In der Nacht hatten sich einige Wohnmobile eingefunden. Diese Art des Reisens ist in den meisten Teilen Südamerikas völlig unbekannt. Nur in Argentinien hab ich das ein oder andere Wohnmobil gesehen. Liegt vielleicht daran, daß es hier Straßen gibt...
Unser Nachtlager. |
Wir fuhren um 9:30 Uhr weiter nach El Paso. Weiter Weg. Mittags
fuhren wir raus zum Tanken und ich sah mir den McDonald's mal genauer an. Daß
das Essen hier anders schmeckt als in anderen L""andern ist ein Gerücht.
Aber die Auswahl ist wesentlich größer und die Preise sind niedriger.
Ein Mchicken kostet beispielsweise 1 US$. Es gab keine Eile, das Fahren war
sehr entspannend, so sollte es immer sein. Man kachelt über den Highway,
hört den guten Frank Sinatra "I did it my way" singen - ein Wahnsinnslied,
übrigens. "I travelled each and every highway, and more, much more
than this..." Niemand stört einen dabei, keine Bullenchecks, keine
Speedbumps, keine Schlaglöcher, keine Esel oder Rinder auf der Fahrbahn,
keine Kinder, die am Rand der Straße spielen, keine fliegenden Verkäufer,
die einen anhalten wollen, um einem irgendwas anzudrehen.
Nun, es stört einen fast nichts. Wenn natürlich der Reifen
keine Lust mehr hat, dicht zu sein, dann muß man doch wohl oder übel
anhalten. Ich fuhr vom Highway auf den äußersten Rand des Standstreifens,
hier "schoulder" genannt. Vorne rechts. "Kruzifix!", plärr
ich gegen die vorbeibrausenden Freightliners an - was ziemlich sinnlos ist,
weil ich dabei gleichzeitig versuchen muß, nicht weggeweht zu werden mit
meinen 59 Kilo, "wieso erwischt es immer die neuen Reifen?" Das pabstet
mich langsam wirklich an. Da fahr ich mit völlig abgefahrenen 185ern aus
Uruguay bis nach Panama, dann kaufe ich mir dort zwei nagelneue Weißmantelreifen
und die verrecken mir schon hier, kaum, daß man mal zwei Blocks gefahren
ist. Die zwei abgefahrenen 185er achtern rollen immer noch. Ich holte den Schlauch,
schloß ihn am Monroe-Kompressor an und pumpte den Reifen auf. Ich wollte
rausfinden, wo das Leck ist. Bald war der Reifen voll, aber ich konnte keinen
Luftaustritt feststellen. Was sollte das denn nun? Vielleicht stand das Rad
genau auf der undichten Stelle? Ich wollte das Auto etwas anschieben, dazu nahm
ich den Gang heraus. Das Schieben klappte nicht so ganz. "A real man doesn't
need muscles..." Gerade
lehne ich mich zur offenen Tür herein, um José um Mithilfe zu bitten,
da braust ein Freightliner heran und das Auto fährt von selber ein paar
Zentimeter vor. "Was?", fragt José. "Hat sich erledigt..."
Gang wieder rein und nachschauen, wo die Luft rauskommt. Nichts. Komisch. Aber
auch gut, spart einen Haufen Arbeit. Als ich die Ventilkappe wieder auf das
Ventil schrauben will, höre ich es: "Pfffff..." Es war zwar nicht
der Reifen, sondern nur das Ventil. Dreck! Ich hob einen Stein vom Boden, klemmte
ihn zwischen Ventil und Felge und verstärkte das ganze mit Tesa. Die Zentrifugalkraft
müßte den Stein eigentlich am Platz halten, aber in Physik war ich
nie wirklich gut. Richtig geglaubt, daß es halten würde, habe ich
nicht. Aber wir fuhren so los. "Warum nimmst Du nicht einen der Ersatzreifen?"
"Die sind mittlerweile quadratisch und der Draht ist völlig verrostet..."
Wir kamen in ein Dorf Namens Bakersfield. Klang vertraut. Ich fuhr an die erste
Tanke und fragte nach Luft. "Haben wir nicht." Ich wurde zur nächsten
Tankstelle geschickt. Als wir die endlich fanden, gab es da auch keine Luft.
Das darf doch nicht wahr sein, daß in Brasilien jede Tankstelle in jedem
Kaff hochmoderne Luftkompressoren hat und in den USA, Brasiliens großem
Vorbild, :überhaupt keine Luft vorhanden ist. Aber es schien genau so zu
sein. Wir fuhren wieder auf den Highway.Da der Stein gehalten hatte, fuhr ich
ein wenig schneller. Nach 38 Meilen fanden wir eine Tankstelle mit KOmpressor,
wenn ich auch nach dem Kompressor etwas länger suchen mußte, denn
der Tankwart meinte, das sei der rote Schlauch. Dieser war mittlerweile vom
Öl schwarz geworden. Ich ließ Luft in den Reifen. Luftdruckprüfer?
Kennen die Hill-Billies hier nicht. Aber das war mir wurscht, hauptsache, die
Luft bleibt im Reifen. Ich ging noch in den Shop, um nach Reparaturmaterial
und Coca-Cola zu suchen. Sekundenkleber, Reifenpilot und Pepsi für zusammen,
knapp 5 US$. Das geht. Das Cola war am teuersten. Als ich zum Auto kam, war
weit und breit kein José zu sehen. Ich reparierte den Reifen, so gut
es ging, das gerissene Ventil wurde mit Sekundenkleber von außen und Reifenpilot
von immer instandgesetzt. José kam dahergeschlendert, ich sagte ihm,
daß er doch bitte beim Auto bleiben soll, wenn ich wegbin, nicht, daß
jemand einen Geldschein ins Auto legt oder so. "Ich hab telephoniert."
Weiter geht's.
Nach einer halben Stunde war der Reifen wieder platt. Die Gegend hatte mittlerweile
wüstenähnliche Züge angenommen, so fuhr ich weit weg von dem
Highway. Ich machte es so, wie beim letzten mal. Ventil zusammenkleben, dann
Reifenpilot reinjagen, den Rest mit Kompressor auffüllen.
Der Reifen hatte nun eine ziemlich große Beule an der Seitenwand. |
Der Draht war gerissen. nun hatte das Ventil mich einen nagelneuen
Reifen gekostet, der war nicht mehr zu retten. Als der Reifen voll war bildete
sich eine zweite Beule. José sah sich die Teile an. "Was machen
wir jetzt?" Was sollten wir schon machen? Den Draht zusammenknoten, vielleicht?
"Nach El Paso fahren..." Ungläubig frragte er, ob das nicht platzen
könnte. "Klar, kann das platzen, ist gar nicht so unwahrscheinlich.
Wieso?" "Was machen wir, wenn der Reifen Platzt?" "Dann
wechsle ich ihn aus." "Macht das nichts, wenn der platzt?" "Doch,
das macht einen lauten Knall und danach ist keine Luft mehr drin." "Kann
da nicht das Auto von der Fahrbahn fliegen?" Ich zuckte mit den Schultern.
"Bis jetzt hab ich das immer irgendwie hinbekommen, aber mach Dir keine
Sorge. Sieh Dich um, alles flache Wüste..." Wir fuhren weiter. José
machte ein besorgtes Gesicht. " "Cabrón, mach Dir keine Sorgen,
ich hab alles im Griff, mußt Dir nur die Ohren zuhalten, bevor es knallt,
damit Du nicht erschrickst, alles andere mach ich schon."
Wieder kamen wir an einem Checkpoint vorbei, der aber nicht vielmehr tat, als
uns durchzuwinken. Bei einem Stopp sah ich, daß die Beulen etwas angewachsen
waren. Lang würde es der Reifen nicht mehr machen. In El Paso war also
Reifenkaufen angesagt. Ich setzte die Marschgeschwindigkeit etwas herunter und
wir fuhren weiter.
Die Grenzen des guten Geschmacks werden langsam
erreicht... Doch noch ist die Faulheit stärker. |
Abends hielten wir bei Subway. Ein herrliches Fahren. Man sieht links und rechts immer nur Tankstellen, McDonald's, Burger King, Whataburger usw. Und da kann man recht günstig essen, ohne aussteigen zu müssen. Nicht wie in Deutschland, wo man Glück hat, wenn an einer Autobahn einmal im Leben einen Dreck Donnald's zu sehen ist. Geschlafen wurde wieder auf einer diesen Rest Areas. Scheint ja nicht illegal zu sein.
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