In der Früh, gegen 9 Uhr fuhren wir weiter zum Zoll. Ich stellte das Auto auf den Parkplatz, es gab eine oberflächliche Durchsuchung. Hallo, Côt d'Ivoire patt problämm, Dotschland gutt. Aber es gab doch ein Problem. Keine Ahnung welches, aber wir bekamen einen Handgeschriebenen Wisch und mußten wieder zurück zur ersten Zollstraßensperre und ihnen den Wisch in die Hand drücken. Wir fuhren als wieder die 25 km zurück, kamen an die Sperre, wo ein Pferd abspastete. Ich ging mit dem Wisch hin, wir zahlten 5.000 CFA und bekamen unsere Transiterlaubnis. "Laisses passer", "Vignette touristique" oder "Passavant touristique" hieß es. Damit fuhren wir wieder 25 km zum großen Zollgebäude und zeigten es vor, der dicke Polizist sagte OK und wir durften weiterfahren. Mit diesem Tanz war die Einreise, vermutlich die letzte in Afrika, beendet. Der Weg nach Abidjan war frei. Wir hatten die Adresse eines Campingplatzes von unserer Internetbekanntschaft. Zufällig war es der gleiche Camping, der im Därr mit Koordinaten angegeben war. An dieser Stelle eine kleine Anmerkung: Die im Reiseführer angegebenen Zahlen ( N 05°14.471' / E 03°54.545' ) stimmen zwar, jedoch wurde bei der Längenangabe E statt W geschrieben. Richtig muß es heißen: N 05°14.471' / W 03°54.545' Diesen Campingplatz auf der Straße nach Grand Bassam steuerten wir nun an und wollten ihn am Abend erreicht haben.
Yamousukro, die Stadt, die Abidjan als Hauptstadt ablösen sollte, lag auf dem Weg. Wir erreichten sie um 17:00 Uhr. Dort stand der milliardenschwere und völlig sinnlose Nachbau des Petersoms in Rom.
Wir mußten nicht nach dem Weg fragen, nur immer in die Richtung fahren, irgendwann kommt man schon hin... |
Wir konnten hier natürlich nicht vorbeifahren, ohne ihn zu besichtigen. Man sieht ihn schon von Weitem, wenn man auf einer sehr breiten, vier- oder fünfspurigen Straße in Yamousukro angekommen ist. Er liegt etwas abseits und passt überhaupt nicht hierher, mitten unter Palmenwäldchen und Krokodile. In Rom hielt ich es für unnötig, mir das Teil von innen anzusehen, aber hier war es was Besonderes - auch besonders Schwachsinnig, wie ich zugeben muß. Angeblich vom Privatvermögen des damaligen Präsidenten erbaut. Glaube ich sogar, aber wie kommt der zu soviel Geld? Der Dom ist sehr schön, sehr groß und sehr leer. Dafür, daß er erst seit knapp 10 Jahren steht sind die Spuren des Verfalls schon sehr stark. Die Verantwortung für Pflege und Wartung liegt - wen wundert's? - beim Vatikan. Ich vermute, daß das ein Grund dafür ist, warum er erst im Begriff ist, zu zerfallen und nicht schon längst zusammengefallen ist. Allerdings möchte ich nicht wissen, wohin der größte Teil der Gelder hinverschwinden.
Das mußte einfach sein... |
Es regnete den ganzen Nachmittag. Mal stark, mal schwächer, aber fast ununterbrochen. Wir
fuhren nach der Besichtigung des Doms noch zum Präsidentenpalais, weil davor ein Teich ist, in
dem es Krokodile geben soll. Die waren auch da, aber rührten sich nicht einen Millimeter.
Anschließend Endspurt bis Abidjan etwa 100 km vorher beginnt die Autobahn. Sehr angenehm. Wußte
schon gar nicht mehr, wie sowas aussieht. Die letzte sahen wir in Spanien und das war schon über
einen Monat her. Wir steuerten den Camping weitgehend nach GPS und Karten aus Därr und Lonely
Planet an.
Als es längst dunkel geworden war und wir in Abidjan ankamen waren wir es,
die einen Kulturschock erlitten. Die Stadt ist noch weit mehr in die Landschaft hineingeklebt
als der Petersdom. Hochhäuser, wie ich sie zuletzt in Wien sah, Leuchtreklame von Coca-Cola und
von großen Versicherungsunternehmen, breite Straßen, E- und S-Klassen, Anzugträger, viele Tubabs,
alles modern, alles bunt, alles groß und das Gefühl, weit weg vom Rest der Welt zu sein
verschwand innerhalb von Sekunden. Die Zivilisation hatte uns wieder. Waren wir noch in Afrika?
Frankfurt sieht genauso aus. Das Plateau wird mit Recht als das Manhattan Westafrikas bezeichnet.
Hier gefiel es mir. Es hat viel Europäisches, da kommt auch Dakar nicht hin und die anderen
Hauptstädte, Nouakchott, Bamako und Ouagadougou waren mit Abidjan verglichen nur
Rundhüttendörfer. Geil! Wir fuhren an den Campingplatz "Coppa Cabana", den wir nach
einmal Fragen und einmal Verfahren um 22:00 Uhr / km 648.592 erreichten. Den Namen "Coppa
Cabana" nahmen wir als gutes Vorzeichen, daß das mit der Verschiffung klappen mußte. Der
Camping liegt direkt am Strand und wir bezogen Stellung unter Palmen, wobei besoders berücksichtigt wurde, daß sichergestellt war, daß wir nicht unter Kokospalmen lagen, und machten Schluß für
heute...
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