Wir fuhren um Sieben los, die Ladekontrolleuchte brannte immer noch. Alle Verbraucher blieben daher aus. Wir nahmen Kurs auf Paraíso do Tocantins, von dort fuhren wir noch etwa 100 km auf der Belém - Brasília weiter und bogen dann auf eine unerwartet gute Straße in Richtung Palmas do Tocantins ab. Wenn die restliche Strecke so bleiben würde, dann gäbe es nichts zu meckern.
Die Straße nach Paraíso. |
Was fehlt, ist die Beschilderung. Die Brasilianer haben die seltsame Angewohnheit, ganze Romane auf Schilder zu schreiben, gerade so, als würde das überhaupt jemand lesen, wenn da steht, man möge bitte nicht den Müll aus dem Fenster werfen oder, daß es verboten ist, am Steuer einzuschlafen und ähnlichen Schwachsinn. Wenn sie sich stattdessen mal um Entfernungs- und Richtungstafeln kümmern würden, dann würde man ihnen nicht gerade aus Absicht den Müll auf die Straße werfen. Der gröbste Unfug aber sind die Schilder mit der Aufschrift: "Die Beschilderung zu beschädigen ist ein Verbrechen." Welche Beschilderung denn? Das ist mit den Schildern ähnlich, wie mit der Bürokratie: keines von beiden ist Selbstzweck.
Um nach Paraíso do Tocantins zu gelangen mußte man eine Fähre nehmen, wie der LKW-Fahrer am Abend zuvor schon sagte. Das wird mit ein Grund dafür sein, daß man plötzlich sogut wie keine LKW mehr sieht, denn die Fähre ist nur für Motorräder und Autos. Da fährt es sich gleich viel angenehmer, ohne ständig von LKW überholt zu werden oder diese selbst überholen zu müssen, was ja noch viel nerviger ist, zumal die hier Teilweise über 20 Meter lang sind.
Diese Fähre unterscheidet sich kaum von denen, die wir in Gao oder Djenné genommen hatten. |
Nach ein paar Kilometern war Palmas erreicht. Palmas ist eine relativ neue Stadt, wie auch der Staat Tocantins, dessen Hauptstadt sie darstellt. Die Straßen und Plätze sind in Ordnung und man würde nicht glauben, daß das hier Brasilien ist, wenn man nicht selbst hierhergefahren wäre und wenn es eine Beschilderung gäbe. Wir hielten, nachdem wir und zigmal durchgefragt hatten, auf einer guten Landstraße auf Brasilia zu, die nur dadurch nicht als "sehr gut" bezeichnet werden kann, weil die Ortsdurchfahrten aus Schlagasphalt bestanden. Irgendwo kamen uns etwa 30 - 40 Leute in der Gruppe entgegen und wir wunderten uns noch, was das denn sein sollte. Die letzte Ortschaft ist schon ein gutes Stück weg und die nächste ist auch noch lange nicht in Sicht. Es handelt sich nicht um hunderte von Kilometern, aber für einen Gruppenausflug mit Gepäck dann doch ein wenig weit.
Das war des Rätsels Lösung... |
Denen ist wohl der Bus unterm Hintern weggebrannt. Verluste scheint es keine
gegeben zu haben, aber seltsam ist das doch.
Es wurde wieder auf Sommerzeit umgestellt. Wir kamen durchs Alto Paraíso de
Goiás. Hier ist die Landschaft schon wesentlich ansprechender. Es erinnert ein
wenig an Norwegen, wenig Grün, Ebenen, bewachsen mit Sträuchern und Büschen,
kaum Bäume. Schon nett, hier oben.
Die Landschaft im "Alto Paraíso de Goiás"... |
Es hätte mich auch sehr gewundert, wenn es in diesem riesigen Land nicht auch
schöne Landschaften gäbe. Man muß sie eben nur suchen. Allerdings lohnt sich
die Mühe nicht wirklich, zumal dann nicht, wenn man im Süden wohnt und es bis
zum wesentlich viefältigeren Argentinien nicht weit ist.
Mit den LKW auf dieser Strecke scheint es auch Probleme zu geben. Immer wieder
mal lag oder stand ein verunfallter LKW am oder im Straßengraben. Ich schätze,
das könnte an den nicht vorhandenen Kontrollen auf dieser Strecke liegen. Wir
sahen nirgendwo eine Wage oder ein Kabuff von der Straßenpolizei. Daher dürfte
hier etwas großzügig sowohl mit dem Gewicht der Ladung als auch mit den Pausen
zugehen. Was dabei passieren kann, haben wir gesehen.
Wo dieser Scania dagegengefahren ist, das wüßte ich auch gerne... |
Manches mal sieht so ein Verunglückter LKW so bescheuert aus, daß es offensichtlich ist, daß der Fahrer wohl entweder eingeschlafen oder zu 120% behindert ist. Anders kann man sich schießlich nicht erklären, wie sowas zustandekommt.
Wie sagte mal ein Mathelehrer der Berufsoberschule?: "Pennst? Bist 'n Penner, was..?" |
Gegen halb sieben passierten wir den "Distrito Federal", den Großraum der Hauptstadt. Die ist, wie schon erwähnt, ein teurer Witz und nicht besonders sehenswert, außer vielleicht für Leute, die an moderner Architektur oder moderner Kunst interessiert sind - ich weiß nicht, umter welche Rubrik die Gebäude fallen. Und selbst das möchte ich bezweifeln. Wir fuhren durch die Dreckshauptstadt durch und waren wieder auf der Straße, auf der wir uns am Herweg verfahren hatten. Diesmal fanden wir aber den Weg gleich, weil São Paulo nun mal als eigentliche Hauptstadt und Wirtschaftszentrum angeschrieben steht. Erstaunlich.
Wir fuhren noch bis 21:30 Uhr weiter und blieben dann in Cristalina übernacht, nachdem wir lange nach einer Bleibe gesucht hatten und sie schließlich in Form einer kleinen Pension auch fanden. 1210 km waren wir heute gefahren, das war die höchste Tagesleistung. Von Cristalina aus nach Guaraí sind es 1210 km, über Anápolis sind es 1341 km. Das spart 131 km und die Straße ist gut, der Verkehr gering, die Landschaft zwar nicht überragend, aber da hat man in Brasilien sowieso nicht die große Auswahl. LKW gibt es auch hier, aber die meisten liegen meistens links oder rechts der Straße im Graben, so daß sie nicht weiter stören.
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