Gammel in Mexiko 2003
Sonntag, 25. Mai

In der Früh ruft Peter an und meldet seine Ankunft in Berlin. Ich nutzte gleich mal die Gelegenheit, ihn zu fragen, ob er mir vielleicht die Scheibe mitbringen könnte. "Jaja, kann ich schon machen, kein Problem". Ich schickte also die entsprechenden eMails los, damit die Scheibe nach berlin kommt, solange Peter noch dort ist. Dazu mußte ich erst mal feststellen, wo sie denn überhaupt war, ob in Aachen, in Zürich oder in Augsburg. Anschließend mußte ich wieder ein wenig Geld wechseln. Die fünf Wochen Playa haben mich bisher etwa 200 US$ gekostet. Das ist zwar nicht viel, wenn man bedenkt, wo man ist, aber es ist immer noch zuviel, wenn man bedenkt, daß ich während der ganzen Zeit keinen Tropfen Diesel verfahren habe.
Als ich wieder am Laden war, erzählte mit Pedro, daß er Alberto beauftragt hätte, etwas zum Essen mitzubringen. Es war nämlich Sonntag und die Küche hatte geschlossen. "Wann kommt er?" Schulterzucken, "hat gemeint, in einer Stunde." Nach zwei Stunden immer noch kein Zeichen von Alberto. Pedro regte sich langsam auf. "Er hat gesagt eine Stunde, das ist jetzt über zwei Stunden her." Da mußte ich ihn gleich zurechtweisen: "Wie lang lebst Du eigentlich schon hier in Mexiko?" "Mein ganzes Leben lang." "Und Alberto?" "Auch..." "Na, also, dann sei froh, wenn er irgendwann im Lauf des Tages kommt, verhungern wird hier schon keiner... oder bist Du schon mal verhungert oder kennst Du jemanden, der mal verhungert ist?"

Michelle vor dem Rechner. Das Bier gehört selbstverständlich mir, ich hab beschlossen, Alkoholiker zu werden. Das ist das Einzige, was man in Playa tun kann, was als vernünftig zu bezeichnen ist.

Während wir da so warteten kam ein Kanadier an. Ich hielt ihn erst für einen Briten wegen seiner überaus deutlichen Aussprache, aber so daneben lag ich gar nicht, denn er lebt in Irland. Ein Hotelzimmer konnte ich ihm nicht andrehen, dafür aber ein paar Bier.
Ich hasse Sonntage, ich habe sie auch schon zu meinen Schul- und Lehrzeiten gehaßt, da ist mir jeder Montagmorgen lieber. Sonntagabend kommt immer so eine Endzeitstimmung auf und es ist absolut nichts los.
Am abend treffen gute Neuigkeiten per eMail ein: Das Paket mit der Scheibe und den Schlössern ist immer noch in Aachen und Frank ist wieder in L.A. und schreibt, er hätte einen gebrauchten LapTop für "kleines Geld". Zwar fürchtete ich, daß seine Auffassung von "kleinem Geld" sich nicht mit der meinigen deckt, ja, gar nicht decken kann, aber es ist dennoch eine gute Neuigkeit.


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