Die Rückfahrt 2004
Dienstag, 16. März

Ich fuhr noch schnell mit Edi zu University Foods und brachte Myriaden von Dosen zurück, die sich im Laufe der Zeit in der Wohnung so angesammelt hatten und sofort ging es wieder zurück. Nur noch das Telephon abholen und dann nichts, wie weg von diesem schrecklichen Ort. Es konnte nicht mehr viel schiefgehen. Ich hatte bei eBay ein Handy ersteigert und es von Kalifornien hierher schicken lassen. Armes Telephon... aber nun ging es ja schon gleich wieder heim. Da ich wußte, daß diese Wichtigmacher an der Theke nur dazu da sind, um Schwierigkeiten zu machen, ließ ich das Päckchen an einen der Tommies schicken und zusätzlich ließ ich meinen Namen dazuschreiben.

Ich ging zur Theke und es waren heute nicht die Inder da, sondern die Detroiter. Kein gutes Gefühl. Ich grüßte extrafreundlich und fragte nach einem Paket für Zimmer 1101. "Ja", dreht sich eine besonders häßliche um, "es ist eines da, aber ihr Name ist nicht im Mietvertrag." "Ja, und? Aber mein Name ist doch auf dem Paket." "Auf dem Paket steht David Hands und Markus Besold. Sind sie David Hands?" "Nein, ich bin Ma..." "Dann können Sie das Paket auch nicht abholen. Das kann nur David Hands machen." "Aber es ist doch nicht sein Paket, sondern meines." "Aber ihr Name steht nicht auf dem Mietvertrag." "Ja, mei, ich will ja nichts mieten, ich will nur mein Paket! Und wenn mein Name auf dem Paket steht, dann ist es meines, auf welcher rechlichen Grundlage halten Sie mein Eigentum zurück?" "Dadurch, daß Ihr Name nicht auf dem Mietvertrag steht. Wir können es nur jemandem geben, der im Mietvertrag steht. Das sind die Regeln. "Das sind die Regeln". Nach wie vor gilt für diesen Satz und seine Derivate (das ist Gesetz, das ist Befehl usw...): Das hört man immer nur in den Ländern und / oder von denjenigen Parsonen, bei denen ein einziger Blick genügt, um zu wissen, daß alles zählt, nur nicht Regeln bzw. Gesetze bzw. Befehle bzw. usw. Und hier wieder mal der klassische Fall.

Dann klinkte sich der Gorilla auch mit ein. Ja, das seien die Regeln, da könne man nichts machen, denn sie seien verantwortlich. Das ist so lächerlich, das ist mein Eigentum, wer sollte sie verantwortlich machen, wenn sie mir das geben, was mir zusteht? "Nein, es geht nicht, nur die Person kann das Paket abholen, für die das Paket bestimmt ist." "Aber ich bin doch diese Person..." "Ich will mit ihnen nicht weiter reden, ich habe ihnen gesagt, was die Situation ist und fertig. Es ist nicht, weil ich das mit Absicht mache, sondern das sind die Regeln, wenn was nicht stimmt, bin ich verantwortlich." Oh, ja, besonders verantwortungsvoller Posten... bin beeindruckt. Von genau diesem Hocker wurden erst vor zwei Wochen zwei so Wichtigmacher wegverhaftet. Grund: "Child solicitation".
So verantwortungsvoll ist also der Posten, daß ein des Lesens und Schreibens nicht mächtiger Kinderschänder ihn bekleiden kann. Und besser als es dieser Typ hier tut. Doch ich sah schon, hier war kein weiterkommen. Ich sagte zu der häßlichen, daß der David Hands in Massachusetts sei und erst in drei Wochen wieder zurückkommen würde. "Oh. Drei Wochen? Das ist aber wirklich schlecht für Sie. Müssen sie drei Wochen warten..." Wutentbrannt ging ich hinauf, Edward kam mir gerade entgegen. "Diese verdamten Zulukaffer da unten regen mich auf! Kannst Du vielleicht mal mit denen reden? Ich will einfach nur mein Paket, damit ich mich aus diesem Dreckloch hier verpissen kann." Als ich mich dann wieder beruhigt hatte, fügte ich hinzu: "Ist immerhin Deine Schuld, ich mein..." "Meine?" "Ja, klar, ihr wart es doch, die die hierhergebracht haben, oder? Normalerweise würden die in Ghana vor irgendeiner Strohhütte hocken und vorbeilaufende Buschratten fressen. Hätten keine Probleme mit Arbeitslosigkeit und Drogen und Gefängnissen." Und was ist nun das Resultat von dieser Politik? Die fette Drecksau da unten gibt mir mein Handy nicht, weil ihm irgendwer einen Fingerhut voll Macht gegeben hat und jetzt ist er ganz besoffen davon. Die Gesellen sind mir wirklich am Sympathischsten, wenn sie vor den Liquorstores rumhängen und nach 'nem Quarter fragen, dann sind sie auch nett. Aber sobald sie glauben, etwas zu Sagen zu haben, flippen sie aus. "Keine Schere schärfer schiert, als wenn der Knecht zum Herre wird."

Ich ging mit Eddie hinunter, doch er konnte auch nicht mehr erreichen, als daß der Fettsack ihm sagte, wann der Manager da sein sollte. Keisha, hieß sie. "Und was, wenn David hier anruft und um die Herausgabe bittet?" "Das könnte klappen, wenn der Manager seine Stimme erkennt, dann sehe ich da kein Problem." Doch ich sah da einen Haufen Probleme. Erstens ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß der Manager alle zwei- oder drei- oder gar viertausend Bewohner dieses Gebäudes an der Stimme erkennt. Und selbst, wenn, heißt das noch lange nicht, daß er deswegen das Paket auch rausrückt, denn: Erstens ist es eine Frau und beim Namen Keisha seh ich buchstäblich schwarz. Als wir nach einer Stunde wieder hinuntergingen und nach dem Manager fragten, sagte die Fettulpe: "Sie ist da, ich kann sie schon holen, aber ich hab mit ihr gesprochen und sie kann da also auch nichts machen." Klar. Wo der Wille fehlt...

Auf dem Gang traf ich den Inder, der mich am Vortag zum Auto gefahren hatte. "Und? Auto fertig?" "Ja, endlich." "Und wann geht es los?" "Eigentlich sollte ich schon unterwegs sein, aber natürlich hat Destroit noch eine kleine Überraschung im Ärmel versteckt gehabt und nun will mir der Mongoloide Affe da unten mein Telephon nicht geben." "Wer ist denn unten? Der fette Neger? Da hast Du den Besten von allen erwischt. Der ist bekannt dafür, daß er immer nur Schwierigkeiten macht." Ich erklärte ihm die ganze Story. Er rief Amir und fragte, wo der Inder wohnt, der unten Dienst macht. "1029. Wieso?" Dann erklärte ihm Rahab die eine Hälfte der Geschichte: "Red mal mit ihm, der soll das Paket rausrücken, was soll denn das? Als ob sich das Leben jedes Einzelnen in diesem Haus um diesen geistig unterernährten Affen drehen würde." Ich erklärte ihm dann die andere Hälfte. Daß nämlich das Problem mittlerweile darin bestünde, daß die Managerin davon Kenntnis bekommen hätte und sich wundern wird, wenn das Paket weg ist. Das hieße für sie, daß es jemand rausgerückt haben muß und dann würde der Inder Probleme kriegen.

Ich traf noch Christian, Inhaber von germanplates.com online und erklärte ihm auch noch die Story. "Ruf halt die Polizei an. Das ist Dein Eigentum und in Amerika hat jeder das Recht, seine Post da hinschicken zu lassen, wo er gerade wohnt, solange er da Gast ist. Und das, was die tun, ist Unterschlagung." "Polizei... Ich weiß nicht..." "Wieso? Schlimmstenfalls kriegst Du Dein Paket nicht. Aber soweit biste ja schon..." Das klingt schon mal gut. Meine Hemmschwelle, wenn es um Polizei geht, ist ziemlich hoch. Würde ich beispielsweise in Brasilien die Polizei aus gleichem Grunde anrufen - was mir nie einfiele - würde die Sache wahrscheinlich so aussehen: Vielleicht würden sie sogar irgendwann kommen. Aber nur, um mir die Zähne aus der Fresse zu dreschen, weil ich sie wegen sowas belästige. Und würde ich das in Deutschland tun, dann würden sie sofort kommen, um mich zu belästigen und festzustellen, daß mein Ausweis abgelaufen oder mein Führerschein verdreckt sei - und natürlich das eigentliche Problem übergehen. Doch wie ist es hier? Bisher immer nur allerfeinste Erfahrungen mit der Polizei. Die Inder meinten auch, einen Versuch wäre es wert. Sie riefen an und gaben mir das Telephon. "Ja, hallo, ich habe hier eine Situation. Ich bin deutscher Tourist, war hier zu Besuch im UT und breche heute wieder nach Californien auf. Weil mein Telephon kaputt war, bestellte ich ein neues hierher. Ich tat meinen Namen und den Namen eines Mieters aus dem Haus auf das Paket, nun will man mir an der Rezeption das Paket nicht geben. Ich dachte mir, ich rufe mal bei Ihnen an und frag mal nach." "Hm...", sagte der Polizist, "schon versucht, den Vorgesetzten zu sprechen?" "Same Result." "Ja, eigentlich können wir da gar nichts tun." "Ist das nicht Unterschlagung, wenn ich fremdes Eigentum zurückhalte?" "OK, wir kommen mal vorbei. UT, haben Sie gesagt? Stellen Sie sich unten hin, ich schicke eine Streife."

Es ist einfach zum Kotzen mit diesen Typen an der Eingangstheke. Und dann noch diese Wichtigmacherei immer. Diese Sorte von Primaten kann ich mir gut in deutscher Bullenuniform vorstellen. Das ganze Leben lang sinnlose Handlungen vollführen, die niemanden weiterbringen und nichts anderem dienen, als sich selbt einzureden, man sei ein furchtbar wichtiges Rädchen ist, in einer Maschinerie, die die Welt in Bewegung hält.

Ich zog mir den Mantel an. "Und? Was Neues?", fragte Eddi. "Die Kavallerie ist im Anmarsch!" "Wer?" "Die Polizei. Hoffentlich bringt das was..."
Ich stellte mich unten hin und rauchte eine Cigarette. Ich hatte kaum angefangen, da waren sie schon da. Mit einem eleganten Gleitmanöver parkte er den Police Interceptor ein. Ich ging hin und entschuldigte mich erst mal dafür, die Officers wegen soetwas belästigen zu müssen. Das Problem sei, daß ich nach Kalifornien muß und nicht länger warten könne und daß es einfach möglich sein muß, daß mein Paket auch in meine Hände findet, ohne, daß sich da ein Dritter dazwischenschalten muß, den das alles eigentlich nichts angeht. "Haben Sie einen Ausweis?" "Natürlich...", ich hielt ihm meinen Paß hin. Er ging hinein, ich folgte ihm. "Ich möchte Sie bitten, da hinten bei der Kollegin zu warten, OK?" "Jawohl". Ich stellte mich zu ihr hin. Eine ältere Dame. "Was ist in dem Paket drin, wenn ich fragen darf?", wollte sie wissen. "Ein Nokia Mobilphone." "Und an wen ist das Paket adressiert?" "An mich." "Wohnen Sie hier?" "Nein, ich bin hier zu Gast, aber der Name vom Gastgeber steht auch drauf." "Wieso stehen da zwei Namen drauf?" "Wenn ich nur meinen draufschreiben lasse, dann nehmen sie es nicht an, wenn nur seiner draufsteht, dann kann es nur er abholen." "Warum tut er das nicht gleich?" "Weil er für die nächsten drei Wochen im Urlaub ist." "Oh, verstehe."

Der Polizist ging zum Tresen und fragte nach, was denn da los sei. "Der Herr hat uns geholt, weil Sie angeblich ein Paket zurückhalten. Darf ich fragen, was hier los ist?" "Das Paket ist nicht an ihn adressiert, sondern an seinen Mitbewohner." "Das hat er mir nicht gesagt. Darf ich das Paket sehen?", fragte der Polizist. Der Neger ging hinein und es kam die Managerin heraus. Mit dem Paket in der Hand. Der Polizist untersuchte das Paket, drehte sich dann um und meinte, daß er nichts für mich tun könne. Das Paket sei an einen David adressiert. "David Hands!" "Korrekt." "Und darüber müßte mein Name stehen." "Nein, leider nicht." Schock! "Sicher?" Da erklärte mir seine Kollegin: "Ja, aber er hat doch gerade eben erst nachgesehen, das haben sie doch selbst beobachtet..." "Ja, OK. Sorry. Das wußte ich nicht. Mir hat man nur gesagt, daß einer der Namen nicht auf dem Mietvertrag stünde, also nur der andere ihn abholen könnte." "Nein, da steht nur David drauf..." Verdammt! Da hat wohl was mal in Kalifornien nicht funktioniert. Ich habe ausdrücklich geschrieben: "Markus Besold c/o David Hands draufschreiben, unbedingt!" Und es wirde mir sogar von Kalifornien bestätigt. Jetzt stand ich natürlich da, wie der Depp. Und dann setzte natürlich die fette Sau unterstützt von der ebenso fetten Managerin den Gegenangriff. "Der ist hier nicht auf dem Mietvertrag und sollte sowieso nicht hier sein." Der Polizist sah mich an. "Wo leben Sie?"
"In Deutschland, Sir. Aber ich bin hier zu Gast, besuche eine Freund aus Deutschland."
"Aha, und wo ist der?"
"Nun, der ist im Moment in Deutschland."
"Und haben Sie einen Schlüssel für die Wohnung?"
"Ja..."
"Wieso haben Sie den Schlüssel?"
"Wieso nicht? Ich habe hier warten müssen..."
"Und wieso haben Sie mir erzählt, ihr Freund sei in Massachusetts?"
"Das ist nicht der, das ist der andere."
"Trotzdem dürfen Sie nicht hier sein, wenn keiner da ist, der auf dem Mietvertrag steht."
"Aber da sind doch noch drei andere. Die sind oben."
"Den Schlüssel müssen Sie hier an der Theke abgeben."
"Passen'S auf:", sagte ich dann, um die Situation möglichst schadlos zu überstehen, "Ich schlage ihnen was vor: Ich habe keinen Grund, hierzusein, ich wollte sowieso fahren, ich geh schnell hoch, hole meinen Computer und bin dann weg und komm nie wieder. Wie ist das?" Er sah die Managerin an. Die meinte, ich wohnte hier nicht. Das war mir klar und dem Bullen sichtlich zu blöd und er fuhr sie an: "Sie haben doch gehört, er fährt jetzt nach Kalifornien. Das heißt, er geht jetzt hoch, holt sein Gepäck und ist weg, anderweis wird er hier so lange warten, bis ihn jemand wieder reinläßt, selbst, wenn wir ihm den Schlüssel jetzt wegnähmen."
"Ja, aber er wohnt nicht hier." Das ist typisch. Schon Schiller wußte das und schreibt in Wallenstein, ich erinnere mich nicht wörtlich, aber irgendwie: "Seid ihr nicht wie die Weiber, die beständig zurück nur kommen auf ihr erstes Wort, wenn man Vernunft gesprochen stundenlang..." Und genau so ist es. Genau so. Wenn man dann noch so eine vor sich hat, deren letzter domestizierter Vorfahr in einem Landhaus in der Küche fronte, dann kommt man da nicht weit.
Der Bulle drehte sich zu mir und meinte "OK, sorry, aber da steht wirklich nur der David drauf. Gehen Sie hoch und holen ihr Zeug. Ich wollte, ich könnte mit nach Kalifornien." "Well, ich hab noch einen Platz frei..." "Und gib den Schlüssel hier unten ab, wenn Du gehst, weil wir haben immer wieder Ärger mit Leuten, die unbefugterweise den Schlüssel haben und deswegen sollten die Bewohner nicht ihre Schlüssel verteilen. "Kein Problem..."
Ich ging hoch. Wieder saßen die Briten da. "Und, was ist passiert?" Mann, wie praktisch ist es doch, wenn man einfach ein paar Universalzitate auswendig kann. Kann man immer brauchen. "I think the phrase rhymes with clucking bell... There's only one thing for it, I'm going to have to desert and I'm going to do it right now. I'll get packing..." Ich ging in's Zimmer, packte die Wäsche ein, die im Trockner war und die Eddi gerade hochgebracht hatte. "Die ist ja noch naß, wieso hast Du die aus dem Trockner geholt?" "Nun, er war fertig..." Ich schüttelte den Kopf. "Naja, es wäre das Erste gewesen, was in dieser Scheißstadt funktioniert hätte." "Soll ich es nochmal reintun?" "Nein, laß mal, keine Zeit. Ich muß hier weg, ich trockne das Zeug im Auto..." Ich gab ihm die Hand, wünschte ihm mein Beilied und ging zu Alex. Dasselbe. Dann zu Mike. Ich gab ihm Schlüssel und Karte und erklärte ihm, was er zu tun hatte: "Paß auf: Das sind Schlüssel und Karte vom Matthias. Der darf mir die nicht geben. Du gehst jetzt runter und sagst der Schlampe, daß das Dein Schlüssel ist." Er schien es nicht ganz begriffen zu haben. Try to think african: "Paß auf: Der Matthias darf mir den Schlüssel nicht geben, weil er nicht hier ist. Er darf ihn aber Dir geben, weil Du hier wohnst. Du, wiederum, darfst mir Deinen Schlüssel geben, weil Du momentan anwesend bist. OK? Also geh einfach runter und frag sie, warum Du Deinen Schlüssel abgeben sollst." Er ging hinunter, allerdings mit seinem eigenen Schlüssel, denn ich brauchte den Wohnungsschlüssel noch. Während er hinunterging, ging ich zu den Nürnbergern. Ich hatte dort am Sonntag oder am Samstag einen Wodka geschnorrt und war nicht dazugekommen, ihn zurückzubringen. Leider war keiner da. Schick ich ihnen halt das Geld per Post zu, was soll's. Nur weg hier. Als ich zurückging, um mein Zeug zu holen, was Mike auch schon da. "Und?" "Sie hat nur gemeint, ich soll sicherstellen, daß Du das Zeug auch daläßt, wenn Du gehst." "Oh, quite... Good luck everyone... I need to get out of here." Feine Jungs. Sollte es nochmal gegen Engelland gehen, dann ohne mich.

Bepackt wie ein Esel ging ich hinunter. Als ich aus dem Aufzug ging, grinste zu mir der Fettsack herüber und fragte, wo die Schlüssel sind. "I hope your mother dies in a freaky car acident" - was anderes fiel mir nicht ein. Ein Inder oder Pakistani, den ich nur aus dem Aufzug kannte und der mit mir den Fahrstuhl verließ und der auch zum Hinterausgang ging fing an zu lachen. "Magst den Typen wohl auch nicht?", fragte ich ihn. "Nö, nicht wirklich. Ich glaub, den mag keiner, nicht mal er mag sich selber." "Weißt Du, Wenn ich hier wohnen würde, würde ich einen Baum in der Eingangshalle pflanzen. Einen Kokosnußbaum oder sowas." "Ein Baum in die Eingangsahlle? Warum das?" "Dann würde der Idiot wenigstens nicht hinter der Theke sitzen..."

Der Henkel vom Rucksack brach mir, aber das konnte mich nun auch nicht mehr erschüttern. Das heißt nichts anderes als: Get endlich out aus hier..." Ich warf alles ins Auto und fuhr los. Schnellster Weg zur I-94, nur weg. Ich fuhr zur Woodward, bog rechts ab in die Warren, fuhr bis zur Auffahrt, dann links. Ich passierte die Auffahrt zur I-75, dann wollte ich schon rüberziehen und "Klebrige Scheißstadt, scheiß Gegend, Drecksloch, verrecken sollst..." schrie ich vor mich hin, als ich die geschlossene Auffahrt erblickte. Niedergebrannt gehört dieser Haufen Hundedreck, bis auf die Grundmauern - ignis sanat. Macht keinen Unterschied. Wie ich es hasse. Ich fuhr zurück, die Warren entlang und von dort dann auf die I-94. Endlich! Draußen. Nun gint's nur noch ein vorwärts. Die Feuertaufe für den 240. Möglichst schnell möglichst viel Abstand von dieser beschissenen, verfluchten Stadt. Ich spürte es von Anfang an, daß das nichts Gescheites sein konnte, ich schrieb es am ersten Tag, ohne auch nur das geringste zu ahnen. Blöder Zufall, daß die Erfahrung einfach das Gefühl bestätigt hat. Es ist überhaupt nur alles Zufall, isn't it? Erstaunlich.

Ein Bild typisch für Destroit. Idioten, wohin man sieht. Dabei ist der Highway so breit, daß man nicht noch weitere Spuren bräuchte. Außer, der Trottel wollte einem Schlagloch ausweichen.

Eine plausible Erklärung dafür, daß Destroit so ein Toxic Waste Dump ist, mag darin liegen, daß es eine französische Gründung ist. Spanier, Portugiesen, Italiener, Franzosen, alle die romanischen Völker mit Ausnahme der Römer selbst, haben es nie gelernt, richtig zu kolonisieren. Die hätten sich mehr um das Kochen kümmern sollen, statt da eine auf Kolonialherr zu machen. Das ging überall daneben. All diese Länder sind heute in einem ruinösen Zustand. Nun, die Spanier hatten da ein wenig mehr erfolg, unter den Blinden ist der Einäugige bekanntlich könig, aber dennoch. Die Briten konnten das schon eher. Doch sie konnten nicht verhindern, daß die Franzosen hier Fuß faßten. Und daher hatten die in dieser Gegend nicht nur auf die Namensgebung maßgeblichen Einfluß (Des Moisnes, Marne, Bordell usw.), sondern eben leider auch auf die Entwicklung. Muß so sein, anders kann ich mir nicht erklären, was hier so brutal schiefgelaufen ist. Nun war ich wieder unterwegs in den vormals spanischen Sektor, "Califórnia del Norte", wenn man so will. Nach Hause.

Es war 18:15 Uhr, als ich loskam, ich stellte sofort die Uhr auf Pacific-Time um. Also Drei Uhr Nachmittags. Das Gaspedal bis zum Anschlag durch, die Karre beschleunigt auf 150 km/h. Wenn ich es schaffte, einen Schnitt von 100 km/h zu halten, dann würde ich morgen an der Bar sitzen und mich von meinem Tinchen bedienen lassen. Aber ein 100er Schnitt hört sich schon ziemlich spektakulär an. Aber man darf nicht vergessen, daß man nicht in Deutschland ist, sondern in den USA. Hier gibt es keine idiotischen Autobahnabschnitte, wo man 80 oder gar 60 fahren muß. Und es gibt auch keine idiotischen LKW-Fahrer, die einen LKW, der 80 fährt mit 81 überholen müssen. Hier wird gefahren. Wilkommen in Amerika. Und ich fuhr über den Highway und war selbst erstaunt, daß die Nadel nach Stunden genau einmal unter die 110-Marke gefallen war, nämlich beim Tanken. Sehr enttäuscht war ich über den Verbrauch. Der alte 200er konnte 8 Stunden im Vollastbetrieb durchhalten, der 240er knappe Fünfeinhalb. Dabei glaube ich, mich zu erinnern, daß der 240er den gleichen Verbrauch hat. Raus, Tanken und wieder auf den Highway.


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