Morgens Aufbruch in die Stadt. Erst zur Post fragen, ob was für uns dabei ist, dann mal ein wenig am Hafen rumgurken und schauen, was da sein könnte, was uns weiterhilft. Joe hatte sein Ticket in der Tasche. Jetzt fehlten nur noch drei. Das für das Auto - weniger das Problem - und das für Almut und mich - ganz großes Problem. Ohne Hoffnung, irgendwas zu finden, aber durchaus bereit, bis zum Äußersten zu gehen fuhren wir los auf der Suche nach irgendwas, einem kleinen Funken, einem Silberstreif.
Dieses Bild habe ich mir ausgeliehen.
Normalerweise nicht der Fall, aber ich habe es schließlich gesehen, nur nicht photographiert.
Als Entschädigung ist das Bild ein Link auf die Seite von Myriam-Eidam |
Vor dem großen Kreisel eine Verkehrskontrolle. Der Bulle konnte
deutsch. Zwar nicht gut, aber man konnte sich verständigen und
das war zwar gut für ihn, aber ein Deutscher, der aus einem - nein - dem deutschen Auto schlechthin aussteigt kann
schlecht auf eine auf Deutsch formulierte Frage mit "Sprechen Deutsch Nein" antworten. Das klappt nur auf
Französisch. Er verlangte die Papiere, ich gab sie ihm. Hier merkte zum ersten mal einer, daß mit meinem internationalen
Führerschein etwas nicht stimmte.
Kurze Vorgeschichte. Mein Führerschein ist seit August 1999 entzogen. 21 Punkte wegen permanenter
Geschwindigkeitsübertretung. Anno 1996 - damals hatte ich erst 14 Punkte - hatte ich mir einen internationalen Führerschein
ausstellen lassen, der drei Jahre gültig ist. Nun hatte ich es aber 3 Jahre später versäumt, mir einen neuen ausstellen zu
lassen und man kann ja schlecht mit einem Führerschein, der eigentlich entzogen sein sollte auf die Führerscheinstelle
latschen und sich einen internationalen ausstellen lassen. Wahrscheinlich geht es doch, aber ich habe es nicht ausprobiert.
Aber irgendwas mußte ich machen, denn ich hatte keine Lust, mir meinen nationalen in Afrika abnehmen zu lassen. Die Lösung
lag auf der Hand - Think african. Als ich Igl in Tarifa traf hatte er, zuverlässig wie ein schweizer Uhrwerk, einen
Datumsstempel mit dem dazugehörigen Kissen mitgebracht. Ich stellte das höchstmögliche Datum ein und verlängerte mir meine
Internationale Fahrerlaubnis selbst. Zack! Gültig bis 31. Dezember 2002. Sah nicht unproffesionell aus für afrikanische
Verhältnisse. War natürlich noch nicht ganz so afrikanisch, wie es sein sollte, denn die Schweizer, die wir in Dakhla trafen
hatten den weit besseren Trick: Sie stellten sich ihren Führerschein und ihre Kfz-Papiere selbst aus. Mit Kopierer und ein
paar Paßfotos. Das ist ganz praktisch, denn die kann man den Pennern dann als Geschenk überlassen und braucht sich nicht auf
dumme Diskussionen einlassen.
Zurück nach Abidjan. Dieser Bulle sagte, dieser Führerschein
sei 96 ausgestellt und nur 3 Jahre gültig. Nicht schlecht. War
wohl an der Uni. Ich sagte ihm, daß er aber verlängert sei. Da
ist der Stempel. Ich hatte es kurz vor der Abreise machen lassen
und auf dem Amt hätten sie es einfach verlängert, weil ihnen
die Führerscheine ausgegangen seien und außerdem sei für die
Elfenbeinküste überhaupt kein Internationaler Führerschein
vorgeschrieben, der nationale würde reichen und der ist
unbegrenzt gültig. Vorgezeigt. Angriff abgewehrt. Es braucht
keiner zu glauben, daß Westafrikanische Polizisten irgendein
Empfinden dafür hätte, was korrekt, legal oder illegal sei. Man
kann alle Papiere in Ordnung haben, er findet trotzdem was. Er
will nur Geld, alles andere ist ihm egal. Man kann auch ganz ohne
Führerschein fahren, dann muß man halt bei jeder Kontrolle
blechen, sobald man bezahlt hat, kann man weiterfahren, als
hätte man einen. Es ist keine Frage der Echtheit der Papiere,
die können sie überhaupt nicht überprüfen. Er startet einen
zweiten Angriff. Die Kanister seien verboten. Man darf keinen
Kraftstoff transportieren. "Ja", sagte ich, "das
sehe ich auch so. Ist schließlich gefährlich, deshalb
transportiere ich auch nur das schwer entzündliche Wasser. Die
da hinten sind für Diesel, habe ich in Mauretanien gebraucht,
sind aber seitdem leer. Wenn Sie sich bitte vergewissern
wollen..." Nö, dazu war er zu faul und überhaupt ist das
nicht wichtig, ob voll oder leer, denn so ein Gepäckträger ist
schließlich verboten. "So? Den hatte ich schon als ich in
das Land kam. Wieso sagt man mir das nicht an der Grenze sondern
erst hier?" Das wußte er nicht. Er wußte als Antwort nur
zu sagen "Haben Sie hier irgendeinen anderen PKW gesehen,
der einen Gepäckträger hat?" -"Nein. Das liegt
vielleicht daran, daß keiner von denen aus Deutschland
hierhergefahren ist, sondern in der Umgebung wohnt, oder?"
Jetzt war er es, der keinen Bock mehr auf Diskussion hatte. Er
blieb dabei und stellte eine Strafe von 30.000 CFA aus. 100 DM.
"Du träumst doch wohl, oder? Geh doch arbeiten! Die zahle
ich nicht." Er wollte wissen, wieviel ich bereit wäre zu
zahlen? "Für was? Für nichts? Na, nichts, natürlich." Er stellte mir die Strafe aus. Die soll ich bei der Polizeiinspektion bezahlen. "Jaja, nächstes Jahr dann..." Da fiel mir der Trick mit der Nummer ein. "Wo ist überhaupt ihre Immatrikulationsnummer?" Die stünde auf dem Zettel. Die kann ich auch hinschreiben, aber ist mir egal, weil ich sowieso nicht zahle. "Du hast gegen ein Gesetz verstoßen, also fährst Du jetzt zur Polizeistation und zahlst
Deine Strafe." - "Ohne Papiere fahre ich erstmal
überhaupt gar nirgendwo hin, weil das ist ja illegal. Da müßt
ihr mich schon hinfahren, das Auto bleibt solange da." Nein,
das geht nicht. - "Doch", ich setze mich ins Auto und
warte. "Almut, gib mit bitte 1.500 CFA." Irgendwann
kommt der Depp wieder und fragt, ob ich jetzt zahle, ich halte
ihm die 1.500 CFA hin und er geht wieder. "Almut, bitte noch
einen Tausender." Als er wieder kommt, gebe ich ihm die
2.500, er gibt mir meine Papiere und wir fahren.
Schweinepestbeule! 8.50 DM, eine halbe Stange Kippen! Und die
Post können wir auch vergessen, denn nun ist's nach zwölf.
Wir fuhren zum Hafen und sahen uns ein Gebäude nach dem anderen genau an, welches aussieht, als könnte es was mit
Verschiffung zu tun haben.
Erstmal sahen wir nur ein etwas eigenartiges Schild. Schild vergrößern |
Irgendwann kamen nur noch Cementlagerhallen, dann drehten wir um. Ein blaues Gebäude an einer
Straßenecke hatte diese Messingfarbenen Schilder an der Fassade, wie sie bei uns die
Arztpraxen haben. Na, bitte, da war unser Silberstreif am
Horizont. "Lloyd Brasileiro" stand auf einem diese
Schilder. Auf den anderen stand New Orleans, Amsterdamm, Hamburg
u.v.a.m.. Ich betrat das Gebäude, vor dem ein mit MP bewaffneter
Ramboverschnitt saß. Es hieß, die Büros würden erst am Montag
wieder aufmachen. Ich wollte schon zum Auto gehen, als ich einen
Weißen sah, der in das Gebäude wollte. Ich sprang hin und sagte
ihm genau das selbe, was ich dem Portier sagte. Er gab mir den
Namen eines gewissen Mr. Du Crest, eine Büronummer und eine
Uhrzeit, zu der ich erscheinen konnte. Das war mal was. Unser
Silberstreif. Immerhin hatte er nicht gesagt, daß das völlig
unmöglich sei.
Anschließend fuhren wir zum CapSud. Internet und anschließend
einen Hamburger und eine Cola, zur Feier des Tages, denn ein
eMail von Igl brachte die Stimmung - zumindest meine - wieder auf
die Höhe.
Nachdem wir versucht hatten, das afrikanische Pfandflaschensystem
zu enträtseln, es aber vorerst nicht geschafft hatten, fuhren
wir zum Camping zurück und prompt kamen wir wieder in eine
Polizeikontrolle. Er wollte Geld "Give me Money for Beer.
<Grins>" Ich gab ihm 500 CFA und wir fuhren weiter. Da
hab ich nichts dagegen. Besser als wenn er mir erzählen will,
ich hätte was falsch gemacht.
Heute war wieder Ausgangssperre von 21:00 bis 06:00 Uhr angesagt
und wir blieben schön brav auf dem Camping. An diesem Abend ging
ich früher schlafen, weil die Cigaretten alle waren und ich
keine mehr aufstellen konnte. Alles wie leergefegt.
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