Den ganzen Tag passierte wieder mal nichts Besonderes. Ich fuhr mit Alberto ein wenig durch die Colonia. Das ist die gegend, in der man gewiß keine Touristen findet. Das ist auch die gegend, auf die sich die Kriminalität beschränkt, denn in den Touristengegenden führt die Polizei ein strenges Regiment. Alberto ist hier des öfteren mal ausgeraubt worden. Es wird nicht mehr lange dauern und auch die touristen in Playa werden das zu spüren bekommen. Man hört immer wieder Klagen von Ausländern, die schon seit längerem hier leben, daß die Sache immmer schlimmer wird. Eine Amerikanerin ist beispielsweise einmal ausgeraubt worden in ihrer eigenen Wohnung, während sie schlief. Die Diebe drangen in ihre Wohnung, nahmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest war und vergaßen als kleines Dankeschön ihre Schuhe. Aber das ist immer und überall wohl so. Als Playa noch ein friedliches Fischerdorf war gab es das nicht, doch kommen Touristen, kommt Geld und darauf folgt unweigerlich das Gesindel. Das geht nicht in Fischerdörfer, sondern dahin, wo viel Geld ist. Es ist aber auch nichts, worüber man sich beschweren könnte oder gar sollte, denn es ist einfach nur Logisch. In einigen Jahren sieht es hier so aus wie in Acapulco, vielleicht noch schlimmer, der tourismus wird sich woanders hinverlegen und zurück bleiben Elend, Arbeitslosigkeit und klagende Gringos, die dem Glanz vergangener Zeiten nachweinen. Mir ist hier öfter zu Ohren gekommmen, daß Playa del Carmen der am schnellsten wachsende Ort in Ganz Lateinamerika ist. Die Einwohnerzahl schnalzte von 5.000 auf 130.000 in weniger als einem Jahrzehnt (wenn ich mich nun recht erinnere), und solche Orte tragen von Anfang an ein Kainsmal.
Das Playa hinter den Kulissen... |
Ich wurde eine Stunde Deutsch an eine Uruguayanerin los, um mein Einkommen
zu verbessern. Solange das Einkommen höher ist, als die Ausgaben, ist man
auf der sicheren Seite, auch wenn es nur ein Stundenlohn von drei Dollar ist.
Sie hat hier ein Geschäft und die deutschen Touristen, die dort einkaufen
gehören meinen Beobachtungen nach zur niederen Mittelschicht und können
sogut wie kein Englisch. Logisch. Playa ist nicht der Ort, den diejenigen aufsuchen,
die richtig Geld haben. Das hier ist ein klassisches Pauschaltouristenkaff.
Zwei Wochen Playa del Carmen, all inclusive, für 999,- €. Das ist nun mal
für nicht ganz so gut betuchte, also entweder niedere Mittelschicht oder
Jugendliche oder auch die berühmten "Wannabe", das sind die schlimmsten,
das sind die, die gerne so tun, als hätten sie Geld. Keine Klasse, stattdessen
umso mehr Dünkel, es ist schrecklich. Abgesehen von den wenigen teuren
Hotels ist hier alles auf diese Leute ausgerichtet. Am liebsten ist mir immer
noch die vierte Gruppe. Das sind die hier lebenden Ausländer. Das sind
meist sehr umgängliche Menschen, so wie Peter oder Garry. Die schweben
nicht irgendwo im Blauen sondern stehen in ihrer Welt und versuchen, das beste
daraus zu machen. Von denen fällt der Abschied schwer, aber sicher nicht
von Playa. Denen habe ich es zu verdanken, daß ich nicht nur schlechte
Erinnerungen von Playa behalten werde. Ich war ja gerade wieder im Begriff,
mich auf Abschied vorzubereiten. In einigen Tagen würde es endlich weitergehen.
Abends begann ich damit, den Boden des Ladens auf Vordermann zu bringen. Und ich stellte nach dem abrufen der eMails fest, daß ich den schlimmen Fehler begangen habe, ein Weib zu nah an mich heranzulassen. Das bedeutet automatisch Kopfschmerzen. Solche Probleme hatte ich früher nie, weil ich den weiblichen Teil der Menschheit für so intelligent und wichtig erachtete wie Fußpilz. "Frauen helfen uns Probleme zu lösen, die wir ohne sie nicht hätten."
Was man dagegen machen soll, das lehrt das Fernsehen: "Pedro! Schärf das Bier auf, ich lad Dich ein..."
Es kam auch noch Pedros Bruder und wir saßen dann erst im Laden, dann vor dem Hotel und tranken Bier. Irgendeiner von den beiden hatte auch noch eine relativ hübsche Mexikanerin herbeigezaubert. Ich sage relativ, weil ich während der ganzen Zeit in Playa nur eine einzige richtig hübsche Mexikanerin gesehen habe, und das war Anna aus Zimmer Eins.
Sol rules... |
Pedro hatte am nächsten Tag frei und er lud mich ein, ein wenig das Nightlife von Playa kennenzulernen. Aber nicht das für die Touristen, denn das ist zu teuer, sondern das für die Einheimischen. Wir landeten dann in einem Table-Dance-Schuppen irgendwo in Coloseo. Ich wollte gleich wieder gehen, aber er zahlte mir im voraus fünf Bier, also blieb ich bis die Biere vernichtet waren. Ganz bodensätzige Gesellschaft, die man da findet, nichts für mich. "Allerbeste Chancen zum Absaufen..."
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