Südamerikatour 2001
Dienstag, 7. August

Unser Nachtplatz Um 2:30 Uhr kamen wir in Concón an. Von Santiago nach Concón ist es nicht sehr weit, aber die Fahrt zog sich hin. Wir übernachteten an einem Starandabschnitt.

Heute war dann mal wieder ein eher unspektakulärer Tag: Autofahren, halt. Nachdem die Gegend hier zunehmend karger wurde, fand ich's persönlich jetzt nicht so einen Hit. Wenn man allerdings Wüstenlandschaften mag, so wie der Herr Besold, dann wird man sich hier sehr wohl fühlen...

Alles erinnert an Libyen, bis auf zwei Sachen: 1. ist hier viel mehr Verkehr, 2. ist es wesentlich kühler (wir haben Winter). Aber Landschaftlich gibt es nichts zu meckern, ich war wieder mit meinen Gedanken in Libyen, das hat es mir irgendwie angetan. Hier in Chile fehlt dieses Gefühl, sich durch endlose Weite zu bewegen, es ist alles ein wenig kompakter, eine Hauswüste, sozusagen. Mag auch Einbildung sein... Was keinesfalls Einbildung war, war, daß der Sprit in Libyen wesentlich billiger und besser war.

...por la Panamericana...Etwas war dann doch zumindest ein bisschen spektakulär: An diesem Tag haben wir nämlich die weltberühmte "Panamericana" erstmals betreten, oder besser gesagt befahren.

Diese Straße, der Traum Vieler, führt von Feuerland nach Alaska und ist fast durchgehend befahrbar. Die ersten, sowie die letzten Kilometer sind geschottert, das Ärgerliche ist aber, daß die Strecke in Panama unterbrochen ist, wie mir zu Ohren kam, aus politischen Gründen und natürlich - wer hätte es gedacht - sollen die Amerikaner da wieder mal ihre Finger im Spiel haben. Warum müssen die immer nerven? Die sollen einfach aufhören, Drogen zu nehmen, dann haben sie das Problem nicht. Aber ich weiß aus Erfahrung, daß es einfacher und bequemer ist, andere zu richten, als vor der eigenen Haustüre zu kehren. Trockenen Fußes läßt sich der amerikanische Kontinent jedenfalls derzeit bedauerlicherweise nicht durchqueren.

Mir ein Rätsel, was das sein soll, aber davon findet man hier alle paar Meter eines. In Libyen waren die Reifen einfach so in der Gegend gelegen.

Irgendwann hatten wir Hunger und beschlossen, irgendwo, im nächsten Kaff eine Mittagspause am Meer einzulegen. Das geschah dann auch recht schnell, auch wenn manche Abfahrten der Panamericana richtig bescheuert angelegt sind.

Netter Platz für eine Mittagspause. Es gab Kaiserschmarrn.

Und Köter gab es auch. Normalerweise kein Problem, weil auch Steine in ausreichendem Maße zur Hundeabwehr dalagen, aber die Tölen standen und dem Schutz von Gabi Z. L. und ich hatte nur die Erlaubnis, sie auf Distanz zu halten, aber ich durfte nicht in die Offensive gehen. Weiber...

Nach dieser Mittagspause war der Spiritus aus, so daß wir erst mal nicht mehr kochen konnten...
Gegen halb fünf hielten wir an einer Tanke an, um unter anderem Spiritus aufzutreiben. Als wir einige Tage zuvor von Santiago zu unserem Nachtplazt fuhren, machte mich ein Polizist darauf aufmerksam, daß der rechte Scheinwerfer nicht funktionierte. Aus diesem Grunde fragte ich bei der Tankstelle nach, ob sie denn H4-Birnen hätten. Hatten sie, kostete auch nicht viel, also wurde das erstmal in Ordnung gebracht. Auch fragte ich nach 16-Ampere-Sicherungen. Die für die Zusatzscheinwerfer war durchgebrannt. Ich setzte die Neue ein und auch sie brannte sofort nach dem Einschalten der Strahler durch. Um sicherzugehen, bestellte ich eine weitere 16A-Sicherung und auch diese brannte durch. Zwei Sicherungen in den Sand gesetzt, danach war ich aber schlauer: Der Fehler liegt wohl nicht an der Sicherung. Eine fachgerechte Reparatur wurde auf später verschoben. Der Himmel war bedeckt, wir hatten noch viel Asphalt zu bewältigen und außerdem fährt das Auto auch ohne Zusatzscheinwerfer. Kurz bevor wir losfahren wollten, stellte ich fest, daß es an der Tankstelle gute Duschen für wenig Geld gab. Nicht ideal, denn die sind meistens für Umsonst, aber besser als nichts. Eine halbe Stunde später war ich wieder einsatzbereit und fühlte mich in den frischen Klamotten wie neu. Abfahrt.

Der Pazifik
Vor uns der Pazifik.

Wir waren gerade zwei, drei Kilometer gefahren, Tachostand 691.157, da sah ich, wie der Zeiger des Tachos von 80 auf 0 ging. Still und ganz ohne Aufhebens. Das Auto fuhr aber noch ganz normal: Tachowelle im Eimer. Schon die zweite bei der Karre. Irgendwie hat Mercedes die falschen Tachometer in den 123er verbaut, denn außer, daß die Wellen eher für einen Fiesta gedacht gewesen sein durften, fehlt bei allen Modellen die siebente Stelle.
Das war schon eine saublöde Situation, wie soll man denn ohne Kilometerzähler fahren? Ich hatte mir irgendwann im Mittelalter von Kai Sonntag eine Tachwelle geben lassen für einen solchen Fall. Sie befand sich seit Jahren im Reserveradkasten und also mußte ich den gesamten Kofferraum ausräumen, um an sie ranzukommen. Danach demontierte ich auf der Fahrerseite die untere Verkleidung des Armaturenbretts, schraubte die alte Welle ab, schraubte sie am Getriebe ab, setzte die neue ein, zog alles wieder fest und sah hinterher aus wie ein Neger. Die Dusche hätt ich mir auch schenken können, warum kann die dämliche Welle nicht fünf Kilometer vorher sterben?
Um 20:00 Uhr wurde Diesel gefaßt und in einem Supermarkt besorgten wir uns eine 960 ml-Flasche "Paulaner" - Münchener Hell. Ich mochte nie münchener Bier, aber hier mitten im Nichts, da hat das schon was, zumal hier kein Spezi existiert. Wir fuhren noch zweieinhalb Stunden bis La Serena, wo wir einer Piste folgend ans Meer gelangen wollten, aber vor einer Fabrikhalle rauskamen. Erst beim zweiten Versuch hatten wir das Meer vor uns.

Ein Denkmal zu Ehren Allahs - oder so. Zum besseren Verständnis:
Bei den Lichtern am Hügel handelte es sich um Häuser.

Es war kalt und ich zu faul, das Zelt aufzustellen. Auf der Piste stand was von wegen "Zelten verboten" und wenn ich es aufgestellt hätte, dann wäre wahrscheinlich ein Polizist dahergekommen und hätte uns einen Anschiß verpaßt, also lieber lassen.
Ich steckte ein Teelicht an, stellte es mitten aufs Armaturenbrett. Wir leerten feierlich unser Paulaner und ich fragte der Gabi ein Loch in den Bauch, was sich denn in Augsburg in der Zwischenzeit getan hätte. Wie ich's mir dachte... es ist bald ein jahr her, seit meiner Abreise und ich hatte es immer noch nicht geschafft, irgendwas zu verpassen. Es tut sich halt nichts in bayerisch Schwaben, daher dauerte das Gespräch nicht länger als eine Flasche Bier braucht, um leer zu werden.
Danach kam ich auf die Idee, die Luftmatratze quer über die Vordersitze zu legen. Gemütlich ist das schon, allerdings ist der Benz für meine Größe zu schmal. Am Morgen, wenn man aufsteht, meint man, einem faulen die Beine ab und man muß erst mal zu Fuß ein paar Runden drehen, bis man wieder wie ein zivilisierter Mensch gehen kann.


Voriger Tag Zum Anfang Nächster Tag

[Hauptseite] [Besolds W123] [Reiseberichte] [Gästebuch]
© by Markus Besold