In der Früh fuhr ich die beiden zum Startpunkt des Wanderwegs. Dazu mußte man zurück nach Ushuaia, durch den Ort durch und einen Abzweig am anderen Ende nehmen. Ich lieferte sie ab und wir machten 17:00 Uhr aus, danach fuhr ich zurück in die Stadt.
Die Aussicht von da, wo ich die beiden aussteigen ließ. Im Hintergrund Ushuaia. |
Ich wollte erkunden, wo man hier umsonst duschen kann. Da wir vorhatten, noch
ein paar Tage hierzubleiben, mußten wir das herausfinden. Ich fragte an
allen Tankstellen nach. Bei der letzten hatte ich Glück. Geräumige
Duschen, Warmwasser, alles funktionierte. Hier erstmal eine Rast eingelegt,
die angehäufte Dreckswäsche gewaschen und auf den Heizungen verteilt.
Danach galt es, Zeit zu gewinnen, die Wäsche sollte trocknen. Ich bastelte
an den mittlerweile etwas mitgenommenen Kabeln und Kontakten, dann ging ich
duschen, hinterher war die Wäsche trocken. Wunderbar, so mußte ich
nicht das Zeug im Innenraum verteilen, damit es trocknet.
Hinterher suchte ich ein Internet-Café und fand auch eines für 1
Peso / US$ pro Stunde. Da versumpfte ich für einige Stunden. Danach fuhr
ich auf den Camping, in der Hoffnung, Johann, den Österreicher wieder zu
treffen. Und kurz vor Pistenbeginn kam er mir auch schon entgegen. Als wir beide
zum stehen kamen waren wir etwa 100 m voneinander weg, jeder hatte den anderen
im Rücken. Ich wendete, weil es bestimmt leichter war, eine Boeing 747
hier zu wenden als dieses Monstrum von einem Motorrad. Er meinte, auf dem Camping
Municipal hätten sich ein paar Kaputte eingefunden, alles Biker. Ich solle
schon mal hinfahren, er käme später nach. Ich hab ihn nie wieder gesehen.
Ich fuhr auf den Camping und an unserem Nachtplatz saßen drei Typen, alle
mit schweren Stiefeln, hinter ihnen drei schwerbepackte Maschinen, einer davon
begrüßte mich gleich von weitem. Es war Eikka, ein Finne unterwegs
mit einer Ténéré mit mexikanischem Kennzeichen. Wieso er
denn aus dem schönen kühlen Finnland ins unerträglich heiße
Mexiko ausgewandert wäre? "Too safe". Ich gesellte mich dazu,
es gab gerade Kuchen. Ich entdeckte unter den Motorrädern wieder das eine,
das uns auf der Schotterpiste so frech überholt hatte und fragte natürlich
auch als erstes gleich mal, was das CDN-Länderkürzel denn nun hieße.
Das wüßte er nicht, das hätte ihm einer in Brasilien draufgebappt.
Das Kennzeichen war kanadisch, daraus folgerte ich, mit meinem ungeheuren Scharfsinn,
daß er Kanadier sei. "Ja, woher Du das nur weißt..?" Der
dritte im Bunde war ein Mexikaner.
Roberto aus Mexiko mit KTM, Chris aus Kanada mit BMW und Eikka aus Finnland mit Ténéré. |
Sie hatten sich irgendwo in Zentralamerika getroffen und sich in Venezuela
wieder verloren. Aber sie wußten, daß sie sich hier unten im Trichter
wieder alle treffen würden. So war es dann auch. Eikka hatte am Gletscher
einen Eisbrocken mitgenommen, um ihm dem Mexikaner in den Nacken zu werfen,
wenn er ihn hier unten träfe. Er hatte einen besonders großen Brocken
mitgenommen, da er ja mit der Zeit schmitlzt und kleiner wird. Aber er hatte
die Temperaturen überschätzt : "Shit! It's gonna grow..."
Tatsächlich waren, bis auf den Kanadier, alle gegen die Kälte unzureichend
ausgerüstet. Hatten nur leichte Zelte und Hängematten. So saßen
wir gemütlich da und unterhielten uns, bis ich losging, um Almut und Ines
abzuholen.
Ich holte die beiden ab, als ich am Parkplatz ankam war es mittlerweile halb
Sechs, ich hatte Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden. Sie kamen zwar
nicht pünktlich aber doch mit perfektem Timing an und wir fuhren erst zu
der Tankstelle, sie duschten und dann fuhren wir auf den Camping zurück.
Die Kradler schliefen, ich baute das Zelt auf, Ines und Almut kochten. Am Abend
wurden die anderen auch wieder munter. Dafür war die Kälte verantwortlich.
Irgendeiner hatte eine Palette dahergezogen und versuchte, sie auseinanderzunehmen.
Ich wurde gefragt, ob ich einen Schraubenzieher hätte. "Ja, da..."
Er versuchte dann mit dem Schraubenzieher die Palette zu zerlegen. Da nahm ich
ihm den Schraubenzieher weg, gab ihm dafür das Brecheisen und erklärte
ihm, daß das eben nicht Schraubenzieher hieße. Nachdem ich den Schraubenzieher
wieder aufgeräumt hatte - Heckklappe auf, Schraubenzieher irgendwie in
die Richtung werfen, in der man den Werkzeugkasten vermutet und wieder zurück
zu den anderen. Er tat sich etwas schwer mit dem Zeug, ich nahm die Sache selbst
in die Hand. "Nicht Kraft... Technik!" Die ersten Bretter gingen gut
weg, leider hinderten mich meine Knie daran, die Arbeit zu vollbringen. Wir
erfuhren, daß auf dem Camping im Nationalpark viele Europäer wären,
aber der kostet nun mal Eintritt. "Fucking rich people", meinte Roberto
dazu. Wir verbrachten den Rest des Abends am Lagerfeuer. Leider war Feuerholz
hier in der Gegend Mangelware, denn die Einheimischen grillen hier recht gern.
"Wo war eigentlich die Palette her?", frug ich ganz unbedarft. Alle
lachten, ich verstand nicht. "Ja, also, die haben wir 'organisiert'".
Roberto und ich gingen also los und "organisierten" eine neue als
Nachschub. Als auch die ausgebrannt war, verzogen wir uns in die Zelte.