Irgendwann Nachmittags schaffte ich es, langsam aufzubrechen. Der Kilometerstand
betrug inzwischen 683.011 km. Dreimal fiel mir auf dem Weg noch was ein, was
ich vergessen hatte. Nun, gut, man kann ja umkehren. Um halb viel fuhr ich dann
endgültig los. Bei Regen.
Als erstes fuhr ich eine Tankstelle an. Ich ließ volltanken fragte die Tankwärtin
nach dem Weg nach Puerto Iguazú. Ob ich denn nach Brasilien wolle. Ja, nach
São Paulo. Sie riet mir, ich solle über Uruguayana fahren, das ginge am schnellsten.
"Nein, ich möchte so lange wie möglich in Argentinien bleiben, weil es in Brasilien
keine Straßen gibt, sondern nur Indianertrampelpfade." Sie stimmt mir zu und
meint, daß das daran liegen würde, daß in Brasilien soviele LKW fahren. "In
Argentinien fahren auch genügend LKW und die Straßen sehen noch lange nicht
so erbärmlich aus, wie da drüben. Das liegt nicht an den LKWs und auch nicht
am Wetter, sondern schlicht daran, daß das ganze Land ein einziger Verhau ist,
'bagunça', wie man in Brasilien sagt." Sie stutzte erst, dann fragte sie mich,
ob ich Portugiesisch könnte. Als ich bejahte, stellte sie fest, daß wir die
ganze Zeit unsinnigerweise Spanisch bzw. Portañol reden. Das wurde dann augenblicklich
geändert - da unterhält es sich leichter... Sie sei eigentlich Brasilianerin,
aber nach Argentinien ausgewandert, den Grund dafür hätte ich gerade genannt.
Na, bitte, dann sind wir uns ja einig... Sehr aufbauend, festzustellen, daß
ich nicht der einzige bin, der so empfindet.
Avenida del Libertador unter der Woche am Spätnachmittag. |
Ich machte mich also auf den langen Weg, die Grenze entlang nach Norden. Diesmal
wollte ich den Grenzübergang Foz do Iguaçú ausprobieren, denn Erwin hatte mir
erzählt, daß man dort bei der Einreise die wenigsten Schwierigkeiten hat und
die Brasilianer einem selbst auf Verlangen kein Zollpapier ausstellen. Das hörte
sich gut an, falls mal wieder eine Frist abläuft und man hat kein Zollpapier,
dann lassen sie wenigstens das Auto in Ruhe, daher nahm daher ich den Umweg
in Kauf, abgesehen davon, daß ich einfach so lange wie möglich in Argentinien
fahren wollte - es reist sich angenehmer.
Die Landschaft hier ist nicht besonders spannend, aber die Straße sehr gut.
Links und Rechts alles eingezäunt. Bei der Nacht, als es wieder trocken war,
fuhr ich dann ein paar Meter durch das hohe Gras nahe an den Zaun und legte
mich neben dem Auto schlafen. Gerade mal ein paar hundert Kilometer hatte ich
geschafft. Besser als nichts, aber das Gelbe ist es nicht wirklich, wenn man
so spät erst losfährt.
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