Am nächsten Tag brachen wir um 12:45 Uhr / km 649.236 auf. Zurück nach Abidjan. Falls es wirklich scheppern sollte, wollten wir lieber bereits in der Stadt sein, als während der Unruhen in die Stadt hineinmüssen. Schließlich hatten wir einen Termin.
Dies ist der Landrover, mit dem Mario Anno 1996 hierhergekommen war. Kannte ich nur aus Peters Reisebericht. Das Ziel hieß eigentlich Südafrika, aber er war hier hängengeblieben. |
Auf dem Weg bogen wir in ein Dorf ab. Es war 15:00 Uhr. Wir wollten zu einer im Reiseführer beschriebenen Lagune und sehen,
ob sie sich als Nachtplatz eignet. Es war eine schöne Strecke,die wir da fuhren. Quer durch den Busch. Der Weg war stellenweise gerade so breit wie das Auto. Es ging gruselig steil hinunter - ich meine, gruselig, weil wir da ja auch wieder hoch müssen. Runter kommt man immer irgendwie. Wir fuhren etwa eine dreiviertel Stunde die fünf Kilometer bis kurz vor die Lagune. Das letzte Stück, etwa 50 m war nicht zu machen. Nur zu Fuß. Zu viele Leute. Wir beschlossen umzukehren. Ein Fischer schüttelte nur den Kopf und meinte "So weit gefahren und jetzt kehren sie um." Ja, guter Mann. Du wenn wüßtest, daß wir aus Germany 15.000 km bis hierher gefahren sind, um dann umzukehren, würdest Du den Kopf im Kreis drehen lassen...
Der Rückweg zur Straße war spannender. Zwei Hänge schaffte ich
nur mit Anlauf. Den ersten rückwärts, beim zweiten Versuch,
dann Wenden in dreihundert Zügen, fast wie in der Fahrschule und
dann den zweiten Hang. Das Runterfahren kann man gemütlich
machen, die Geschwindigkeit mit der Bremse regulieren und derweil
nach der flachsten Stelle der Rille schauen, die auf 100m von
oben rechts nach unten links wechselt und es nicht möglich
macht, daß man links oder rechts von ihr bleibt. Rauf geht es
nur mit Vollgas, und da muß man verdammt genau schauen, bei dem
ausgewaschenen Trampelpfad. Ich ließ die beiden aussteigen,
suchte mir einen Weg und dann Vollgas, im ersten Gang
bleiben...TABUM - das war die Rille - geschafft! Ohne
aufschlagen. Anderthalb Stunden später waren wir wieder auf der
Straße und setzten den Weg nach Abidjan fort. Polizeikontrollen,
die uns aber meistens in Ruhe ließen. So sollt's immer sein.
Wir erreichten Abidjan um 19:00 Uhr und das erste was uns auffiel
war, daß alle Autohäuser plötzlich keine Autos mehr auf dem
Hof und in den Schaufenstern hatten. Die werden wissen, warum.
Auch die Straßen waren seltsam ruhig. Wir versuchten noch im
Supermarkt des CapSud etwas einzukaufen, aber das war nicht
möglich wegen des Ausnahmezustands.
Wir bewegten uns dann auch mal in Richtung nach Hause, auf
unseren Camping am Strand, und erreichten ihn um 19:30 Uhr / km
649.601. Während ich versuchte, Mario anzurufen, um ihm zu
sagen, daß wir angekommen waren und daß in Abidjan fast alles
normal wäre, kochte Almut was feines und während wir aßen,
unterhielten wir uns darüber, wie wir wohl am besten den
Rückweg gestalten sollten. Ich mag diese Sorte Gespräche nicht.
Die verderben mir nur den Appetit. Algerien oder Mauretanien.
Eins steht jedoch fest. Nicht über Kayes und auf keinen nur
erdenklichen Fall, nicht mal im Traum über den Senegal. Wir
suchten im Därr nach einer algerischen Botschaft. Oh, Gott, ich
glaube es nicht. Ich sitze in Abidjan und plane den Rückweg, so
ein Dreck! So ein Müll!
Als um neun die Ausganssperre in Kraft trat, wurde es
tatsächlich still auf den Straßen. Keine Fußgänger und kaum
mehr Autos. Nur drei verrückte Burkinabesen fuhren rum und
blieben dann auch auf dem Camping. Auf den Straßen war es
totenstill, die Temperatur war angenehm, nicht zu frisch, nicht
zu heiß, ich lag unter Palmen und lauschte dem Meer und in dem
Moment war es mir völlig Wurscht, wie es weitergeht. Wie steht
es hier so schön auf jeder Coca-Cola? "Vivez
l'instant" - lebe den Augenblick.
"I closed my eyes... only for a moment, and the moment's
gone..."
Was mich in dem Moment ein bißchen ärgerte, war das Fehlen
meiner mp3-Liste, aber sonst war alles bestens.
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