Dies war das erste Bild, das sich mir an diesem Morgen bot. Es ist durch das geöffnete Fenster hinten rechts aufgenommen. Es gibt nicht viele Hotels, die solche Ausblicke bieten können, und wenn doch, dann kostet das eine Kleinigkeit. | Natürlich mußte ich auch sofort eine Aufnahme mit Auto machen. Nur die Möwen waren leider schon wieder weg. Keine 20 km weiter südlich beginnt der schwarze Kontinent. |
Der Wind wehte immer noch sehr stark und das Auto war über und über mit einer
Salzschicht überzogen. Wir blieben noch einige Zeit hier, weil es uns so gut
gefiel. Zum Essen fuhren wir zum Hafen zurück. Hier war eine Menge los. Fähren
hatten angelegt und die Menschen standen Schlange um nach Tanger oder Ceuta
zu kommen. Man kann von hier aus nach Afrika schauen, wenn die Sicht gut ist.
Gleich dort unten beginnt die Sahara, die noch vor nicht allzulanger Zeit die
Europäer in Ehrfurcht versetzt hatte, viele Leben auf dem Gewissen hat aber
nun, dank menschlichen Erfindergeistes da liegt, wie ein Tiger ohne Zähne. Die
größte Wüste unseres Planeten, mit über 8 Mio. km² etwa so groß wie Brasilien,
das fünftgrößte Land der Erde. Dort wollte, nein, dort muß ich hin. Diesmal
sollten die Fähren nach Afrika noch ohne uns ablegen, doch eines Tages würde
ich an einem Mittelmeerhafen stehen und nach Hans Albers gröhlen:
"Nimm uns mit, Kapitän auf die Reise,
Nimm uns mit in die weite Welt hinaus..."
Auch hier bekräftigte ich mir den Entschluß, in naher Zukunft einmal nach Afrika
zu fahren. Wenn möglich schon im nächsten Jahr. Ich hatte mir sofort nach der
Ankunft aus Norwegen Nordafrika-Karten gekauft und mir die schönste Strecke ausgesucht,
aber das war erst der Beginn der Vorbereitungen.
Wir waren bis hierher 2.920 km unterwegs. Es hat sich schon gelohnt. Die Fahrt
war jedoch noch nicht zu Ende. Und da wir am südlichsten Punkt Europas standen
wollten wir den westlichsten schon auch noch mitnehmen. Mit diesem Ziel brachen
wir nach einigen Stunden auf.
In Dos Hermanos wurde um 12:30 Uhr (km 3.136) getankt. Um 14:00 Uhr erreichten
wir Sevilla. Hier hielten wir, um die obligatorischen Postkarten zu verschicken.
Unsinn, weil wir sowieso vor den Karten ankommen würden, aber es muß ja nicht
alles einen Sinn haben. Wir suchten uns einen schattigen Platz, denn es hatte
immerhin fast 30°C und an eine Klimaanlage dachte ich zu diesem Zeitpunkt
noch nicht. Bei unserer Abfahrt daheim hatte gerade der erste Schneeregen eingesetzt
und nun war es uns zu heiß. Als die Postkarten und eine kleine Stadtbesichtigung
zu Fuß erledigt waren fuhren wir weiter. Nun ging es in Richtung Portugal.
Nach Sevilla, aber noch vor Portugal... | ...sah die Landschaft so aus. |
Irgendwann befanden wir uns mitten in der Pampa (Günther ist kein besonders guter Navigator) und wußten nicht, ob wir in Portugal oder in Spanien waren. Wir waren nämlich auf einen Feldweg geraten. Auf einen richtigen Feldweg! Ohne Asphalt und Markierung und so Zeug.
Nicht mal Wegweiser waren da. Und auch kein Mensch, den man hätte fragen können. In anderen Gegenden würde man das als Piste bezeichnen, was ich zu diesem Zeitpunkt jedoch auch noch nicht wußte.
Irgendwo hier verläuft die Grenze zwischen Portugal und Spanien. |
Als wir wieder auf eine asphaltierte Straße stießen und die weißen Schilder sahen, nahmen wir das als amtliche Bestätigung dafür, daß wir nun in Portugal waren.
Das war der seltsamste Grenzübergang, den ich je kreuzte. Hier merkte man nicht mal, daß da irgendwann einmal eine Grenze gewesen sein soll.
Hier gab es erst mal eine Portugal-Cigarette. |
In der Dämmerung sah die Landschaft so aus, wie man sie aus Reportagen über
Afrika kennt: Steppenartig, alles flach mit einzelnen Bäumen hier und da, aber
mit jedem Meter entfernten wir uns von Afrika. Not yet, Kameraden.
Ich hatte gehofft, noch vor Sonnenuntergang an der Atlantikküste zu sein, aber
daraus wurde leider nichts, denn es war längst dunkel, als wir noch nicht einmal
in Lissabon angekommen waren. Dank der mangelhaften Beschilderung verfuhren
wir und in Lisabon, um der Tradition genüge zu tun.
Erst um 22:30 Uhr erreichten wir den Cabo da Roca (km 3.360). Das heißt wörtlich
übersetzt soviel wie Kap des Spinnrades. Europa endet hier. Das Auto wurde einen
Meter neben der Mauer abgestellt, die die Grenze zwischen Europa und dem Atlantik
bildet. Wir aßen gut und reichlich, breiteten die Schlafsäcke und die Isomatten
zwischen Auto und Mauer aus, schimpften auf den Leuchtturm, der mit seinem Licht
ziemlich nervte und schliefen hier, im Bewußtsein, daß von Westen her keinerlei
Gefahr drohen konnte.
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