Der Tag begann mit "Omelette au sable", oder "Rührei mit Sand", für die, die es nicht beliebt, Französisch zu parlieren. Nachdem ich nämlich "Stundenlang" in der "Küche" gestanden und für uns einen echten kulinarischen Leckerbissen (Rührei) zubereitet hatte, war ich leider so geschickt, die Schüsselchen, in die ich kurz zuvor das köstliche Mahl drapiert hatte, auf eine Isomatte zu stellen. Ein Windstoß - Schüsselchen umgefallen - Scheiße!!!
OK... dann eben nur Kaba zum Frühstück... |
Irgendwie hat mich die Sache mit dem Frühstück nicht gerade erheitert, doch bekam ich ca. 30 Minuten später eine unübertreffliche Show von Markus geboten: Dazu muß man wissen, daß es an unserem Schlafplatz Pelikane gab. Natürlich, flogen die immer nur dann schwarmweise an uns vorbei, wenn wir gerade keinen Fotoapparat zur Hand hatten. Bis wir unseren Foto dann hatten, war weit und breit kein einziger Vogel mehr... Konsequenz: Foto in der Hand behalten und warten... und warten... und noch länger warten... Zwecks Übung ein paar Geier und Möwen ablichten... ach, wen interessieren eigentlich diese Dreckspelikane? Also, Foto in die Tasche, ins Auto gestiegen, 500 Meter gefahren: Pelikane!!! Besold reißt das Lenkrad herum, fährt wie ein Irrer von der Straße runter in Richtung Klippen, ohne die geringste Rücksicht auf die Gelenkwelle zu nehmen, macht kurz vor dem Abgrund eine Vollbremsung, springt aus dem Auto und rennt mit Foto bewaffnet dem Pelikanschwarm hinterher... der aber leider schneller war!
Daraufhin flippt er völlig aus, schreit den Pelikanen übelste Beschimpfungen nach, gestikuliert wild (so mit Mittelfinger und allem drum und dran) und kehrt schließlich etwas genervt zum Auto zurück. Die Nummer alleine war eigentlich schon zum Schießen... viel cooler war aber noch, daß ca. fünf Meter von unserem Auto entfernt, hinter einem Sandhaufen, ein Auto geparkt war, in dem vier Chilenen saßen, die, ihren Gesichtern nach zu urteilen, die Welt nicht mehr verstanden. Naja wir würden wahrscheinlich auch etwas verwundert drein schauen, wenn ein chilenisches Auto angerast käme, neben uns anhielte, ein etwas seltsamer Typ herausspringt, der sich aufregt, weil er gerade einen Schwarm Spatzen verpasst hat... So oder so, die Mühe wurde doch noch belohnt und wir bekamen wenigstens noch einen einzelnen Pelikan vor die Linse.
Das Ergebnis dieses Dramas. |
Das war dann aber auch schon das letzte Highlight für diesen Tag. Richtig geraten: mehr oder minder eintönige 500 Wüstenkilometer.
Vorher wurde allerdings noch eine dieser schönen, aus Autoteilen bestehenden
Male
ergänzt, denn ich hatte ja immer noch meine gerissene Tachowelle. Danach ging
es hinein in die Wüste. So eintönig kann sie gar nicht sein. Gerade in diesem
Teil der Atacama. Zumindest hier in der Gegend wechselte die Landschaft um uns
herum ziemlich schnell. Das einzige, was richtiges Wüstenfeeling erzeugte, das
war das Damoklesschwert in Form einer ausgedienten Gelenkwelle. Wenn die reißt,
dann stehen wir in der Wüste.
Ähnlich wie in Marokko sieht es an der Stelle aus, an der die Straße den Wendekreis
des Widders... Steinbocks... den südlichen Wendekreis kreuzt. Eine Stelle in
der Wüste, wie jede andere auch, nur, daß ich diesmal das Schild
nicht übersehen habe, wie damals in Marokko.
Und wie in Marokko sind auch hier die Hänge beschriftet. Leute, die nichts zu
tun und viel Energie zum Verschwenden haben, die sammeln sich Steine und schreiben
damit irgendwas auf einen Hügel. Nette Freizeitbeschäftigung. Irgendwo stand
ganz groß "Coca-Cola". Das hilft denjenigen, die die Wüste eintönig finden,
allerdings ist das kein Patentrezept, denn Organismen sind nun mal unterschiedlich
aufgebaut.
Diesem LKW-Fahrer, zum Beispiel, halfen die Inschriften überhaupt nicht beim Versuch, am Steuer nicht einzuschlafen. |
Das war der einzige Unfall an diesem Tag. Da nicht mehr viele Autos unterwegs
sind können auch nicht mehr so viele einen Unfall erleiden. Reine Mathematik.
Der Verkehr nahm also ab, es wurde zwar nicht wirklich heiß, aber Vegetation
war kaum mehr vorhanden. Gut, so...
Ich befand mich gerade in ein Gespräch vertieft, als erst leise, dann immer
lauter werdend, dieses rhythmische Schlagen einsetzte. Verdammt... Und das mitten
im Aufstieg. Wenigstens nur in den Rechtskurven, welche man allerdings nicht
einfach ignorieren konnte. Geschwindigkeit heruntersetzen, vor, bis zur nächsten
ebenen Stelle und dann unter's Auto legen, Gelenk schmieren und mit Isolierband
umwickeln. Es ging langsam zu Ende mit dem Isolierband. An diesem Tag fanden
wir auch keines mehr. Dafür fanden wir ohne Schwierigkeiten einen Nachtplatz,
neben der Panamericana auf einer kleinen Piste.
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