Sonnenuntergang: 22:00 Uhr
Wir fuhren weiter nach El Calafate, erledigten dort einige Dinge und danach ging es weiter zum Perito Moreno. Beim Abzweig war wieder Piste angesagt. Auf dem Weg dorthin konnte man ihn ab und zu schon durch den Wald sehen. Mächtig und ruhig lag er am Ende eines Sees. Wir erreichten die Plattform. Das Wetter war schon den ganzen Tag verhangen und das Tröpfeln wechselte sich regelmäßig mit dem Regen ab. Wir trennten uns zwischen diejenigen, die Laufen konnten und diejenigen, die humpelten. Ich lief auf und ab und machte Bilder. Ab und zu kalbte der Gletscher und das Getöse, wenn ein paar Tonnen Eis ins Wasser klatschen ist kilometerweit zu hören. Es war auch ein Schild da, welches stolz verkündete, daß in den letzten 10 oder 15 Jahren mehrere Touristen von umherfliegenden Eissplittern erschlagen worden sind. Unter Eissplitter darf man sich nicht die Splitter vorstellen, die man sich abends in den Longdrink mixt, sondern es handelt sich um Teile, die halb so groß sind, wie ein ausgewachsener Stier. Nette Aussichten. Ich wollte so einen stürzenden Eisberg photographieren, leider gelang mir dies nicht, weil gerade keiner da zu stürzen bereit war, wo ich mit der Kamera hinzielte.
Beeindruckend. Wir fragten uns, warum das Eis so tief blau war, unten drin.
Leider war kein Naturwissenschaftler unter uns, der das hätte sagen können.
Irgendwann wurde uns das Wetter doch zu ekelhaft und wir fuhren um 17:00 Uhr
(km 714.258) wieder zurück, wieder durch El Calafate und immer weiter in
Richtung Süden, der Stadt Rio Gallegos zu. Am Perito Moreno wimmelte es
bereits von Touristen. Meist Argentinier, aber auch viele Busse mit Europäern
von dickem Geldbeutel.
Die Landschaft muß man mögen. Ich mochte sie. Sie ist wüstenartig,
allerdings war es immer bedeckt und es weht ununterbrochen ein starker kalter
Wind. Mit ununterbrochen ist hier übrigens auch ununterbrochen gemeint.
Das Auto fuhr, immer gegen den Wind ankämpfend stetig in Richtung Süd.
Auf den Pisten suchte ich immer, wo es nur ging, Deckung vor dem Wind und natürlich
den besten Untergrund. Das führte dazu, daß wir öfter ganz am
Rand fuhren. Die Pisten waren oft nur größere Hohlwege oder nur teilweise
gut befahrbar. Ich drängt mich möglichst an den Rand, wo das Wellblech
noch am erträglichsten war. Dabei fuhren wir mit einer Neigung zwischen
30 und 45 Grad. Ab und zu gab es sogar noch Asphalt.
So, in etwa, sah die Landschaft aus. Sie änderte sich auch kaum. |
Uns kam, als wir El Calafate verließen, ein Motorrad entgegengeschossen,
das schon wieder verschwunden war, schneller als ich schauen konnte. Aber es
war ein Tourist, vermutlich Europäer, dem Aussehen des Motorrades nach
zu urteilen. Das war nämlich fast so breit wie unser Auto gewesen. Wir
fuhren entgegengesetzt weiter.
Es war der Renner während der Fahrt durch die endlose Weite, daß
Ines oder Almut oder beide in aller Gemütsruhe Äpfel, Birnen, alles
was an Früchten da war herschnitten, die Stücke schön auf eine
Serviette legten und die Serviette mit Bedacht auf der vorderen Mittelarmlehne
platzierten. Richtig schön gemütlich, wie daheim vor dem Kamin. Ich
bin kein Obstesser, aber hier muß man einfach. Weil es eben fett romantisch
ist.
Nach fünfeinhalb Stunden Fahrt, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang,
fanden wir einen guten Nachtplatz in der Nähe einer Raffinerie an der Ruta
5. Es war eine Art Sappe, also ein Graben, der in einem Kessel endet, nur war
er groß genug, daß wir bequem mit dem Auto dort Platz hatten (S
51°08,480' / W 70°32,736 - km 714.483). In der Nacht wurde es wieder
ziemlich kalt, aber es war ein schöner Nachtplatz, denn er schützte
halbwegs vor dem Wind und sogar die Sternlein funkelten.
"Und mit dem Spaten in der Hand
Er vorne in der Sappe stand
Mit Sehnsucht denkt er an sein Lieb
Ob er sie wohl noch einmal wieder sieht?"