So begann auch der heutige Tag eigentlich nicht richtig aufregend. Nur, daß ich mir irgendwie schon die ganze Zeit dachte, daß die Gelenkwelle inzwischen doch schon recht bedenklich scheppert.
Unser Nachtplatz bei Tageslicht. |
Ich merkte davon rein gar nichts, vielleicht wollte ich es auch nicht merken.
Ab und zu hielt ich an, um das Isolierband zu checken, ob es nicht vielleicht
stiftengegangen war. Es war noch da. Zwar ziemlich lädiert, aber noch da.
Dann kam eine neue Lage drüber und das gewissen war wieder für eine
Weile beruhigt.
Um genau 12:14 Uhr passierten wir ein Schild mit der Aufschrift "Region de Atacama".
Die Gegend war schon seit geraumer Zeit das, was ich für gewöhnlich
als Halbwüste bezeichne, etwa so, wie in Nordlibyen. Man fährt durch
karge Landschaft mit Halbvegetation. Von weitem sieht es aus wie Steppe, erst,
wenn man näherkommt sieht man, daß der Abstand zwischen den einzelnen Pflanzen
mehrere Meter beträgt.
Normale Landschaft... | ...Halbwüste... | ...und Wüste. |
Macht mir gar nichts aus. Ich mag das. Was ich nicht mag, ist wenn in so einer Gegend eine Panne vorkommt, daher verlangte ich dem Daimler nur ein Minimum ab. Die Marschgeschwindigkeit betrug etwa 60 - 70 km/h, jede Bodenwelle wurde vermieden und bei jedem Halt wurden die Ventile und Bordverschlüsse überprüft, ich versuchte, der Gelenkwelle sogut es eben ging entgegenzukommen. "Keine Hoffnung auf Entsatz" - das war schon andernorts ein Schreckensruf. Ungefähr diese Situation war es auch, die ich zu vermeiden gedachte, als ich zu Gabi sagte, sie solle mir die Gelenkwelle mitbringen.
Immer wieder anhalten, um die Manschette zu überprüfen. |
Und siehe da, am Abend wurde es allgemein hörbar, daß sie bald keinen Bock mehr haben würde: Besold diagnostizierte einen Riß in der Manschette. Dadurch hatte aich das Öl verflüchtigt und es war verstärktes Geschepper angesagt. Ich dachte wir würden es mit dem Auto keine 10 km und damit - zumindest heute - nicht mehr in bewohntes Gebiet (evtl. sogar mit Autowerkstatt!!!) schaffen. Besold meinte zu der ganzen Sache eigentlich nur, daß das Schlimmste was uns passieren könne sei, daß wir stehen bleiben könnten, was schließlich kein Problem sei, da wir Essen, Trinken und auch Cigaretten bei uns hätten. Ja... da hat er nun zugegebener Massen Recht... so ganz glücklich war ich in diesem Moment mit der Situation trotzdem nicht.
Atacama - Ruta 5 |
Wem ist dabei schon wohl? Jeder, der dieses Geräusch schon mal gehört hat, der kennt diese Gefühl, wie sich der Magen zu einer Faust zusammenballt und nur auf den Moment wartet, in dem sich die Gelenkwelle mit lautem Krach verabschiedet und das Auto stehenbleibt. Aber wenn man es selbst auch noch öffentlich macht, daß einem dieses Geräusch durch Mark und Bein geht, dann braucht man sich nicht wundern, wenn eine Panik an Bord ausbricht. Also bleibt einem nichts anderes übrig als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und alles auf die leichte Schulter zu nehmen. "Was soll schon groß passieren? Als diese Autos gebaut wurden, da rechnete man noch mit solchen Sachen, das haben die Konstrukteure sicher alles berücksichtigt und in ihre Rechnung mit einbezogen. Am Ende kam der 123er dabei raus, uns kann also gar nichts passieren." Ich setzte die Marschgeschwindigkeit auf 40 km/h herab, mehr auf dem Standstreifen unterwegs als auf der Straße. Sobald man zu schnell wurde bekam man was von der Welle zu hören. "Er trommelt lang, er trommelt laut, er schlägt auf eine Totenhaut..."
Erst mal pennen und morgen weiter sehen. Und dabei wollten wir doch um Viere in Antofagasta sein...
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