Doch
das eigentliche Ende der Geschichte kam erst heute. Wir fuhren zum TÜV,
zahlten die Gebühr und je länger dieser Spießer um das
Auto sprang, desto klarer wurde mir, daß es mit dem TÜV doch
nichts werden würde. Bremsen, alles in Ordnung, nur der Rost war
das Problem. Mein Fehler. Für mich sah die Schweißarbeit perfekt
aus. Ich bin wohl schon zu lange an normale Verhältnisse gewöhnt.
Als er dann auch noch als Mangel ausschließlich Rost angab, aber
nicht definierte, wo, war mir auch klar, daß es schwierig werden
würde, woanders einen TÜV dafür zu bekommen. Bei seiner
Bemerkung: "Ich muß mir schwer überlegen, ob ich Euch
damit überhaupt vom Hof fahren lassen soll", wurde mir weiterhin
klar, daß ich da einen typischen Theoretiker vor mir hatte, der
hinten und vorne keinen Plan hatte. Das Auto hält, so wie es ist,
noch mindestens 10 Jahre. Dem deutschen Michel muß ein Techniker
vom TÜV sagen, wann er sein Auto nicht mehr fahren kann, weil er
selbst dafür viel zu dämlich ist. Was erwartet man auch, wenn
man von einem Land, dessen Bürger ohne behördliche Genehmigung
nicht mal den Weg zum Lokus antreten? Es zeigt sich wieder, daß
da, wo viel Gedöns um bestimmte Sachen gemacht wird, es um die Sachen meist
schlecht bestellt ist - das ist international. Obwohl es nicht im Sinne
des Erfinders ist, kündet die Aufschrift "Ordnung und Fortschritt"
auf der brasilianischen Fahne nur davon, daß man diese zwei Sachen
in Brasilien nicht finden wird, so sehr man auch sucht. Und in Deutschland
hört man gerne schöne Sprüche über Eigenverantwortung,
mündige Bürger, freiester Staat auf deutschem Boden. Das sind
Phrasen für die genau das gleiche gilt. In keinem der Länder,
die ich bisher besuchte, werden Bürger mehr bevormundet als in der
BRD. Und jeder glaubt, er sei mündig, weil er einen Zettel in eine
Kiste werfen kann. Wenn man einigen Abstand dazu gewinnt, wird einem erst
richtig klar, daß die Verblödung in Deutschland längst
jedes vernünftige Maß bei weitem überschritten hat. Aber genug der Predigt.
Kein TÜV für den blauen. Das spart immerhin Steuern. Der Plan schlug fehl und zwingt uns, andere Lösungen zu finden. Und wir werden sie finden oder sie finden sich selbst. So lief es bisher immer. Der Daimler bleibt weiterhin für Auslandseinsätze zur Verfügung - in Deutschland mit einem 123er zu fahren heißt Perlen vor die Säue zu werfen. In einer gut durchlüfteten Garage irgendwo in Hessen hat er einen Standplatz. Man muß sich nur damit befassen, wie man ihn in außer Landes bringt. Aber es wäre gelacht, wenn mir dazu nichts einfiele. Zum Glück gibt es in Amerika keinen TÜV, sonst hätten wir ein weiteres, weitaus schlimmeres Problem. Der nächste Einsatz ist beiden gewiß. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer der beiden wieder rollt.
Voriger Tag | Zum Anfang | Reiseberichte |