Sonnenuntergang: 22:00:03 Uhr
Als wir am Morgen erwachten, hatte es längst aufgehört gehabt zu regnen. Es waren jede Menge Touristen hier. So viele hatte ich schon seit Mauretanien nicht mehr gesehen. Ines unterhielt sich angeregt mit zwei Leuten aus einem Toyota mit Aufbau. Ich ging hin. Es waren zwei Rentner, hatten einige Südafrika-Aufkleber und ich fragte sie hierüber aus, auch über Namibia, das das eigentliche Ziel sein sollte, als ich im August 2000 losfuhr. "Schönstes Land der Welt", hieß es. Sie verabschiedeten sich dann zum Frühstück, wir taten es ihnen gleich, obwohl unseres weitaus weniger luxuriös ausfiel. Weiter hinten standen zwei Mercedes-LKW, beide mit britischen Kennzeichen. Wohl sowas wie Overlander oder Rotel-Tours in Englisch. Das waren eigentlich die ersten Touristen, die wir trafen, abgesehen von einem Ehepaar an einer Tankstelle, die ihr brandneues Wohnmobil neben uns geparkt hatten und nur ein "Das Auto macht's aber auch nicht mehr lang" übrig hatten.
Campingplatz vor El Chaltén. |
Wir räumten die Sachen ins Auto und gingen los. Mit meinen Knien ging
es schon wieder. Nur sollte ich sie nicht überstrapazieren. Das Auto ließen
wir hier und gingen zu Fuß los. Wir wollten zur Laguna Torre, dabei handelt
es sich um einen Gletscher-See, der in den Bergen lag. Wir wanderten um 9:15
Uhr los. Es waren ca. 10 Km (eine Strecke). Leicht hügelig, teilweise stand
der Weg unter Wasser. Der Aufstieg ging prima, erst als es eben wurde, begannen
die Knie wieder zu schmerzen. Doch das kann man sich nicht entgehen lassen und
außerdem wäre es jetzt auch nicht mehr besser geworden, wenn ich
einfach umgekehrt wäre. Wir kamen vorbei an einem Campingplatz, der voll
von Backpackern war. Es waren aber nicht nur Europäer, sondern auch viele
Amerikaner und natürlich auch Argentinier darunter. Mit kam es vor, wie
eine Bergwanderung in Bayern, nur, daß man eben nicht "Grüß
Gott" sagte, wenn Wanderer des Wegs kamen, sondern "Holá".
Außer, es kam einem einer mit diesem blödsinnigen "Haaai",
dann gab es ab und zu doch ein fröhliches "Griaß Eahner Got..."
zur Antwort.
Aber es ging ganz gut, insgesamt betrachtet. Je mehr wir uns dem Gletscher näherten,
desto kälter und windiger wurde es. Ich hatte natürlich keine Jacke.
Wir gingen hin, sahen uns das alles an, der Wind fegte dort oben wieder wie
gewohnt heftig.
Der Fitz Roy. Leider im Nebel. |
Als wir umkehrten gab es erst noch eine Brotzeit. Sollte es geben, denn wir
mußten feststellen, daß wir unser Proviantbrot vergessen hatten...
Da hatten wohl mal wieder beide gedacht, die andere hätte es eingepackt.
Wir tranken nur was und gingen wieder hinunter. Beim Abstieg fingen die Knie
wieder an. Almut und Ines gingen am letzten Abzweig links, den langen weg, landschaftlich
sehr schön, der vermutlich versumpft sein würde und ich gichtelte
den kurzen Abstieg hinunter. Wir kamen gleichzeitig unten an, nur, daß
die beiden in der Zeit, in der ich versuchte, den Berg hinunterzukommen, nicht
nur den längeren Weg gelaufen, sondern auch noch beim Einkaufen gewesen
waren. Almut füllte noch die Wasserflaschen im Fluß auf, Ines gab
mir eine Kniebandage, dann fuhren wir wieder zurück in Richtung Süden,
doch zunächst erst wieder auf die Schweinepiste, an unserem Nachtplatz
vorbei.
Um 22:00 Uhr hatten wir erstaunlicherweise wieder Asphalt unter den Rädern.
Man schrieb Kilometer Nummro 714.103. Exakt 900 Kilometer Piste hatten wir zurückgelegt.
Das ist ungefähr von München bis Hamburg. Dafür ging es eigentlich
recht gut, abgesehen von den etwa 120 vom Abzweig nach El Chaltén und
zurück. Ich bemerkte, daß an einem der Reifen irgendwas bumperte
und verkündete feierlich, daß der nächste Reifen dabei wäre,
seinen Ruhestand anzukündigen. Das vermochte aber niemanden aus der Ruhe
zu bringen.
Um 22:30 Uhr fanden wir unseren Nachtplatz in der Nähe des Flughafens von
El Calafate (S 50°17,178' / W 72°03,828' - km 714.121). Wir fuhren ein
Stück von der Straße weg, den Damm hinunter, um einigermaßen
Windgeschützt zu sein. Das hier war kein warmer Wüstenwind, sondern
eisiger patagonischer Dauersturm. Der kann einen auch auf die Dauer mürbe
machen. Wenn da noch Regen hinzukommt, das macht das stärkste Mannsbild
fertig. Nichts vermag den Willen so stark zu schwächen, wie Kälte
und Nässe. Das Zelt wurde aufgebaut, dabei half mir heute Almut. Was für
ein Theater, ich überlegte mir, ob ich meine Knie nicht einfach hier in
den Straßengraben werfen sollte. Die waren zu nichts mehr nütze,
wenn mich Almut schon stützen muß, damit ich nicht umfalle, während
des Zeltaufbauens, was normalerweise eine meiner leichtesten Übungen ist.
Aber ohne die Knie abzuknicken wird daraus eine richtige Doktorarbeit.