Um 2:30 Uhr kamen wir in Concón an. Von Santiago nach Concón ist es nicht sehr weit, aber die Fahrt zog sich hin. Wir übernachteten an einem Starandabschnitt.
Heute war dann mal wieder ein eher unspektakulärer Tag: Autofahren, halt. Nachdem die Gegend hier zunehmend karger wurde, fand ich's persönlich jetzt nicht so einen Hit. Wenn man allerdings Wüstenlandschaften mag, so wie der Herr Besold, dann wird man sich hier sehr wohl fühlen...
Alles erinnert an Libyen, bis auf zwei Sachen: 1. ist hier viel mehr Verkehr, 2. ist es wesentlich kühler (wir haben Winter). Aber Landschaftlich gibt es nichts zu meckern, ich war wieder mit meinen Gedanken in Libyen, das hat es mir irgendwie angetan. Hier in Chile fehlt dieses Gefühl, sich durch endlose Weite zu bewegen, es ist alles ein wenig kompakter, eine Hauswüste, sozusagen. Mag auch Einbildung sein... Was keinesfalls Einbildung war, war, daß der Sprit in Libyen wesentlich billiger und besser war.
Etwas war dann doch zumindest ein bisschen spektakulär: An diesem Tag haben wir nämlich die weltberühmte "Panamericana" erstmals betreten, oder besser gesagt befahren.
Diese Straße, der Traum Vieler, führt von Feuerland nach Alaska und ist fast durchgehend befahrbar. Die ersten, sowie die letzten Kilometer sind geschottert, das Ärgerliche ist aber, daß die Strecke in Panama unterbrochen ist, wie mir zu Ohren kam, aus politischen Gründen und natürlich - wer hätte es gedacht - sollen die Amerikaner da wieder mal ihre Finger im Spiel haben. Warum müssen die immer nerven? Die sollen einfach aufhören, Drogen zu nehmen, dann haben sie das Problem nicht. Aber ich weiß aus Erfahrung, daß es einfacher und bequemer ist, andere zu richten, als vor der eigenen Haustüre zu kehren. Trockenen Fußes läßt sich der amerikanische Kontinent jedenfalls derzeit bedauerlicherweise nicht durchqueren.
Mir ein Rätsel, was das sein soll, aber davon findet man hier alle paar Meter eines. In Libyen waren die Reifen einfach so in der Gegend gelegen. |
Irgendwann hatten wir Hunger und beschlossen, irgendwo, im nächsten Kaff eine Mittagspause am Meer einzulegen. Das geschah dann auch recht schnell, auch wenn manche Abfahrten der Panamericana richtig bescheuert angelegt sind.
Netter Platz für eine Mittagspause. Es gab Kaiserschmarrn. |
Und Köter gab es auch. Normalerweise kein Problem, weil auch Steine in ausreichendem Maße zur Hundeabwehr dalagen, aber die Tölen standen und dem Schutz von Gabi Z. L. und ich hatte nur die Erlaubnis, sie auf Distanz zu halten, aber ich durfte nicht in die Offensive gehen. Weiber...
Nach dieser Mittagspause war der Spiritus aus, so daß wir erst mal nicht mehr
kochen konnten...
Gegen halb fünf hielten wir an einer Tanke an, um unter anderem Spiritus
aufzutreiben. Als wir einige Tage zuvor von Santiago zu unserem Nachtplazt fuhren,
machte mich ein Polizist darauf aufmerksam, daß der rechte Scheinwerfer nicht
funktionierte. Aus diesem Grunde fragte ich bei der Tankstelle nach, ob sie
denn H4-Birnen hätten. Hatten sie, kostete auch nicht viel, also wurde
das erstmal in Ordnung gebracht. Auch fragte ich nach 16-Ampere-Sicherungen.
Die für die Zusatzscheinwerfer war durchgebrannt. Ich setzte die Neue ein
und auch sie brannte sofort nach dem Einschalten der Strahler durch. Um sicherzugehen,
bestellte ich eine weitere 16A-Sicherung und auch diese brannte durch. Zwei
Sicherungen in den Sand gesetzt, danach war ich aber schlauer: Der Fehler liegt
wohl nicht an der Sicherung. Eine fachgerechte Reparatur wurde auf später
verschoben. Der Himmel war bedeckt, wir hatten noch viel Asphalt zu bewältigen
und außerdem fährt das Auto auch ohne Zusatzscheinwerfer. Kurz bevor wir
losfahren wollten, stellte ich fest, daß es an der Tankstelle gute Duschen für
wenig Geld gab. Nicht ideal, denn die sind meistens für Umsonst, aber besser
als nichts. Eine halbe Stunde später war ich wieder einsatzbereit und fühlte
mich in den frischen Klamotten wie neu. Abfahrt.
Vor uns der Pazifik. |
Wir waren gerade zwei, drei Kilometer gefahren, Tachostand 691.157, da sah
ich, wie der Zeiger des Tachos von 80 auf 0 ging. Still und ganz ohne Aufhebens.
Das Auto fuhr aber noch ganz normal: Tachowelle im Eimer. Schon die zweite bei
der Karre. Irgendwie hat Mercedes die falschen Tachometer in den 123er verbaut,
denn außer, daß die Wellen eher für einen Fiesta gedacht gewesen sein durften,
fehlt bei allen Modellen die siebente Stelle.
Das war schon eine saublöde Situation, wie soll man denn ohne Kilometerzähler
fahren? Ich hatte mir irgendwann im Mittelalter von Kai Sonntag eine Tachwelle
geben lassen für einen solchen Fall. Sie befand sich seit Jahren im Reserveradkasten
und also mußte ich den gesamten Kofferraum ausräumen, um an sie ranzukommen.
Danach demontierte ich auf der Fahrerseite die untere Verkleidung des Armaturenbretts,
schraubte die alte Welle ab, schraubte sie am Getriebe ab, setzte die neue ein,
zog alles wieder fest und sah hinterher aus wie ein Neger. Die Dusche hätt
ich mir auch schenken können, warum kann die dämliche Welle nicht
fünf Kilometer vorher sterben?
Um 20:00 Uhr wurde Diesel gefaßt und in einem Supermarkt besorgten wir uns eine
960 ml-Flasche "Paulaner" - Münchener Hell. Ich mochte nie münchener
Bier, aber hier mitten im Nichts, da hat das schon was, zumal hier kein Spezi
existiert. Wir fuhren noch zweieinhalb Stunden bis La Serena, wo wir einer Piste
folgend ans Meer gelangen wollten, aber vor einer Fabrikhalle rauskamen. Erst
beim zweiten Versuch hatten wir das Meer vor uns.
Ein Denkmal zu Ehren Allahs - oder so. Zum
besseren Verständnis: Bei den Lichtern am Hügel handelte es sich um Häuser. |
Es war kalt und ich zu faul, das Zelt aufzustellen. Auf der Piste stand was
von wegen "Zelten verboten" und wenn ich es aufgestellt hätte, dann wäre
wahrscheinlich ein Polizist dahergekommen und hätte uns einen Anschiß verpaßt,
also lieber lassen.
Ich steckte ein Teelicht an, stellte es mitten aufs Armaturenbrett. Wir leerten
feierlich unser Paulaner und ich fragte der Gabi ein Loch in den Bauch, was
sich denn in Augsburg in der Zwischenzeit getan hätte. Wie ich's mir dachte...
es ist bald ein jahr her, seit meiner Abreise und ich hatte es immer noch nicht
geschafft, irgendwas zu verpassen. Es tut sich halt nichts in bayerisch Schwaben,
daher dauerte das Gespräch nicht länger als eine Flasche Bier braucht,
um leer zu werden.
Danach kam ich auf die Idee, die Luftmatratze quer über die Vordersitze
zu legen. Gemütlich ist das schon, allerdings ist der Benz für meine
Größe zu schmal. Am Morgen, wenn man aufsteht, meint man, einem faulen
die Beine ab und man muß erst mal zu Fuß ein paar Runden drehen, bis man wieder
wie ein zivilisierter Mensch gehen kann.
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