Wir waren schon ziemlich früh wach. An einen gemütlichen Schlaf war wegen des Wetters nicht zu denken. Es war unangenehm kühl und alles andere als trocken. Und so fuhren wir bald weiter mit Ziel Ivalo. Als wir um 9:15 Uhr (km 3.386) dort eintrafen, mußten wir die obligatorischen Postkarten loswerden. Erst als das erledigt war wurde weitergefahren.
So sah es an diesem Morgen aus. Klar wurde auch hier gefrühstückt und zwar richtig stilvoll mit den Ungarischen Rhapsodien von J. Brahms. |
Wir packten dann das patschnasse Zeug wieder ein und mußten feststellen, daß im hohen Norden nun mal nichts mehr trocknet, was jemals naß geworden ist. Das ist schon etwas unangenehm, wenn man in nasse Klamotten schlüpfen muß, aber es könnte ja schlimmer sein. Am Äquator, beispielsweise, ist es das, und wir waren um dieses Klima hier sehr froh.
Nicht zuletzt das Klima ist dafür verantwortlich, daß wir Europäer nicht mehr um das Feuer springen und "Uh-uh!" schrien, also muß das alles so seine Richtigkeit haben. Man sieht nur zu gut, wenn man sich dem Äquator nähert, wozu es führt, wenn einen das Wetter allzusehr verwöhnt...
Auf diesem Hügel zwischen Ivalo und Inari bot sich ein herrlicher Blick über das weite Lappland |
Wir fuhren die Tana entlang. Bis Utsjoki auf finnischer und ab da dann auf norwegischer Seite bis Ifjord. Dort fuhren wir auf einer Stichstraße nach Gamvik, den nördlichsten Punkt auf dem europäischen Festland (das Nordkap läßt sich nicht trockenen Fußes erreichen).
Diese Strecke gefiel mir von allen bis zu diesem Zeitpunkt gefahrenen Strecken am besten. Nicht ein einziges Auto ließ sich Blicken, kein Mensch, nichts außer Urlandschaften.
Das wäre als Wintersitz zu überlegen... |
Mein Traumhaus für den Winter ist absolut abgelegen mit einem lauschigen Kamin,
reichlich Lektüre, vielleicht einen Internetanschluß, aber sonst nichts. Keine
Post, kein Telephon, 'ne Hübsche Holzverkleidung, Vorräte für den Winter. Dann
fehlte nur noch eine Garage für das Dieselroß.
Da werden Winternächte hold und schön, erstrecht, wenn keine Nachbarn
da sind, die es stört, wenn der Diesel von Anfang Oktober bis Ende Mai durchläuft.
Diese Straße war überhaupt die schönste, die ich bis dahin befahren hatte. Zur
linken sieht man das Geröll links, zur Rechten sieht man das Geröll rechts,
weit und breit nichts, nur das einsame Hämmern des Diesels zerreißt die Stille,
es ist einfach traumhaft. So was gibt es nur in solch kargen Regionen, daß man
stundenland fährt und es ändert sich nichts.
Die wenigen hundert Kilometer auf dieser Straße vergingen wie im Flug, wir mußten
einen Extrastopp einlegen, damit wir nicht zu schnell durch fahren. Günther
nutzte diese Pause um in so einem eisigen Tümpel mit kristallklarem Wasser zu
schwimmen. Schnappsidee! Hinterher frißt er mir alle meine Traubenzuckers weg...
Es gibt auch nicht eine Tankstelle an der Straße. Man kann das Auto auf der
Straße stehenlassen, quer, wenn man will und dann in den umliegenden Hügel und
Geröllhaufen spazierengehen. Wohin man blickte, es war grau, flach, karg, kalt
und sehr schön. Ob die wohl im Winter geräumt wird?
Meine Lieblingsstecke: Die Stichstraße von Ifjord nach Gamvik. |
Um 19:00 Uhr waren wir in Gamvik - 3.860 km trennten uns von der Heimat. Somit hatten Daimler und Besatzung unseren Berechnungen nach den nördlichsten Punkt auf dem europäischen Festland erreicht, der sich mit einem PKW erreichen läßt.
Eigentlich wollten wir nach Nordkinn, doch dazu hätten wir das Auto stehen lassen und laufen müssen. Das war nicht ganz der Sinn, sonst wären wir ja in Urlaub gelaufen. Von dort gingen sich wieder ein paar Postkarten aus, und ein Gamvik-Aufkleber ziert seitdem die Heckklappe des Daimler.
Noch ein letztes Bild mit dem Leuchtturm im Hintergrund. |
Wir verließen alsbald Gamvik und traten gleichzeitig die Rückreise an, denn wo wir auch hinfahren mochten, alles liegt in Richtung Heimat. Die Fahrt ging nun an der norwegischen Küste entlang gen Süden. Um 21:30 Uhr (km 3.967) waren wir wieder in Ifjord. Ich wäre die Strecke gerne nochmal gefahren, aber ich mußte mich der zahlenden Mehrheit beugen und so fuhren wir die E06 weiter nach Lakselv. Zwischen den beiden Dörfern blieben wir über Nacht.
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