In der Früh fuhren Joe, Daniel und ich los, tankten den Benz voll und holten Soufi ab. Die Kardanwellen befanden sich auf dem Dach, auf den Sandblechen festgeschnallt. Rund Vierzig Minuten nach der festgesetzten Zeit verließen wir Nouakchott. Jetzt aber Gas. Maschine AK voraus, wir mußten aufholen. Ich manövrierte den alten Daimler um die Unebenheiten herum und es gelang meist, in eleganten Schwüngen Kilometer zu machen. Wir kamen wesentlich schneller voran als erwartet.
Gleich mal den Führer antesten, aber er schien schon was zu können. Die Fahrt bis zur Grenze und zurück war im Preis mitinbegriffen. Wir kamen nach ein paar Minuten am PK 55 vorbei. Gestern hatte sich die Fahrt von hier nach Nouadhibou ewig hingezogen. Nun lief es schon ein wenig glatter ab. Nun hatten wir zwar nicht mehr den Schutz des Geleits. Wir waren ein sogenannter schneller Einzelfahrer. Wir mußten nun nicht abbremsen, weil vor uns einer nicht vorankam, mußten auf niemanden warten - waren andererseits aber auf uns allein gestellt. Doch das störte uns nicht. Die Hauptsorge lag beim 207er. Der mußte wieder flottgemacht werden. Ich gab einfach nur Gas und wir kämpften uns voran. Es wurden keine Gefangenen gemacht.
Als wir vor dem besagten Posten zum stehen kamen, gingen Daniel und ich hinein, Soufi blieb im Auto sitzen. Die Polizisten sahen sich unsere Papiere an, auch die von Soufi, behielten einen Wisch, der Soufi gehörte, fragten, ob wir jemanden mitnehmen können - wir verstanden das aber offiziell alles gar nicht. Wir holten Soufi heran, doch auch seine Übersetzung kam nicht ganz herüber. Wir verstanden einfach nicht, daß wir hätten jemanden mitnehmen sollen. Als sie alle Papiere zehn mal durchgesehen hatten und Daniel ihnen auf Spanisch erklärt hatte, daß sein Auto nur zwei Sitzplätze habe, nahm ich alle Papiere, die auf dem Tisch lagen - lieber zuviel als zuwenig - und ging zum Auto, gefolgt von Daniel und Soufi.
Ich zog es vor, gleich loszufahren, nicht, daß ihnen doch noch etwas einfällt. Daniel verteilte derweil die Papiere. Soufi stieß auf einmal einen Freudenschrei aus "Ha! Ihr habt ihnen meinen Zettel gestohlen! Ihr habt den Dieben den Zettel wieder gestohlen, jetzt bekomme ich die 2.000 Oguya, die die sonst eingesteckt hätten. Hihi! Gracias, gracias." - Keine Ursache, war aus Versehen... Sag' ja: Lieber zuviel Papiere, als zuwenig. Wir verständigten uns, wie gesagt, auf Spanisch, da Almut ja nicht da war. Er hätte aber neben Spanisch und Arabisch auch noch Griechisch und Französisch zu bieten gehabt, glaubt man einigen Gerüchten sogar Japanisch, aber all das nützte uns nicht viel, nur das Spanisch.
Wir sandeten auf dem weiteren Weg wieder einige Male ein, ließen erstmals Luft aus den Reifen und fuhren weiter, immer weiter, kein Aufenthalt, wir hatten es sehr eilig. An einigen Stellen, als der Benz mit dem Bug in den Sand eintauchte, sah man nichts, außer einer gelblichen Wand. Dennoch blieb der Fuß auf dem Gas. nur nicht einsanden, wenn es nicht unbedingt sein muß. Wir hatten für diese Strecke am Vortag fast den ganzen nutzbaren Tag gebraucht. Diesmal mußte es schneller gehen. Viel schneller. Wir mußten hin zur Grenze und wieder drei Viertel des Weges zurück. Jedoch war es in diesem Falle ein Vorteil, mit nur einem Auto unterwegs zu sein, so muß man nicht ständig auf andere warten.
Zwar ist es von Vorteil, wenn man im Konvoy fährt, insofern, als daß alle abkömmlichen Mitreisenden an einem eingesandeten Auto arbeiten und man dadurch schneller freikommt, aber man muß andererseits auch öfter mal anpacken. Wir waren zu dritt und mußten nur unser eigenes Auto ausgraben, wenn es sich mal festfuhr. Eine Panne durfte allerdings nicht eintreten. Dann kommt man nämlich in den zweifelahaften Genuß des größten Nachteils des Alleinefahrens. Aber genau um dem zu entgehen, entscheidet sich der kluge Mann für einen alten Mercedes als Reiseauto für solcherlei Unternehmungen.
Wir steckten fest und die alte Kardanwelle des 207ers ließen wir hier, ebenso wie den einen Zurrgurt für die Spaten, der durchgescheuert war. |
Als wir nach 40 km um 11:20 Uhr an der Grenze ankamen, machte sich Daniel unverzüglich an die Reparatur des 207ers. Nur keine Zeit verlieren. Pausen konnten wir später einlegen, sobald wir uns wieder in der Sicherheit des Geleits befanden. Ich pumpte aus reiner Idiotie und Langeweile meine Reifen wieder auf. Dann brachte ich Daniel aus dem Werkzeugkasten eine M8 Schraube ("Ich hatte den Werkzeugkasten eben doch nicht umsonst mitgenommen...") für seine Kardanwelle. Daniel bedankte sich bei dem Grenzpolizisten dafür, daß das Auto noch vollständig dastand und überließ ihm eine Taschenlampe, um die der Polizist bat. Daniel nahm den kleinen Hügel ohne Bleche im ersten Anlauf - und ganz ohne Schieben. So fuhren wir zurück. Ich wunderte mich, daß wir wieder die Strecke fuhren, auf der wir uns am Vortag verfahren hatten, kamen an den Bahndamm und fuhren ihn entlang. Um 14:30 Uhr waren wir wie ausgemacht am Bahndamm bei PK46 angekommen.
Hier fuhr der angeblich längste Zug der Welt an uns vorbei: 160 Wagons, drei Lokomotiven. |
Das kann man zwar durchaus noch als pünktlich bezeichnen, das Blöde war nur, daß die anderen leider anscheinend am PK55 warteten. Irgendwie müssen wir bei der Planung aneinander vorbeigeredet haben. Soufi entschied: Daniel bleibt im 207er hier - für den Fall, daß die anderen auch gemerkt haben sollten, daß etwas schiefgelaufen war und auf dem Weg hierher sind. Wir drei (Soufi, Joe und ich) fahren los um die anderen zu holen. Auf dem Weg kam wieder eine Düne, die umfahren werden mußte und davor hatte sich ein Penner mit seinem LandCruiser festgefahren, so daß ich in den Weichsand mußte, um auszuweichen. Klar saßen wir dann auch fest. Buddeln, schieben, Bleche, Vollgas und raus, ohne abrupte Lenkbewegungen wieder da hin, wo es der Boden wieder hart und fest war, wo der deutsche Fourier mit seinem Gerät wieder operieren kann. Dann kurz die Bleche wieder aufladen und nichts wie weiter. Langsam bekommt man Routine, aber eben nur langsam.
Kurz danach kleines Hallo an der Bahnlinie als wir die anderen trafen. Ich rumpelte hinüber zum VW-Bus, übersprang die Begrüßung und kam gleich zur Sache: "Doch, doch, der 207 ist repariert und wartet auf uns", beruhigte ich Marion, in deren Gesicht sich schon Anzeichen von Panik breitzumachen drohten. Den Belgier mit der Ténéré sahen wir auch wieder. Er hieß Jean Nicolas und war also auch mit von der Partie. Die Almut blieb bei den Schweizern im Auto, dafür kam das Gepäck von Jean Nicolas auf unsere Rückbank. Das Auto wurde dadurch allerdings nicht leichter, da müssen Ziegelsteine dringewesen sein. Doch ich war froh, daß er dabei war. Er wurde zum Kradmelder und gleichzeitig zum PK-Mann befördert und sollte Bilder vom Konvoy machen.
Doch nun war genug palavert, wir mußten zurück zum PK46, wo Daniel wartete. An der sandigen Stelle angekommen, folgte ich genau den Anweisungen Soufis ("Das Weichsandfeld nur anschneiden"). Und wir kamen ohne einzusanden durch - der Landrover stack immer noch fest, allerdings nicht mehr an derselben Stelle, sondern etwas weiter vorne. Geschoben mußte trotzdem werden, da zwar wir durch das Sandfeld gebrochen waren, aber der VW-Bus schaffte es nicht ganz und blieb stecken.
Kurz vor Fünf - wir waren heute bis zu diesem Punkt genau 100 km gefahren - war der Verband schließlich am PK 46 versammelt. Die Polizisten hatten Daniel zum Essen eingeladen und als wir ankamen waren sie gerade fertiggeworden. Wir tankten aus meinen Kanistern die beiden Dieselfahrzeuge voll, also den 200D und den 207er, denn der VW-Bus war ein Benziner und sowas führten wir nicht. Soufi rief die Fahrer zusammen, also Peter, Daniel, Jean und mich, und hielt die Einsatzbesprechung ab. Jean sollte fahren, wo er wollte, aber zusehen, daß er in Sichtweite blieb, der 200D führt den Verband an, dahinter der 207er, Schlußlich war der schwere VW-Bus. Es ist zu vermeiden, in die Spuren der Vorausgefahrenen zu geraten. Soufi würde, wenn wir uns kritischen Stellen näherten, die Warnblinker einschalten, damit die hinter uns gewarnt sind. Er nahm auf dem Beifahrersitz des Daimler Platz. Fragen gab es keine, alles brannte scheinbar darauf, endlich loszufahren. "Aufsitzen!" Es dauerte nich lange, bis alle in den Autos verschwunden waren. Die Motoren liefen, Daniel und Peter signalisierten Abfahrbereitschaft. Soufi zeigte in die Richtung, in die wir fahren sollten und ich fuhr an.
"Wohlan durch Wüstensand
Und heißen Sonnenbrand,
Geht jetzt ein großes Jagen an
Mit lautem Hallali..."
Endlich waren alle an einem Ausgangspunkt. Der VW-Bus, der 207, der Daimler und die Ténéré. |
Doch so stürmisch, wie wir es gern gehabt hätten, ging es zunächst nicht. An einem Hang, der in eine Ebene hinabführte blieb als einziger ich stecken, alle anderen hatte keine Schwierigkeiten, schossen links an mir vorbei und warteten in der Ebene. Ich hatte das Gefälle überschätzt, dachte mit "runter kommt man immer". Von wegen - zu sandig. Wir hatten noch nicht einmal einen Tausendstel der Strecke, noch keine 500 m hinter uns, denn 500 km Wüste lagen vor uns. "Das fängt ja gut an. Kruzefix, Kruzefix!" Doch nach wenigen Minuten hatten wir aufgeschlossen. Schieben hatte gereicht.
Es ging weiter, an Dünen vorbei, durch weite, feste Ebenen, die ab und zu von weichen Stellen unterbrochen waren, die für mich allerdings nicht anders aussahen, als die harten Stellen. Ich erkannte sie nur daran, daß Soufi den Warnblinker einschaltete und "Akselähr!" schrie. Das heißt 'Gas' auf Französisch. Dann Lenkrad festhalten, ggfs. runterschalten, Gaspedal durchtrappen und rein mit der Kiste. Man merkt, wie das Auto sich unwillig schüttelt und immer langsamer wird, sich in Richtung Erdmittelpunkt bewegt, doch es ging doch jedesmal gut.
Der Großteil der Strecke war relativ gut. Eine Straße sucht man zwar vergeblich, aber dafür gibt es auch keine Schlaglöcher. Wie es bei Geleitzügen üblich ist, richtet sich die Geschwindigkeit des gesamten Verbandes nach der langsamsten Einheit. Das war in desem Falle der überladene VW-Bus. Mir gefiel es, einmal nicht der langsamste zu sein. Anererseits ließ Soufi immer wieder drosseln, weil sich der Konvoy arg weit auseinanderzog. Auf dem Bild unten heizten wir gerade mit 75 km/h durch eine Ebene. 100 Sachen wären ohne weiteres möglich gewesen.
Blick von der Rückbank aus nach vorn. |
Jean Nicolas hatte immer wieder angehalten um mit seiner Monsterkamera Bilder zu machen. Leider besitzt diese Bilder noch keiner, aber das dürften wohl mal gute Bilder geworden sein. Joe tat sein Bestes, aber mit der Billigkamera, mit eingeschränkter Sicht und dann auch noch gegen die Sonne... Das konnte nichts werden. Da ruiniert man halt die besten Motive. Es sieht manchmal wirklich photographierenswert aus, wenn man in den Rückspiegel sieht und nichts, außer einer weißen Staubwand sieht, die hunderte von Metern hoch gewesen sein mußte. Manchmal hätte ich mit einen Hubschrauber gewünscht, der Luftaufnahmen macht. Aber auch das Photographieren will gelernt sein. Ich nehme mir schon seit Jahren vor, endlich einen anständigen Photoapparat auszugraben und ein gutes Buch darüber zu lesen, wie man gute Bilder macht. Leider noch nichts daraus geworden. Das nächste mal - wie immer.
An Backbord sah man am Horizont vereinzelt größere Sanddünen. Perfekte Ziele für kleinere Ausflüge, doch die waren im Preis nicht mitinbegriffen und unterblieben daher. Die Dünen wurden dichter, kamen näher, verschwanden wieder hinterm Horizont und alles war wieder glatt, ohne einen Blickfang. Auch die Vegetation verschwand fast vollkommen von der Bildfläche. Mir gerade recht.
Eine Walfischdüne |
Was mir an dieser Wüstenstrecke neben der Möglichkeit, das Auto zu schrotten, etwas Angst gemacht hatte war das viele Buddeln, das ich auf uns zukommen sah, aber bisher lief es weit besser als ich es je erwartet hätte. Nicht nur deswegen, weil von "uns" keine Rede sein konnte. Wenn gegraben werden mußte, waren Almut und Joe zur Stelle - ohne Meckern, ohne Klagen, kein Wort des Vorwurfs. Im Gegenteil, denen schien die Schlepperei noch Spaß zu machen. Joe stand irgendwann dieses Jahr noch die Bundeswehr bevor. Ich stelle es mir lebhaft vor: Der treibt seinen Spieß in den Wahnsinn, indem er alle Schikanen und Schindereien wortlos über sich ergehen läßt, alles befehlsgemäß ausführt und schließlich den vom Brüllen erschöpften Spieß höchstens noch, ohne jede Spur von Sarkasmus, in sehr freundlichem Ton fragt, ob er sonst noch etwas machen soll.
Auf dieser Strecke sind wir nur einmal eingesandet, was aber noch mit schieben ging. Ich hoffte, mir auf dem Stück bis Nouakchott etwas mit der Sandfahrtechnik vertraut zu machen. Ich wußte nicht mal theoretisch etwas darüber, ich sah nur ab und zu irgendwelche Araber ihre 123er über Weichsandfelder jagen in denen ich die nächsten 50 Jahre mit Graben beschäftigt wäre. Aber da solche Weichsandfelder bisher ausblieben, kamen wir recht flott voran. Meine Spezialität ist Eis und Schnee, doch darauf kann man hier lange warten.
Das sind die ganz guten Bilder. Durch die Heckscheibe aufgenommen. Im Hintergrund: Links der 207er, in der Mitte die Ténéré und Rechts der VW-Bus. Im Vordergrund: Flecken außen an der Heckscheibe, verursacht durch Diesel aus einem undichten Kanister und Sand. |
Ohne weiteres Einsanden erreichten wir eine große Sicheldüne, die Soufi als Nachtplatz vorschlug. Auf der Seite der Schneide brachten wir die Autos in Stellung. Man zieht diese Seite wohl deswegen vor, weil sie vor Wind und Sicht besser schützt.
Ich kontrolierte den Ölstand und den Inhalt der Zyklone. Öl war
gut, der Zyklonenbehälter war voller Sand. Den bekam die Wüste zurück, was sollte ich damit? Dann wurden erst Tee und dann Spaghetti gekocht. Die Bordküche der Schweizer war auch nicht ohne, und
einer der beiden war gelernter Koch. Wir hatten sogar einen Koch dabei. Wer sagt's denn? Hier verstand ich nun die Leute noch weniger, die immer nach einer Unterkunft brüllen. Die ist teurer und gleichzeitig schlechter. Das kann's nicht sein.
Vom PK 55 bis zur Düne waren es 51 km und wir waren genau 3 Stunden unterwegs gewesen. Das ergibt einen Schnitt von etwa 17 km/h und das ist nicht schlecht. Das bedeutet 30 Stunden reine Fahrzeit bis Nouakchott, wenn wir das Tempo beiehalten können. Bei diese Marschgeschwindigkeit kann man durchaus die Fahrt genießen. Nur Dirk hatte halt seinen Flieger verpaßt, aber es geht ja jeden Donnerstag einer von Dakar aus.
Das sieht schon ein wenig besser aus, jedoch fehlt es hier wiederum an der Bewegung. Ich habe also Almut, die bei den Schweizern mitfuhr, beauftragt, sich eine Kamera zu schnappen, weil ich kaum Außenaufnahmen des Daimlers während der Fahrt machen kann. |
Unseren Eßtisch stellten die Schweizer. Die Tischbeine bestanden aus vier Benzinkanistern, auf die zwei Aluluftlandebleche gelegt wurden, darüber wurde eine Plastikfolie gelegt, damit nichts umfällt. Theoretisch hätten wir uns auch immer einen Tisch basteln können, aber in unserem Fall hätte das Abschnallen und das erneute befestigen der Ausrüstung mehr Energie gekostet, als durch das anschließende Essen wieder zugeführt werden wurde. Beim VW-Bus wurde einfach alles auf die Pritsche geworfen und gut war's. Außerdem hätten wir doch wieder am Boden sitzen müssen, weil ich nicht einmal Klappstühle dabeihatte, dabei sind Klappstühle eigentlich etwas Unentbehrliches. Nachdem wir an diesem exquisiten Platz fürstlich getafelt hatten, wurde das Geschirr gespült. Almut und Marion begaben sich auf die Düne, um Gymnastikübungen zu vollführen. Als wäre die Schlepperei nicht schon Gymnastik genug. Ich zündete mir stattdessen eine Cigarette an. Almut macht Sport für zwei, ich rauche allein, also leben wir durchschnittlich gesund.
Wir bekamen noch Besuch. Ein Geländewagen mit einem grünen Emblem an den Türen und einer arabischen Aufschrift kam zu unserem Lager. Es stiegen zwei Männer aus, traditionell gekleidet. Soufi redete mit ihnen. Almut übersetzte die Aufschrift mit "Gesundheitsministerium oder so". Er fragte, ob ihm jemand von uns mit Diesel aushelfen konnte. "Das ist genau der richtige Augenblick um Geschäfte zu machen", sagte Dirk, "jetzt kannst Du Dir Deine nächste Tankladung verdienen..." Aber ich bin einfach zu blöd dazu. Ich füllte einen halben Kanister um. "Paßt schon, abfahren..." Sie zogen von dannen. "Wäre die Situation umgekehrt, hätten sie Dir mindestens einen Hunderter abgeknöpft", sagte Dirk zu mir. "Tja... Da scheidet sich der Herr vom Knecht...", sagte ich, wobei mir selber nicht ganz klar war, wer Herr, wer Knecht war. Jedenfalls wußte ich, daß ich zusehen mußte, daß uns auf der weiteren Fahrt das Diesel nie knapp wurde. Wir hatten noch einen dreiviertelvollen Tank und 60 Liter in den Kanistern. Bis Nouakchott würde es auf jeden Fall langen. Aber nicht mehr für den Fall, daß wir kurz davor umkehren mußten und zurück nach Nouadhibou fahren. "Ja, mei..."
Gegen halb elf wurde es still im Lager. Über uns der Sternenhimmel, das kaum vernehmbare Pfeifen, das der Wind verursachte, wenn er durch den Gepäckträger pfiff und das gelegentliche leise rieseln des Sandes, der gegen Felgen und Bordwand geweht wurde, war bald schon alles, was zu hören war. Ansonsten war stille. Kaum, daß ab und an, äußerst selten, aus der Ferne ein Motor zu hören war. Könnte aber auch auf Einbildung zurückzuführen gewesen sein.
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