Eine wunderschöne Sternennacht auf dunkler Landstraße. Die Temperaturen waren
hier schon wesentlich angenehmer als einige breitengrade weiter nördlich. Nur
der Dreck von CD-Player funktionierte nicht, ich hätte gerne den Albers gröhlen
hören...
"Seemann, gib Acht, denn strahlt auch als Gruß des Friedens
Hell durch die Nacht das leuchtende Kreuz des Südens..."
In Montevideo gurkte ich von Mitternacht bis Eins scheinbar planlos durch die
Gegend auf der Suche nach der Straße die nach Colonia führt. Die Beschilderung
ist auch in Montevideo, der Hauptstadt der früher sogenannten "Schweiz Südamerikas"
sehr bescheiden. Allerdings mußte ich mich hier nicht aufregen, ich sah es als
kleine Stadtbesichtigungsfahrt, hier war ich wieder Reisender und es galt: "Der
Weg ist das Ziel".
Von Montevideo aus ging es nach Colonia, von wo aus die Fähre nach Buenos Aires
ablegt. Um Punkt 3:00 Uhr war ich in Colonia angekommen, vertankte noch ein
paar Pesos Uruguayos und fuhr dann in den Fährhafen. Das dauerte 30 Minuten,
dann hatte ich die Tickets - reichlich teuer, mit 48 US$. 25 Minuten danach
stand der Benz auf der Fähre. Ich stellte das Auto ab und legte mich auf die
Rückbank zum pennen. Diesmal war es nicht verboten, zumindest meldete sich keiner,
der Gegenteiliges behauptete.
Viertel nach Sieben. Die Fähre legt an, alle fahren von Bord. Einreiseformalitäten.
"Wie lange wollen Sie mit dem Auto hierbleiben?" Ich überlege. "Naja, so ungefähr...
keine Ahnung." "Gut", sagt er, "sind acht Monate genug?" Ja, klar, langt fett,
hab eigentlich nur ein paar Tage vor, zu bleiben. Acht Monate! Argentinien,
halt... scheint wohl auch hier keinen zu stören, wie lange man als Auto im Land
bleibt, nur Brasilien... die haben es ja wichtiger als alle anderen. Doch warum
macht die Panamericana wohl einen großen Bogen um Brasilien..?
Punkt 8:00 Uhr war alles fertig und ich stand am Hafen. Sonnenaufgang erwischt.
Endlich mal ein Bild! |
Nun aber schnell zum Flughafen. Brigitte landet jeden Moment. Den Flughafen
fand ich auf Anhieb, indem ich der Beschilderung folgte. Eigentlich kann man
nicht viel falsch machen. Vierzig Minuten Fahrt und man ist am Flughafen. Ich
hatte noch ein paar Minuten Zeit und dachte mir, es wäre vielleicht nicht unangebracht,
die versifften Klamotten mal zu wechseln. Ich hatte eine nagelneue Montur dabei
und nun auch einen Anlaß, das Zeug anzuziehen.
In der Zeit muß wohl Brigitte samt Hund angekommen und gleich abgehauen sein.
Ich stand noch eine Weile rum und wunderte mich, daß es hieß, alle Swissair-Fluggäste
seien schon weg. Jetzt ist man einmal pünktlich, vielleicht zum ersten mal im
Leben und dann geht doch wieder irgendwas schief. Ich nahm das als Anlaß es
in Zukunft mit der Pünktlichkeit noch weniger genau zu nehmen - funktioniert
eh nicht...
Also machte ich mich auf die Suche nach der Adresse, die mir Brigitte per eMail
zukommen ließ. Martínez. Sagte mir überhaupt gar nichts. Nun, gut, ich fuhr
einfach, fragte überall nach dem Weg, merkte mir den Anfang von dem, was jeder
sagte und fragte gleich bei der nächsten Gelegenheit wieder. Das spart Hirn,
weil man sich dann nicht soviel merken muß und man bewegt sich stetig in die
richtige Richtung. Irgendwann befand ich mich dann auf der Paraná. Sie sah aus,
wie irgendeine Straße in den Vororten von Prag. Das ging über mehrere Kilometer
so. Nicht unhübsch. Dann ging es über eine "Avenida", also eine breite, mehrspurige
Straße, und danach sah nichts mehr aus, wie in Prag, sondern das hätte auch
Bonn oder Bad Godesberg sein können. Links und rechts nur Villen im mitteleuropäischen
Stil. Nicht übertrieben verschanzt und vergittert, sondern alles schön, gepflegt,
mit Vorgärten, Bäumen, breiten Randsteinen.
Nach einigen Stunden Sucherei hatte ich es dann doch gefunden. |
Großes Hallo, erstmal und natürlich latest news aus Abidjan abgerufen. Walters
Kneipe, das beste Restaurant in ganz Westafrika, Grand Bassam, Abidjan, alles
war plötzlich wieder so nah da, Cléo, der Hund auch, es war, als wären wir erst
letzte Woche dort aufgebrochen.
So... nun endet der Reisebericht als solcher eigentlich, denn ich bezog hier
für die nächsten Monate Stellung - als "Chauffeur mit eigenem Wagen". Der kleine
Peugeot aus Abidjan wurde in Afrika verkauft, mit ihm war hier in Buenos Aires
also nicht zu rechnen. Aber ein Auto mußte her, da das Institut 16 km Luftlinie
vom Haus liegt. 16 km durch eine 14-Mio.-Einwohner-Metropole in der Rush-Hour,
sind nicht 16 km, sondern das kann schon mal dauern und ist zu Fuß, mit dem
Rad oder per überfüllter Bahn eine ähnlich langwierige, jedoch unangenehmere
Alternative. Aber gut - wozu ist der Daimler da? Termine hab ich keine, Zeit
hab ich auch, bloß kein Geld, aber "Patt Problämm..."
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