Detroit und kein Ende
Montag, 15. März 2004

Einer der Tommies kam und fragte mich, ob ich ihn und seinen Besuch zum Flughfen fahren könnte. "Ist der 'Panzer' da?" Wußte er nicht. Ich konnte ihn auf dem Parkplatz nicht ausmachen. Ein Anruf bei Susanne ergab, daß es wohl bis morgen auf sich warten lassen würde - was dem Besuch natürlich so viel Hilft, wie die Aufhebung der Importbeschränkung für Reis nach China. Die Inder nebenan hatten ein Fahrzeug, also dort hin und nachgefragt. Rahmam Punjabi (oder so) erklärte sich bereit, ihn zu fahren und ich fragte ihn, ob er mich denn auch gleich nach Royal Oak fahren könnte, ich müsse Präsenz zeigen.

Er fuhr seinen 87er Cadillac vor. Weiß mit rotem Leder und alles, was das Autofahrerherz so begehrt. Nur drei entscheidende Sachen konnte er nicht bieten: Zuverlässigkeit, Diesel und niedrigen Verbrauch. Wir fuhren zum Flughafen und anschließend nach Royal Oak. Ich stiefelte hinein und fragte, wie es aussieht. "Nur noch die Ölleitung einbauen, dann ist er fertig. Anderthalb Stunden." Die anderthalb Stunden verbrachten wir dann noch im Caddi, wartend vor einem häßlichen Gebäude. Ich ließ mich wieder zum Mechaniker fahren und schickte die beiden dann heim. "Sicher, daß er heut fertig wird?" "Nein, aber sicher, daß ich hier erst geh, wenn er fertig ist..."

Wir machten einen Testlauf. Das Öl lief in dicken Strömen auf den Boden. Er hatte meinen Ventildeckel verwendet, weil der mitgelieferte einen dicken Riß hatte. Nur hatte er auch meine Dichtung verwendet und die hatte die Konsistenz von Gips. "Oh. Ist Dein Motor heißgelaufen?" "Ja, glühend heiß, sogar..." Kein Wunder, daß die Dichtung so aussah. Er wechselte sie schnell und wir ließen ihn warmlaufen. Seh schön! Noch ein paar Kleinigkeiten instandsetzen, die Scheinwerfer und die Instrumententafelbeleuchtung und es konnte losgehen. Ich gab ihm einen Check und bat ihn, ihn nicht vor Donnerstag einzulösen. Dann fuhr ich los. Endlich! Endlich wieder Herr im eigenen Haus, endlich wieder Mensch sein zu dürfen. Man merkte deutlich den Unterschied zum 200. Der 240 bewegt sich, wenn man aufs Gas drückt. Mit vollgas zum UT zurück. "Bloß weg hier..." Ich kam hinein, alle sahen mich erwartungsvoll an und ich hielt meine kleine Ansprache: "The great moment I've been so looking forward to has finally arrived! Or, to put it more precisely: You'll stay here in this horrible town, I'm getting out of here. Gentlemen..." Hand an die Schildmütze und ab in Zimmer. Schnell zusammengepackt, die erste Ladung ins Auto gebracht, dann nochmal hoch. Ich rief noch mal meine eMails ab. Da fiel mir ein, daß ich ja ein Handy bestellt hatte. Das sollte laut UPS morgen ankommen. "Nun", dachte ich mir, "ich könnte heute Ausschlafen, dann morgen unten das Phone holen und ab die Post, frisch ausgeruht. Oder, ich fahre ohne Telephon los und schlaf unterwegs irgendwo - sich nicht ein einer Offizierskoje." Ich entschied mich, noch eine Nacht zu bleiben. Das Auto stellte ich brauchgemäß genau an den Fleck, an dem der Motor starb. So, wie damals in Südtirol, als ich genau wieder die Stelle suchte, an der die Kardanwelle gerissen war. Das muß man so machen. Das Auto muß jeden Ort, an dem es stand, aus eigener Kraft verlassen können.

Da stand er also wieder, genau über der noch immer gut sichtbaren eigenen Öllache. "Zweiter Anlauf beginnt..."

 


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