Afrika 2000
Dritte Etappe
Mittwoch, den 11. Oktober

Als wir am Morgen aufwachten war alles ganz komisch. Der Tisch war gedeckt, das Frühstück wartete und die Sousanne, die Putzfrau oder Buttlerin, oder was, bemühte sich, uns alles Recht zu machen. Hat wohl eine höllische Angst vor der Chefin. Ist eine gute Angestellte.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf zum Goetheinstitut. Als ich zum Auto ging fand ich irgendwas komisch. An der Karre stimmte was nicht, aber ich wußte nur nicht, was...
Wir fuhren nach einer Wegbeschreibung zum Goetheinstitut, holten Brigitte ab und fuhren (mit dem Daimler) zur deutschen Botschaft, wo wir unsere Paßkopien beglaubigen lassen wollten. Man weiß ja nie. Als wir dort ankamen kam so ein schwarzgelber Hampelmann - Security von der Botschaft - und wollte mir meinen Schlüsselbund mit Taschenmesser abnehmen. "Ja, geht's noch? Affe..." Wir kamen sofort dran. Dauerte nicht lange, denn es war schon alles erledigt, als wir ankamen.
Anschließend fuhren wir zur ghananischen Botschaft. Für den Fall, daß das mit der Verschiffung nicht hinhaut, wollten wir es in Ghana und in Togo probieren. Allerdings wollten diese Länder angeblich ein Carnet sehen und das hatten wir nicht. Wir kamen dort hin, füllten die Anträge aus, gaben sie aber nicht ab. Wir hatten nämlich nur ein einfaches Visum für die Elfenbeinküste und hätten nicht mehr zurückkönnen. Das mußten wir erst noch bereden und mit Sicherheit wissen, daß eine Verschiffung nicht möglich ist.
Als ich aus der Botschaft kam, sah ich auf die Spritzlappen des Daimlers und was sah ich da? Einen leuchtend weißen Mercedes-Stern. Da fuhr es mir durch Mark und Bein: Man hatte mir das Auto gewaschen. Deshalb hat es so komisch ausgesehen! Verdammt! Das war der Gärtner von Brigitte, hat gemeint, er tut mir einen Gefallen, oder er bekommt einen Anschiß, wenn er das Auto nicht wäscht. Meine schöne westafrikanische Dreckschicht! Außerdem ist das ganz schlecht wegen der Bullen, das Auto muß möglichst dreckig aussehen, aber jetzt war's zu spät...
Wir wollten am nächsten Tag wieder zur Ghana-Botschaft kommen. Vorerst hatten wir Hunger. Auf zu Walters Wirtschaft, dem besten Restaurant Westafrikas. Weißwürst' gab es keine, dafür ließ ich mir ein Wiener Schnitzel gut munden. Erstklassig.
Nach dem Essen fuhren Almut und Brigitte in Brigittes Peugeot (oder war's ein Renault? Egal. War auf jeden Fall rot.) zurück zum Goetheinstitut. Ich blieb noch eine Weile hier. Mußte mal schauen was hier in Abidjan so geht...
Irgendwann, kurz nach halb Drei rief dann Almut an und sagte, ich solle sie abholen, damit wir zu SIVOM fahren. Ich fuhr los, holte sie ab und dann nichts wie hin, den Papierkrieg gewinnen. Auf dem Weg wieder mal eine Kontrolle. "Almut! Bitte auf Dumm-Modus gehen." Sie verstand nichts, der Bulle konnte kein Englisch, schickte uns weiter. Almut: "Der hat gerade etwas entsetzt geschaut und gemeint 'Oh. Das ist aber schlecht, wenn ihr an der Elfenbeinküste kein Französisch könnt'" - Ja, das sah ich auch so. Ist sehr schlecht für ihn, weil wir dann nicht dumm rumdiskutieren können.
Als wir bei SIVOM ankamen ging das große Gelächter los. War in letzter Zeit immer so. Es gab einiges an Neuigkeiten.

Houston an Abidjan, 11. Oktober 2000 16:04 (Ortszeit Abidjan)


Subject: m/v "Clipper Ipanema "- 0023

Samuel / Thomas

Please identify the German/Brazillian couple and confirm they hold valid passports/ visas to Brazil. We will need fax copies of passports/visa, in order to pass same to agent in Brazil for pre-clearance purposes. Please fax to us, preferably still today. Also need to know what port they intend to disembark in. Fyi first port of call will be Itajai.

Regards
Clipper Americas Inc.
as agents only

Danach fuhren wir auf den Campingplatz, damit die nicht meinen, wir wollen unser Zeug an sie zu einem sehr günstigen Preis verkaufen wollen. Wir packten sicherheitshalber alles ein und bezahlten die Rechnung. Man weiß ja nicht, ob man wieder zurückkommt...
Wir fuhren dann los, erst zum Goetheinstitut - keine Brigitte da - und danach, nachdem wir vergebens versucht hatten, Brigittes Haus zu finden indem wir die Beschreibung von heute morgen rückwärts fuhren und einem dummen Scheibenputzer sagten, daß das Geld im Hotel sei und ich ganz bestimmt morgen vorbeikäme um es ihm zu bringen, kehrten wir kurz bei Walter ein, tranken ein Spezi, bzw. ein Wasser (Bäh!) und fuhren auch schon bald wieder auf den Camping. Diesmal war es Almuts Kopf, der sich nicht ganz wohlfühlte. Die Straßen waren seltsam ruhig, so daß wir bald dawaren. Almut legte sich wieder auf die Bleche und ich legte mich unter die Palmen, möglichst so, daß mir in der Nacht keine Kokosnuß die Birne zermatschte. Ach ja...:
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