Türkeitour 1999
Mittwoch, 31. März

Wir fuhren durch Denizli in Richtung Antalya. Zu der Bremsbelagverschleißanzeige, die mich schon seit Tagen nervte mit ihrem Flackern, kam nun die Treibstoffleuchte dazu, aber ich war einfach zu faul um auszusteigen. Tankstellen sind in dieser Gegend reichlich vorhanden und so schob ich das Tanken immer wieder bis zur nächsten Tankstelle hinaus. Als dann die Tankstellen für eine Weile ausblieben kam ich dann doch leicht ins Schwitzen, da ich davon überzeugt war, daß Schnee nicht das einzige war, was in den Bergen um uns lag.

Da schossen mir die Berichte vom Auswärtigen Amt durch den Kopf, in denen es hieß, daß in der Gegend um Antalya bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen PKK und türkischen Sicherheitskräften stattgefunden haben sollen und die Warnung an deutsche Touristen vor Reisen in die Türkei. Bloß nicht liegenbleiben. Bei der nächsten offenen Tankstelle wurde dann getankt und unverzüglich weitergefahren, denn der fehlende Schlaf begann sich bemerkbar zu machen. Das ließ auch den Cigarettenkonsum ansteigen.
Es begannen wieder die Paßstraßen. Es lag viel Schnee das Gelände war relativ gut sichtbar und Blitze, die immer an der gleichen stelle zuckten erhellten das ganze zusätzlich. Ein schönes Bild, das ich aber leider nicht festhalten konnte. Dafür ist die Photoausrüstung doch ein wenig ungeeignet. Antalya wurde durchfahren und um 4:15 Uhr Ortszeit (km 2.594) erreichten wir Alanya, wo unsere Gastgeberin, die uns in den nächsten Tagen quer durch Anatolien herumführen sollte, wohnt. Hier wurde erstmal der fehlende Schlaf nachgeholt.
Nach dem "Frühstück" kümmerte ich mich als allererstes um eine ordentliche Hupe. Es war gerade Bayram und viele Geschäfte hatten geschlossen. Wir fanden aber eine FIAT-(Tofas-)Werkstatt, die auf hatte unddort ließ ich mir die lauteste Hupe vorführen. Für 11.000.000 inklusive Einbau konnte man sie haben.

So sieht es vor der Werkstatt, einige hundert Meter landeinwärts und schon den Blicken der Hotelgäste verborgen, aus.

Der Einbau konnte aber erst am nächsten Tag stattfinden, da der Zuständige unterwegs war. So ist das eben, das ist die Mentalität, aber die entspricht auch der meinigen und der der meisten Bewohner dieses Planeten: "Mach ich's heut' nicht, mach ich's morgen." Etwas weiter im Nordosten würde man sagen "Mach ich's morgen nicht, mach ich's nächste Woche", was dem mitteleurpäischen "Das mach ich irgendwann..." entspräche. Dabei fiel mir ein, daß ich auch noch einen Getränkehalten vom Sprinter in den Benz einbauen wollte. Doch zurück zum Thema, bevor es zu philosophisch wird.
Aus der Hupe würde es heute definitiv nichts mehr werden, ärgerlich, zwar, aber nicht zu ändern. Das schränkt natürlich die Bewegungsfreiheit mächtig ein. Ein Auto ohne Hupe ist einfach nicht verkehrssicher, da kann man sagen, was man will. Also bekam es für den restlichen Tag frei. Das Auto würde an diesem Tag sowieso nicht mehr wirklich benötigt, es standen keine längeren Fahrten an und so erklärte ich mich einverstanden. Wir besichtigten also Alanya, jetzt, wo wir schon einmal da waren.

An der Strandpromenade sah die Geschichte schon anders aus.

Diese Alanya ist ein beliebtes Touristenziel. Von denen waren hier noch nicht viele. Ich habe keinen einzigen gesehen. Das Städle selbst ist nicht besonders häßlich, auch nicht besonders hübsch. Ganz normal, könnte auch im leicht maurisch angehauchten Südspanien stehen, man merkt den Unterschied höchstens daran, daß einem beim Spazierengehen ab und zu irgendein islamischer Vorbeter durch krächtzende Lautsprecher ganz unhöflich was ins Ohr brüllt. So ungefähr dürfte es ein Türke in Deutschland empfinden, wenn die Domkartoffeln um Zehn vor Sechs Nachmittags beginnen zu läuten. Bei den Christen sprechen die Glocken nichts, es macht es nur Lärm, hier versuchen sie zwar, was zu sagen, es macht aber dennoch nur Lärm. Andere Länder andere Sitten. Danach Essenfassen und Zapfenstreich.


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