Samstag, 28. Juni 2003

Nun ging ich wieder zur Tankstelle, Diesel tanken. Das war so herrlich billig, 1,62 US$ pro Galone. Ein großer Teil des Benzins kommt aus Mexiko. Absurd, daß es hier um fast die Hälfte billiger ist, wenn man bedenkt, daß hier der Stundenlohn mindestens doppelt so hoch ist, als in Mexiko. Ich sah mich um. Tankwarte gab es hier nicht mehr. Wieder Self-Service, wie man es aus Deutschland gewohnt ist. Ich nahm den Zapfhahn, tat den in die Tanköffnung und drückte durch. Es geschah exakt nichts. "Hmm... gibt es da irgendeinen Trick?" Ich ziehe und drücke an jedem Teil der Zapfsäule, das so aussah, wie ein Pumpenschalter. Nichts. Dann ging ich zur Kasse: "Entschuldigen Sie, ich bin neu in der Zivilisation und komme mit ihrer Zapfsäule nicht klar." "Was wollen Sie denn tanken?" "Diesel." "Wieviel?" "So, für 10 Dollar." "Sie müssen erst zahlen, dann können Sie tanken." Ich tat dies also, fragte nach, wieso das so sei. "Weil die Leute sonst tanken und abhauen, ohne zu zahlen." Also auch hier. Perfekt ist es wohl nirgends. Als ich zum Auto sehe, sitzt der Hund auf meinem Sitz. Jetzt schlägt's aber dreizehn. "Joeé, entfern Deinen widerlichen Köter sofort von meinem Sitz." "Laß ihn doch, er macht doch nichts..." "Es geht auch eher darum, daß ich ihm gleich was mach." Er wollte gerade ansetzen, was zu sagen."Sofort..." Er ging hinaus und bat den Hund höflich, wieder an seinen Platz zu gehen. "I hate fucking dogs." Ich sah mich noch im Laden um, zog eine Cola heraus."Was kostet das?" 1,90 US$. "Damn! Ich dachte immer, in den USA ist Coca-Cola umsonst... Und was kosten Marlboro?" "3,75 US$" "Shit! Ich hätte doch noch eine Stange in Mexiko kaufen sollen..." Aber es half nichts. Cola, Kippen und Diesel. Dazu noch ein Gewehr, mein Herz, was willst Du mehr? Damit bestückt ging ich hinaus und wollte tanken. OK. Also, wieder alles von vorn. Wieder exakt die gleiche Prozedur, wieder kam nichts. Ich drückte nacheinander auf alle verfügbaren Knöpfe. Dann ging ich wieder zur Kasse und sagte: "Sorry, ich glaub, ich bin einfach zu blöd, da fließt kein Diesel. "Du mußt auf die grüne Taste drücken!" OK. Wieder zurück. Grüne Taste? Ich fand sie nicht, Wieder zurück. "Ich find keine grüne Taste, nur weiße und davon jede Menge". Er kam mit mir zum Auto, drückte auf einen grünen Knopf, der genau auf Augenhöhe, über dem Zapfventil angebracht war. "Oh... hab ich nicht gesehen..." Kein Wunder, die ganze Zapfsäule war grün, haben die den Knopf getarnt... So in etwa dürfte es sich jedenfalls anfühlen, wenn man als Frau auf die Welt kommt. Unangenehmes Gefühl. Aber nun lief der Diesel.
Dann stiegen wir ein und fuhren los. Kein Mensch auf der Straße, aber auch kein Müll, keine Schlaglöcher, alles schön ausgeschildert. Ich konnte es noch gar nicht fassen, daß ich nun durch die USA fuhr, das mußte ich erst verarbeiten. Noch nie fuhr ich mit solch gemischten Gefühlen in ein Land. Gemischter könnten sie nicht sein: Haß und Sympathie, Angst und Bewunderung, Neid und Verachtung, alles wechselte sich sekündlich ab. Nun würde ich es ja selbst sehen. Vor nicht allzulanger Zeit hatte ich mit Almut eine Diskussion per eMail über Amerika. Sie war Pro, ich war Contra, grob gesagt. Wir kamen natürlich zu keinem Ergebnis.
Das war also das Land, das sich alles erlauben und alles herausnehmen kann, das Krieg, Tod und Vernichtung in unzählige Länder trug, um "sich zu verteidigen", ohne selbst je angegriffen worden zu sein. Das Land, das sich immer holte, was es brauchte, das Land, das sich einen Dreck um Nöte und Interessen anderer Nationen kümmert, außer, es springt etwas dabei raus. Das Land, das mit seiner übermächtigen Airforce gnadenlos Drittweltstaaten in die Steinzeit zurückbombt, wenn es seinen wirtschaftlichen Interessen dienlich ist und sich nicht entblödet, dafür die absurdesten Ausreden vorzuschieben, meist God, Democracy, Freedom. Das Land, das alle Völker "befreit", ohne je darum gebeten worden zu sein, das Land, das seine McDonald's-, Kaugummi- und Coca-Cola-Kultur in die ältesten und bedeutendsten Kulturnationen der Erde exportiert. Das Land der "New World Order" und, last but not least, das Land, das sich im Kampf für Gott wähnt, die Ungläubigen zu vernichten und der Menschheit Glückseligkeit herbeizubomben.
Hier fuhr ich und konnte es nicht glauben. Wir kamen in das Stadtzentrum von Brownsville. Das war eine andere Welt. Als erstes fiel mir auf, daß hier die Verkehrszeichen anders waren als in allen Ländern, in denen ich bisher gewesen war. Und dann wurde ich mit Meilen konfrontiert. Das ist also vom stolzen British Empire übriggeblieben ist. Meilen, Inches, Fuß, Pfund, Gallonen. Völlig unnützer Dreck, den die Angelsachsen hier vor einigen hundert Jahren liegenließen. Das könnten sie auch mal langsam ändern, oder - konsequenterweise - entweder auch richtiges Englisch sprechen oder wahlweise, sich in Höhlen zurückziehen. Da aber kaum Aussicht bestand, daß ich die Amerikaner noch in der heutigen Nacht überzeugen würde, daß das Bullshit ist, stellte ich das GPS auf Meilen um, damit ich eine Übersicht hatte, wie schnell ich fuhr. Innerorts kann man auch mit dem 200 Diesel einiges falsch machen. Und hier war nichts mehr mit Diskussion statt Devisen, das hörte mit Mexiko auf, sowas spürt man. Breite Avenues und Boulevards, menschenleer, alles zu, kein Verkehr, doch alles grell erleuchtet. Keine Tiendas, wie man die Tante-Emma-Läden in Mexiko nennt, keine Straßenrestaurants, keine HotDog-Kärren. Nur große Supermärkte, Einkaufszentren und Fast-Food-Ketten. McDonald's, Burger King, sowieso, aber darüber hinaus noch Subway, Wendy's, Taco Bell, nicht aufzuzählen. Für mich als leidenschaftlichen Cola-Trinker und Fastfood-Fresser das reinste Paradies. Ich fand ein "Whataburger" und orderte einen "Cheeseburger, dry and plain" und schlang ihn in mich hinein. Geil!

Bei Whataburger...

Dann fuhren wir an die Tankstelle, weil ich was zu trinken brauchte. Auch hier ein Paradies für mich. Ich trinke nur Zeug, was süß, künstlich und kohlensäurig ist. Ich stand vor dem überdimensionalen Kühlschrank wie ein kleines Kind vor dem Weihnachtsbaum. Faszinierend, was es da alles gibt. Cherry-Coke, sowohl von Pepsi, als auch von Coca-Cola, DrPepper, Welch's und noch tausend andere leckere Sachen, in allen Formen und Größen. Sogar Vanille-Cola gab es, aber das war nun wirklich zu pervers. Bestimmt vier oder fünf mal glaubte ich, mich entschieden zu haben und nahm dann doch was anderes. Am Schluß entschied ich mich für Trauben-Fanta. Ich setzte mich ins Auto und ließ das kühle Naß mir durch die Kehle rinnen. Welch ein Hochgenuß.
Was auch noch feststand war, daß wir uns hier nicht einfach irgendwohin legen konnten und schlafen. Das ist der Reiz der ersten Welt... Alles kostet Geld, einfach alles. Wir suchten uns also einen billigen Platz zum übernachten, möglichst einen, an dem uns nicht irgendein Hill-Billy abknallt, weil es sein Grundstück ist. Nach einigem Hin und Her fanden wir einen Trailerpark Ich war ziemlich kaputt, aber es war alles dunkel, trotz des Schildes "Overnighters Welcome", also "Übernachter Willkommen." Wir waren Übernachter, also Willkommen. "Was meinst, was das wohl kostet?", fragte ich José. "Kann nicht mehr als vier, fünf Dollar kosten..." Wir blieben. Ich zog erstmal meine Wohlfühlklamotten an, dann legte ich mein Bett aus und schlief ein. Es war vier Uhr, der Tacho stand bei 761.849.

Der Trailerpark.

Am nächsten morgen wachte ich etwa gegen Neun vom einsetzenden leichten Regen auf. Er war nicht von langer Dauer, aber ich packte das Zeug ins Auto und sah mir erstmal die Dusche an. Kein Stäubchen, nirgendwo, alles in tiptop Zustand, wie neu. Nun war ich wieder fit. Während José in die Dusche ging, ging ich los, um die Rechnung zu begleichen. Der Trilerpark gehörte einem älteren texanischen Ehepaar. "Auweh", dacht ich mir, "die, wenn mir nicht blöd kommen..." Aber nichts da. Unerwartet freundlich. "Wann sind Sie denn angekommen?" Gegen vier Uhr. 15 US$. Ai. Die Preise sind hochgeschnellt, seit wir die Grenze überquert haben, und zwar deutlich. Ich fragte, wo ich denn hier in der Nähe eine Seitenscheibe für einen 82er Mercedes-Benz herbekomme. "Augenblick..." Sie nahm das Telephon, fragte hier und da. Dann gab Sie mir zwei Adressen und erklärte mir den Weg. Dann fuhren wir los, um etwas zu essen.

Das mußte einfach sein.

Es ist übrigens kein Gerücht, daß man hier das Getränk nachfüllen darf. Dieses Experiment ist in Deutschland angeblich gescheitert, denn die Amis holen sie noch was, wenn sie Durst haben, die Deutschen holen es aus Prinzip. Ich fuhr anschließend los, um die Schrottplätze aufzusuchen, aber verfuhr mich natürlich. Ich fand nichts, außer einem schönen 123er vor einem typisch amerikanischem Haus. Nach etwa einer Stunde kam ich wieder. Dank GPS fand ich wenigstens den Rückweg. Die Stadt ist überwiegend von Mexikanern bewohnt, Spanisch herrscht vor. José fragte verwundert, warum wohl die Mexikaner auf dieser Seite alles in Ordnung halten können und warum nur ein oder zwei Kilometer weiter südlich, alles drunter und drüber geht. "Tja", sag ich, "das frag ich mich auch immer, wenn ich von Deutschland in die Schweiz fahre. Das liegt vielleicht daran, daß ich mich in der Schweiz nicht getraue, auch nur eine Cigarettenkippe zum Fenster rauszuschnippen, während ich in Deutschland alles, was kleiner ist als das Fenster zum selbigen hinauswerfe. Hier ist es ähnlich, in Mexiko meinen die Mexikaner halt, ihren Müll in die Dusche werfen zu müssen..."
Es ging weiter in Richtung San Antonio. American Highway 77. Als erstes eine ziemlich deutliche Warnung: "Drink, Drive, go to Jail." Keine Fragen offengelassen. Als nächstes: "Don't mess with Texas." Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 75 mph für Autos, 65 für Trucks und 65 bei Nacht, das entspricht etwa 140 km/h für Autos und 103 km/h für LKW. Schon nach den ersten Kilometern, also Meilen, wußte ich, warum der 200D hier nie verkauft wurde. Er ist einfach zu langsam. Und umso weniger verstand Sachen wie "I survived the German Autobahn." Das hier ist ein Fahren, die Verkehrsdichte ist nicht wesentlich geringer und es gibt auch nicht mehr Spuren als auf einer deutschen Autobahn, aber hier dürfen die LKW fahren, folglich bilden sich auf der linken Spur keine Kolonnen. Wir kamen an eine kleinen Schrottplatz vorbei und ich sah schon von weitem, daß da zwei 123er lagen. Einer davon hatte noch eine Seitenscheibe, doch leider war außer einem dummen Köter niemand da. Nach einer halben Stunde fuhr ich weiter. Wir würden schon noch die Scheibe finden, nur eine Frage der Zeit.Auf der ganzen Strecke betätigte ich nie die Bremse, außer, um den Highway zu verlassen. Und auf der ganzen Strecke mußte ich nicht ein einziges Mal überholen - es war einfach nicht möglich. Der braune 200D war das langsamste Auto, das auf diesem Highway unterwegs war. Hat auch was.

Nebenan verlief die Bahnlinie. Wenigstens waren wir schneller als der Zug, der unentwegt sinnlos hupte. Bestimmt war der Lokführer Ägypter.

Wir kamen auch an dem Border-Control-Checkpoint vorbei. Der Beamte war groß, blond und hatte einen scharfen Blick. "Mexikaner?" Als er das in scharfen Ton fragte, wachte José auf. "Sir, ich Deutscher, er Mexikaner, Sir." Er nahm die Pässe, fragte mich, ob ich die Immigration erledigt hatte. "Sir, ja, der Zettel befindet sich im Paß, Sir." Er machte den Paß gar nicht auf und gab ihn mir wieder. Josés Paß sah er sich genauer an. "Haben Sie ein Visum?" José reichte ihm das Kärtchen, das er früher mal wohl von der amerikanischen Botschaft bekommen hatte. Der Border-Mensch sah sich alles an, verglich es mit dem Paß, dann gab er mir Josés Papiere. "Alles in Ordnung, Sir, sie können weiterfahren. Gute Reise." Na, also...
Der Highway 77 wird irgendwann zur Interstate 37. Das ändert aber gar nichts, alles wie gehabt: Hervorragender Belag, beste Beschilderung, entspanntes Fahren. Landschaft betrachten, statt auf Schlaglöcher achten. Ich konnte es immer noch nicht fassen, daß wir in Amerika waren, es schien alles so unwirklich, einerseits alles neu, andererseits doch irgendwie bekannt, wenn auch nur aus dem Fernsehen. Die anfängliche Starrheit war gewichen. Auch hier regnet es dann, wenn es eben regnet und nicht, wenn es Herrn Bush nach Regen ist, nicht jedes Auto hat eine Amiflagge und ich bin auch noch nicht erschossen worden. Auch die Amis kochen mit Wasser, man sieht, ein Land und keine Gespenst ist da. Überall, wo wir mit den Leuten in Kontakt kamen, waren sie freundlich und hilfsbereit, egal ob Europäer, Latinos, Neger, Asiaten. Nirgendwo wurden wir belästigt oder angepöbelt, was mir zwar inzwischen schon lange nichts mehr ausmacht, aber es fällt auf, wenn es mal nicht so ist. Und auch die Amis haben ihre kleinen und großen Sorgen, aber man hatte einfach, seit wir aus Mexiko heraus waren, den Eindruck, daß alles wieder funktioniert. Man muß nicht um jede Sinnlosigkeit Stunden mit Diskutieren verbringen, sich nicht auf absurde Preisverhandlungen einlassen, oder sich sonstwie sinnlos rumärgern, es paßt einfach alles. Bis auf die Preise, vielleicht, aber dagegen kann man nichts machen. Man kann nicht alles haben.
Bei km 762.243 legten wir eine Rastpause kurz vor Pleasanton, der Geburtsstätte des Cowboys, eine Rast ein. Ich versuchte Frank zu erreichen, José versuchte, seine Großeltern zu erreichen. Es klappte bei keinem von uns. Dann fuhren wir weiter in Richtung San Antonio, wo wir kurz vor Sonnenuntergang eintrafen. Wir blieben auf dem Freeway, fuhren nicht in die Stadt. Aber wir sahen die Skyline. Wie im Fernsehen...
Freeways scheinen eine ziemlich hektische Angelegenheit zu sein. Es wird links und rechts überholt, was sehr angenehm wäre, wenn man selbst auch mal könnte. Diese haben meist vier oder fünf Spuren, ich blieb immer auf der zweiten von rechts, weil ich schnell merkte, daß die ganz rechte immer wieder mal in einer Ausfahrt endet und ich dann zusehen kann, daß ich auf die linke Spur hinüberschaukle, auf der die Freightliner nur so vorbeirauschen. Don't mess with Freightliners...

Auf dem Freeway.


Beeindruckend auch, waren die vielen Brücken, ständig fährt man unter oder über zehnspurige Freeways, ich weiß nicht, wie lange das dauern würde, bis man sich da auskennt. Hier in San Antonio wechselten wir vom Interstate 77 auf den Interstate 10. Dieser Highway geht durch bis Los Angeles. "Wo fahren wir denn nun eigentlich hin? Los Angeles oder San Diego?" Das wüßte er noch nicht. "Aber Deine Großeltern sind schon da, oder?" "Das weiß ich nicht, kann sein, daß sie gerade in Mexiko oder Brasilien sind." "Und das Apartment?" "Das haben sie vielleicht vermietet, ich erreiche sie nicht."
San Antonio / TexasWir fuhren weiter durch die Nacht. Wo schlafen? Ich hatte keine Ahnung. Nach einigen Kilometern kam die Antwort dann von selbst in Form eines Schildes: Rastplatz 2 Meilen. Nächster Rastplatz 96 Meilen. Das pack ich heute nicht mehr... Ich fuhr auf den Rastplatz. Es war nur eine kleinen Parallelstraße neben dem Highway, aber sehr gepflegt, mit Häuschen und allem. Ich beschloß, daß wir hier über Nacht bleiben würden. Ich auf den Blechen, José inn einer der Hütten. "Was, wenn die Polizei kommt?" Das wußte ich auch nicht so recht. "Laß sie mal kommen..." Das Schild sollte meine Ausrede sein. Bin schließlich neu und mittlerweile recht gut im Dummstellen.
Wir richteten unser Nachtlager her, als ein alter Honda mit nur einem Licht hinter uns parkte - ziemlich schmerzhaft. "Das kann nur eine Frau sein, wetten?" Unter der haue qualmte es weiß hervor, die Tür ging auf und eine dicke Amerikanerin stieg aus, kam auf uns zu. "I'm lost. Kannst Du mir sagen, wie weit es noch bis San Antonio ist?" Als ich mich vom Alkoholdunst erholt hatte, versuchte ich der guten Frau zu erklären, daß San Antonio etwa 80 Meilen in der entgegengesetzten Richtung liege. "Welche Ausfahrt muß ich denn nehmen?" Frag mich sagen... Am besten, Sie nehmen die nächste und drehen um. "Wieso umdrehen, da komm ich doch her, ich will nach San Antonio, I got lost." Ja, und das wie. "Gute Frau, das hier ist mein zweiter Tag in Amerika und ich weiß wirklich nicht viel, aber mit Sicherheit weiß ich, daß San Antonio da hinten ist, denn da komme ich gerade her." Sie sah sich um. "Was? Da hinten? Aber da komm ich doch gerade her." Bravo. "Da ist San Antonio, und es ist ein gutes Stück." Sie bedankte sich, ging zu ihrem Auto, füllte Wasser in den Kühler". Zumindest versuchte sie es, denn das meiste ging daneben, denn die Alte schlingerte wie ein Fischkutter im Sturm. Dann kam sie wieder und fragte, ob das stimmt, daß San Antonio da hinten liege und nicht da vorn. "Fragen Sie doch einfach einen LKW-Fahrer, wenn Sie es mir nicht glauben." Sie stieg in ihr Auto und fuhr los. "Drink, drive, go to jail", winkte ich ihr hinterher.
"Kann der eigentlich seinen Motor nicht abstellen?", fragte José und zeigte auf einen Freightliner, der neben uns, auf der anderen Seite der Straße geparkt hatte. Das hatte ich gar nicht gemerkt. Hab mich nur gewundert, welch lieblicher lieblicher Gesang da an meine Ohren drang. "Das ist ein Kühl-LKW, ich glaube, der wird den Motor die ganze Nacht durchlaufen lassen." Entrüstung bei José. Er suchte sich einen leiseren Platz, aber die Motoren liefen bei allen LKW. "Was hast Du denn? Stell Dich nicht an, wie ein Deutscher, ich finde das fett romantisch, Du etwa nicht?" "Du bist ja auch krank im Hirn..." Na, wenn schon. Zu des Diesels hämmerndem Klang schlief ich selig ein.


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© by Markus Besold