Türkeitour 1999
vom 28. März bis 12. April

Seit Monaten war es eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, vom Chefsessel aus unnütze Beamte und Weiber zu beleidigen. Während die Weiber davonliefen, waren die Bullen ständig um mich herum. Geplant war alles anders, ganz und gar...
Doch eines schönen Tages, so gegen Anfang des Jahres, saß da plötzlich ein Bild von einer Osmanin auf dem Beifahrersitz, die nicht nur bewies, daß es auch im Orient Schönheiten gibt, sondern die auch auf meine halbherzigen Versuche, sie von dem Beifahrersitz da wegzumachen, kaum anschlug. Es ist selten genug, daß ein normalgewachsenes Weib länger als nötig in meiner Gegenwart verweilt. Ich zierte mich also nicht zu doll und nahm mich ihrer an. Eine meiner ersten Fragen war: "Wann fahren wir in die Türkei?" Nachdem ich sie in Wochenlanger Arbeit davon überzeugen konnte, daß Flugtickets nur für Geschäftsleute, Schwuchtel und alte Säcke sind, waren wir soweit. Es konnte losgehen.

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Für die Reise in die Türkei mußten am Fahrzeug keine besonderen Vorbereitungen getroffen werden. Nur über meine Reifen machte ich mir Gedanken, die schon seit Monaten völlig abgefahren waren und aus Geldmangel ständig durch alte ersetzt wurden, die zwar auch abgefahren waren, bei denen aber noch nicht das Weiße schon herausschaute. Mit diesen Dingern würde ich nicht weit kommen. Ich fand bei einem Autoverwerter in der Nähe einen Satz 185 R 15 (Leichenwagen), der allerdings keine Felgen hatte. Ich machte mich extra auf den Weg nach Bottrop, um bei David Bothen vier Felgen zu besorgen. Als ich am Tag vor der Abreise die Reifen abholen wollte, um sie aufziehen zu lassen, hatte der Schrottplatz zu. Die Reifen, die noch auf den Felgen waren, waren zwar auch gut abgefahren und das Ersatzrad hatte ein Leck an der Reifenwand, aber bessere konnte ich auf die Schnelle nicht mehr auftreiben, so daß mir nichts anderes übrig blieb, als mit diesen loszufahren und zu hoffen, daß ich in der Türkei oder in Griechenland welche für ganz billig bekommen würde.

Zunächst war geplant über Jugoslawien zu fahren. Für insgesamt 150,- DM bekam ich zwei Transitvisa auf der serbischen Botschaft oder auf dem Konsulat in München. Ein paar Tage vor der Abreise fingen die Amerikaner dort unten dann an zu ballern, um der Welt auf die bekannte Weise den heißersehnten Frieden zu bringen ("Mit Amiwaffen Frieden schaffen"), so daß es eher ungünstig erschien, diesen Weg zu nehmen. Auch Rumänien schreckte uns mit seinen nicht vorhandenen Straßen ab. Zumindest schien es auf der Karte so, als ob keine direkte Transitroute dort durchführte. Mag sein, daß ich mich täusche, aber ich bin ja schließlich nur der Fahrer. Kartenlesen überlasse ich den Leuten mit (höherer) Schulbildung. Blieb nur noch der Weg über Italien und Griechenland. Zwei Tage vor der Abfahrt kümmerte ich mich um die Fährtickets, die ich dann auch rechtzeitig bekam. Die Fährüberfahrt mit der Strinzis Lines von Ancona nach Igoumenitsa kostete 405,- DM für 2 Personen, Deckspassage hin und zurück. Die Dauer ist mit 23 Stunden angegeben.
Etwa 24 Stunden vor der Abreise begann meine Bremsbelagverschleißanzeige zu leuchten. Ich hatte keine Zeit und keine Lust, sie zu wechseln und nahm sicherheitshalber einen neuen Satz Klötze aus meiner Libyenkiste mit.

Mir tat noch ein Idiot den zweifelhaften Gefallen mit seiner Plastikschüssel in den Kofferraum des Daimlers zu donnern, der im letzten Eck des vereisten Parkplatzes stand. Seine Versicherung machte kaum Schwierigkeiten: "Der Unfallhergang müßte noch geklärt werden", sagte der Mensch, als ich ihn anrief. "Können sie gerne tun. Auf dem Überwachungsvideo werden sie ein zwei Stunden lang geparktes Auto sehen. Das ist meines. Dann ein Kadett, der unmotiviert hineinrauscht. Das ist ihr Versicherungsnehmer. Einige Minuten später sehen Sie dann meine Wenigkeit über den Parkplatz stapfen. Ich würde sagen, das Verschulden liegt eindeutig nicht auf Seiten meines geparkten Autos. Wollen Sie die Videos anfordern? Ich meine... Noch hält sich der Verdienstausfall in Grenzen..." Viertausend Mark Taschengeld sind auch nichts, was man einfach in den Wind schlägt. Seltsam, wie glatt alles läuft, wenn dieses Drecksgesindel von Polizei nicht auf dem Plan erscheint. Die sind eh nur da, wenn man sie nicht braucht.

Zehra S. Simultanübersetzer und Sponsor
Ayse Ü. Zuständige für Unterbringung
(zugestiegen in Alanya)
Markus Besold Kraftfahrer

Kilometerstand bei Abfahrt: 569.630 km

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