Die folgenden drei Wochen verbrachten
wir in Belém. Es ist eigentlich eine zwar nicht besonders schöne aber doch angenehme
Stadt. Nicht so groß, die umliegende Gegend kann man auch als nett bezeichnen,
wenn man denn Grün gerne mag. Mein Fall ist das ja nicht so. Die Tage verbrachte
ich hauptsächlich vor Kabelfernsehen und Klimaanlage. Täglich schüttete es für
ein paar Minuten. Das ist der klassische Äquatorialregen und der hier angrenzende
Regenwald heißt nicht von ungefähr so. Ich hatte auch die Gelegenheit, einmal
die eklige, dumpfe, schwüle Hitze zu spüren, die in diesen Breiten im Wald herrscht.
Sie schlägt einem förmlich aus dem dichtes, schier undurchdringlich scheinenden
Unterholz entgegen. Die vielen Flüsse sorgen auch dafür, daß hier nie etwas
trocknet. Zum Glück hatten wir die "kühle" und trockene Jahreszeit erwischt.
Hier handelt es
sich nur um die Ausläufer des Amazonas, alles Sekundärwald, soweit ich das mitbekommen
habe. Doch schon tagsüber hört man die Geräusche von tausenden von Viechern,
die darin leben und ab und zu sieht man auch exotische Vögel wie den Tucan.
Dieser hat im übrigen ein ziemlich bescheuertes Flugverhalten. Wenn man ihn
so fliegen sieht, weiß man nie, fliegt der jetzt weiter oder stürzt er gleich
ab. Trotz alledem, bin ich wieder froh, wenn etwas weniger Grün den Blick versperrt.
"Les amis du Sahara", steht auf dem Auto, der Urwald ist für andere.
Überall in der Stadt sind die Straßengräben knietief, damit die Wassermassen
aufgenommen werden können. Und der Benz hatte auch einen Wassereinbruch im Beifahrerfußraum.
Ich versuchte zwar, ihn mit einer Art Kleister zu stoppen, hatte aber keine
Chance. Da muß wohl irgendwann geschweißt werden.
Hier am Strand in Mosqueiro. Die Ilha do Marajó im Hintergrund ist angeblich die Größte Süßwasserinsel der Welt. In Brasilien ist nämlich wichtig, daß alles möglichst groß ist. |
Mit meinem Onkel, Jahrgang 50, zog ich ab und zu durch die Gegend auf der Jagd
nach Mangos oder Krebsen. Wenn einem von uns beiden der Unsinn ausging, dann
sprang der andere für ihn ein. Bei ihm ist der Jagdinstinkt noch nicht ganz
erloschen, ich kann mich erinnern, daß er vor Jahren mal mit meinem Luftgewehr
auf die Straße sprang, zwei Tauben schoß und diese dann mit Stumpf und Stiehl
aufaß, nachdem er sie auf einem Strohfeuer ohne Topf und allem gebraten hatte.
Er versuchte mir auch jetzt beizubringen, was ich tun könnte, um meine Ausgaben
für Verpflegung so gering wie möglich zu halten, indem er mir vormachte, wie
man Krebse fängt und zubereitet. Natürlich war das eher sinnlos, denn ich lerne
das ja doch nie. In Brasilien allgemein und im Besonderen hier in Äquatornähe
kann man eigentlich fast nicht verhungern. Daß das einige trotzdem schaffen
ist sehr verwunderlich. Hier gibt es eine Varietät an Viechern und Früchten,
wie selten irgendwo.
Was mir bei dieser Krebsfangaktion auffiel war, daß die von uns Europäern seit
Jahr und Tag besungene Waldesruh im krassen Gegensatz zu dem Konzert steht,
das sich die Waldbewohner hier alltächtlich geben. Sicher nicht so spektakulär
wie in den Dokumentarsendungen, aber für einen, der die Westlichen Wälder gewohnt
ist doch etwas neu. Mein Onkel, der seine Militärausbildung im Amazonas erlebte
meinte, daß das hier die Ruhe selbst wäre. Wie muß es erst im richtigen Dschungel
klingen? Na, denn "Gut' Nacht!" Amazonas ist schön und gut, Gott erhalt's -
wenn's denn sonst schon keiner tut - zu meinen bevorzugte Zielen gehört es sicher
nicht. Allerdings gab es ein gewichtiges Argument, das dafür sprach: Ich stand
an der Türschwelle, von hier aus ist es nicht mehr weit, zumindest auf der Karte.
Als erstes wird ein Stück Fisch, bevorzugt die Chiemen, weil man die umsonst bekommt, über dem Netz befestigt. Danach wird das ganze ins Wasser geworfen. Dann kann man sich unterhalten, ein paar Kippen rauchen usw. |
Ist das Viech gefangen, dann ist es ratsam, ihn so zu fassen, daß er nicht zwickt, denn das tut richtig weh. |
Mit der richtigen Technik ist der Krebs bald unschädlich gemacht und bereit für den Kochtopf. |
Meine halbherzigen Versuche, nach Britisch oder Französisch Guyana, nach Suriname
oder auch nur in den Amazonas zu gelangen scheiterten an den fehlenden Straßen.
Am 13. Januar, 20.000 km nach der Abfahrt in Augsburg war der erste aus Deutschland
mitgenommene 5-Liter-Ölkanister leer. Der Ölverbrauch von 0.25 l pro 1.000 km
ist damit als gut zu bezeichnen, zumal man berücksichtigen muß, daß das Öl nicht
nur für den Motor, sondern auch für die Servopumpe verwendet wurde. Auch Internet
ist in Belém mit 1,50 DM pro Stunde sehr billig.
Als ich erfuhr, daß Besuch aus Augsburg in Campinas ist, wurde uberstürzt zum
Abmarsch geblasen.
Zurück | Zum Anfang | Weiter |