Epilog
Der Flug verlief ruhig. Als das Flugzeug in Milano Malpensa landete, war die Anspannung schlagartig wieder da. Ich ging schnellen Schrittes an der Menge vorbei. Ich suchte nach jemandem, der Asozial aussah. Dürfte ja nicht schwer sein, in einem Flugzeug, das von Playa kam. Ich wurde tatsächlich fündig. An einen Typen der aussah wie ein drogenabhängiger Schwerverbrecher hängte ich mich dran. Neben dem sah ich brav aus. Wenn sie sich jemanden nun genauer besahen, dann ihn. Bei der Immigration angekommen beobachtete ich, ob die Pässe mit irgendwelchen Geräten in Kontakt kamen. Das war bei der mit "EU Citizens" gekennzeichneten Schlange nicht der Fall. Sie schauten nur die Pässe an und winkten die Leute weiter. So auch mich. Das hat ja verdächtig einfach geklappt. Es hat ihn nicht mal gestört, daß mein Paß schon so verschlissen war, daß man überhaupt nicht feststellen konnte, von welchem Land er war.
Beim Zoll ging es nicht so glatt. Man zog mich heraus und alles wurde durchwühlt. Meinen abgelaufenen vorläufigen zweiten Ersatzpaß, den ich im Koffer dabeihatte sah er allerdings nicht. Er interessierte sich mehr für die Flasche mexikanischen Biers, die ich dabeihatte. Als letzter verließ ich die Halle. Nun war ich frei und sehr erleichtert. Sie hatten mich nicht erwischt. Nun mußte ich irgendwie von Mailand nach Innsbruck kommen. Ich wechselte die Dollars die ich noch hatte. Die Wechselgebühren waren horrend. Zum ersten mal hielt ich Euros in der Hand. Häßliches Zeug... Da mußte ich froh sein, wenn ich überhaupt bis Innsbruck kam. Als nächstes mußte ich zum Bahnhof. Es ist gut, daß ich nicht bei den Kackfranzosen gelandet war. In Italien kann man sich nämlich prima mit Spanisch verständigen.
Es war bereits zehn nach Drei, als der Bus in Malpensa losfuhr. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Zug nach Verona. Schon jetzt fehlte mir der Daimler. Um 18:00 Uhr kam ich in Verona an. Ich telephonierte eine halbe Stunde, um Benno wissen zu lassen, daß ich unterwegs war. Allerdings inkognito. Und Gabi, damit sie wußte, daß ich da war. Um 19:15 Uhr saß ich im Zug nach Brenner. Während der Fahrt begann sich eine auffallend häßliche und völlig verunstaltete Alte, sich danebenzubenehmen. Der Schaffner wurde auf sie aufmerksam. Offensichtlich hatte sie irgendwelche Drogen genommen. Einen gültigen Fahrschein hatte sie auch nicht. Der Schaffner forderte sie auf, einfach auszusteigen. Keine Strafe, nicht. Sie sollte einfach nur aussteigen, oder sich einen Fahrschein kaufen. Sie Schlampe weigerte sich. Das ging so lang, bis er die Polizei verständigte. Diese lebensunwerte Drecksau. Kann die nicht an einer Überdosis krepieren? Die braucht doch niemand. Nicht mal ihre Eltern, offensichtlich. Es kamen drei Beamte und nahmen sie mit. Gleich auf die Gleise werfen, den Müll.
Italienische Polizei beim Abführen einer Geisteskranken. |
Das war aber auch der einzige Vorfall auf der Fahrt. Sowas hatte ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Zwar sehr viel Armut, aber die war mehr materiell. Als der Zu über die Grenze fuhr erwartete ich österreichische Bullen. Aber die zeigten sich nicht. Um 23:00 Uhr lief der Zug in Brenner ein. Hier galt es nun auf den nächsten Zug nach Innsbruck zu werten. Der kommt um kurz vor Vier, also in fünf Stunden... Es war verdammt kalt. Das war ich gar nicht mehr gewohnt. Die Jacke reichte nicht aus, ich fror erbärmlich. Soweit war jedenfalls alles gutgegangen...