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Das Leben in Brasilien ist eigentlich recht gemütlich, wenn man erstmal im Land ist. Keine Termine, keine Verpflichtungen, die Verpflegung ist hervorragend, die Preise niedrig, besonders, wenn man das Privileg hat, einen Diesel zu fahren, Internet umsonst und der Bekanntenkreis, alte Klassenkameraden aus meiner Zeit in Brasilien, stimmt auch, man kann sich nicht wirklich beschweren - solange man an einem Ort bleibt, in meinem Fall Campinas, eine Industriestadt mit einer oder zwei Millionen Einwohner und alles andere als ansprechend. |
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Ungemütlich wird es erst, wenn man sich über Land bewegt, denn das Reisen in Brasilien ist nerviger als im Senegal, hier gibt es nicht mal Baobabs, und von Campinas ist es eine Tagesreise bis zur nächsten Grenze. Das ist der einzige Termin, an den ich mich eigentlich halten sollte, daher keine Frage von Wollen, sondern von Müssen. Man ist ja als Tourist hier und hat nur eine begrenzte Aufenthaltserlaubnis und muß alle drei oder sechs Monate, je nachdem, wie man es anstellt, das Land verlassen und sich einen neuen Einreisestempel holen. Ich brauchte einen zweiten Paß, mußte auch mal wieder in die Zivilisation und da Abidjan-Brigitte dienstlich nach Buenos Aires versetzt wurde, stand fest, wo es hingehen sollte. Nicht, daß ich nicht selbst schon längst freiwillig ausgereist
wäre, denn wer in Brasilien bleibt, obwohl er nach Argentinien fahren
kann, der ist selbst schuld. Allein, es war gar nicht so einfach, denn
ich wartete auf eine Gelenkwelle aus Deutschland, da meine seit März am
klappern war. Ich versuchte, Zeit zu schinden. Auf dem Einreisezettel
steht, man soll sich vor Ablauf der Frist an jede beliebige Station
der Bundespolizei (Polícia Federal) wenden, um den Aufenthalt zu verlängern.
Ich ging also in typisch besoldscher Manier um fünf Minuten vor Zwölf
des 21. Mai, also noch vor Ablauf der Frist zur Polizei und schilderte
ihnen mein Problem, woraufhin sie mir in typisch brasilianischer Manier
erklärten, daß ich zwar eigentlich gerade noch fristgerecht komme, das
Büro aber leider schon seit 16 Uhr geschlossen hätte. "Gut, dann sagen
sie mir, wo es eine andere Polizei gibt, dann fahre ich da hin." Gibt
es nicht, das wird nur im Büro im Centrum in Campinas erledigt. Warum
schreiben sie das dann nicht auf den verdammten Zettel? Da steht ausdrücklich
"Jede Station". Polizeien haben überall rund um die Uhr an 365 Tagen im
Jahr auf, doch nicht so in Brasilien. Hätte ich mir eigentlich denken
können... |
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