und hielt genau vor unserer Stellung an. Drei Feuerwehrmänner stiegen aus und meinten, daß das mit dem Feuer keine gute Idee wäre. Es sei alles trocken und auf einen Waldbrand hatte keiner Lust. Ich versicherte ihnen, daß das Feuer ausgemacht würde, bevor wir zu Zelte gingen. Es seien 20 Liter Wasser da. Aber sie wollten das lieber selbst erledigen, um sicher zu gehen. Einer brüllte ein paar Kommandos hinter, da kamen sie schon mit C-Rohren an. Bevor wir überhaupt schnallten, was abging, liefen die Pumpen und unsere schöne Feuerstelle schwamm dahin. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir einen bach neben dem Zelt. Auch ganz schön, aber das Feuer war einfach wärmer. Ich fragte nach, ob wir jetzt Strafe zahlen müßte. "Neinein, das ist schon in Ordnung, mach Dir keine Sorgen, es ist wirklich nur die Waldbrandgefahr". Er zeigte auf die ehemalige Feuerstelle: "Siehst Du, wie die Steine noch dampfen? Das waren jetzt etwa tausend Liter Wasser..." Sie fuhren wieder und wir zogen uns ins Zelt zurück. "Wir" heißt immer Ines und ich, denn Almut zog stets die Sandbleche vor.