Panamericana-Tour 2002
Freitag, 20. September

Mücken gab es hier jede Menge. Man hörte sie ganz aggressiv am Moskitonetz surren. Aber das Netz war dicht und hielt, ich bekam nichts ab. Das konnte Gabi von sich nicht behaupten. Vielleicht wäre so eine Bundeswehrmontur doch nicht das Dümmste. Also, ich mag diese Klamotten. Sie sind preiswert, widerstandsfähig und zweckmäßig. Lieber nicht stechen lassen, als irgendwelche Prophylaxen fressen zu müssen. Optisch muß man zwar gewisse Abstriche machen, aber ich glaube nicht, daß in unserem Fall schicke Klamotten irgendeinen Mehrwert erzeugen würden.
Die Straße war relativ stark befahren. Schon um Acht knallte die Sonne herunter. In Verbindung mit der Luftfeuchtigkeit, die hier zwar nicht übermäßig, aber doch vorhanden war, machte sie ein Weiterschlafen unmöglich. Ich stand auf, aß ein wenig Knabberzeug aus der Bordküche, packte zusammen und wir schaukelten über die Piste wieder zurück in Richtung Straße.

An der Panamericana.
Unser Nachtplatz an der Panam in Panama.

Um fünf vor Neun (km 754.410) fuhren wir los mit Ziel Costa Rica. Gabis Laune stieg zusehends. Sie freute sich aufs Tauchen dort. Das war auch der Grund, warum wir nach Norden geschwenkt waren. In Puerto Viejo gab es eine Tauchschule, die im Lonely Planet erwähnt war, und die hatte Gabi sich herausgesucht. Sie studierte den Reiseführer. Aus dem Lautsprecher klang stumpfsinnige Musik für Intelektualnihilisten. Irgendein Schmarrn, wo ein geistig verwirrter davon singt, daß er im Aquarium ist. "Kann man mal irgendwas anderes einlegen, als den Schwachsinn, da?", fragte ich um Erlaubnis. Sie blickte aus dem Reiseführer auf, sah nach dem CD-Etui. Leider lag das auf der Hutablage. "Das liegt auf der Hutablage, da komme ich jetzt nicht hin. Muß halt die CD drinbleiben. Ist ja nicht schlimm, oder?", sagte sie. "Nö", winkte ich ab, "es ist ja auch nicht schlimm, wenn ich Marschmusik höre, oder Klassik, nä?" Sie verdreht die Augen und meint: "Ich hab's Dich schon mal gesagt: Hör halt irgendwas Normales, dann hast Du das Problem nicht."

Was sollte ich dazu sagen? Vielleicht: "Jawohl, mein Führer"? Aber das kann man sich alles sparen. Bringt nichts. Ich fuhr weiter und ignorierte die akustische Umweltverschmutzung, indem ich mir überlegte, wie ich an Geld kommen könnte. Wenigstens mein Talamus funktioniert noch. Aber es fiel mir leider nichts ein. Warum kann mir nicht einfach irgendein Ölscheich eine Million schenken? Die sprudelt ihm sowieso wieder sofort aus dem Boden. Der würde es nicht mal merken. Dann würde ich als erste Amtshandlung die Gabi samt Gepäck beim nächsten Flughafen rauswerfen und ihr ein Ticket nach Deutschland zahlen, inklusive Bahn- und Straßenbahnticket und dem guten Rat, den nächsten Urlaub bei der TUI zu buchen.

Aber hier gab es keine Ölscheichs. Hier gab es nur 4000 km, die zurückgelegt werden mußten und dazu noch mindestens drei Grenzübergänge. Das eMail von Eikka hatte ich noch im Kopf: Die Grenzen seien teuer, und ich solle mir irgendwelche Geschichten überlegen. Bei ihm hätte es meistens funktioniert. Er erzählte an der Grenze, daß er überfallen worden war, bestand darauf, daß er kein Geld hatte, bis sie ihn ziehen ließen. Warum kann nicht der Typ jetzt auf dem Beifahrersitz sitzen. Einer, der weiß wie der Hase hier läuft wäre perfekt. Einer, der es nicht weiß, ist auch in Ordnung, solange er zu irgendwelchen anderen Sachen zu gebrauchen ist. Es gibt ja jede Menge, was so während einer Reise anfällt. Was wirklich schlimm ist, ist einer, der zehn Daumen an zwei linken Händen hat, nicht lern- noch aufnahmefähig ist, aber trotzdem alles besser weiß.

Ich war nicht besonders überrascht, als sich der hintere linke Reifen um 10:30 Uhr verabschiedete. Sine Zeit war schon lange gekommen. Diesmal war die Luft nicht langsam entwichen, sondern auf einmal. Das schränkte die Möglichkeiten ein, einen netten PLatz zum Reifenwechsel zu suchen. Ich rollte an den Rand der an sich sehr engen Straße und machte mich ans Werk. Der Reifenwechsel dauerte nicht sehr lange. Mittlerweile war ich ja routiniert. Allerdings gingen mir langsam die Räder aus. Dieser Reifen war durchgefahren, da gab es nichts mehr zu flicken, der konnte nur noch dadurch repariert werden, daß man ihn durch einen neuen ersetzte. Einmal konnte sich noch einer verabschieden, dann war Sense. Der Reifen kam nur leicht gesichert auf die Sandbleche. Es war kein Reifen da, der es wert wäre, im Kofferraum gelagert zu werden. Die waren alle im Eimer, wenn nicht jetzt schon, dann bald. Und ich hatte keine Lust jedes Mal den Kofferraum auszuräumen. Also hinauf bamit auf die Bleche.

Ich hatte damals in Tunesien ein Ähnliches Problem. Der letzte Reifen war geplatzt und ich mußte zurück ins nächste Kaff mit dem Taxi, um ihn flicken zu lassen, weil keine Reserven mehr vorhanden waren. Der kleine Unterschied zwischen damals und heute: Die Mannschaft. Damals blieb sie am Auto. Sollte das gleiche heute wieder passieren, dann wäre Gabi wohl kaum dazu zu bewegen, beim Auto zu warten, während ich den Reifen hole. Noch weitaus weniger, wäre sie dazu zu bewegen, den Reifen zu holen. Das wäre ja mit Laufen verbunden, das geht schon zweimal nicht. Das Auto alleinzulassen, hier irgendwo im Nirgendwo war auch keine Alternative. Realistisch betrachtet wäre so eine Situation bei dieser Besatzung die reinste Katastrophe. Da bliebe nur eins übrig: Den letzten Rest Wodka austrinken, damit sich die Erde schneller dreht, und dann abwarten und hoffen, daß dadurch ein Reifenhändler vorbeikommt. Oder die Almut. Aber beides konnte Jahre dauern... Die Zwangspause nutzte ich gleich, um die CD-Mappe wieder nach vorne zu tun. Diese Idiotenmusik war ja nicht auszuhalten.

Wir näherten uns dem Grenzgebiet. Es handelte sich um den Grenzübergang Limón. Wenn man sich diese Region auf der Karte besieht, stellt man fest, daß es keine Straße gibt, die über die Grenze führt. Auf costaricanischer Seite gibt es wenig Straßen, dafür umso mehr Schienen. Und es waren auch nur Schienen, die über die Grenze führten. Irgendwann hörte die Straße auf und mündete an einer Eisenbahnbrücke. Nur über die ging es weiter. Ganz oben war ein Schild angebracht, auf dem geschrieben stand: "ALTO! ESTE PUENTE ES PARA USO EXCLUSIVO DEL FERROCARRIL, SI LO CRUZA EN OTRO VEHICULO LO HACE BAJO SU PROPIO RIESGO". Das bedeutet auf Deutsch: "Halt! Diese Brücke ist für die ausschließliche Nutzung durch die Eisenbahn, wird sie mit einem anderen Fahrzeug überquert, so geschieht das auf eigene Gefahr."
Nun ist es nicht so, daß das Schild die Situation auch nur im entferntesten Sinn leichter macht. Es bestätigt nur jegliche Befürchtungen. Man muß über den Fluß, die einzige Brücke, die hinüberführt, ist eine Brücke, die man mit Autos nicht befahren darf, weil sie nur für Züge gedacht ist. Nur fahren hier ausschließlich Autos. Einen Zug haben wir seit Colón nicht mehr gesehen. Ein Autobrücke, aber, gibt es hier nicht. Weit und breit nicht. Soviel ich weiß, wurden früher die Bananen von den hieseigen Plantagen mit der Bahn abtransportiert. Aber Bananenplantagen haben wir auch keine gesehen...

Man fährt wie auf Schienen.
Da gab es in den 90ern eine Opel-Werbung:
"Man fährt wie auf Schienen."

Kein anderer Weg führte zur Grenzabfertigung als dieser über diese Brücken. Kein Mensch weiß, was dieser Quatsch schon wieder soll. Auf panamanischer Seite sind nur ein paar Hundert Meter Schiene, wenn überhaupt. Da konnte man froh sein, daß hier an dieser Stelle überhaupt eine Brücke über den Fluß ging. Dann auch noch so eine Schmalspurbahn... Die losen Bretter meldeten sich lautstark, wann immer eines der Räder eines der Bretter verließ. Wenn man an der falschen Stelle stehenblieb oder zu langsam fuhr, dann würden die losen Bretter entweder gegen den Kofferraum schlagen, oder ganz herausspringen. Ich wollte nicht testen, was das für Folgen haben könnte. Das war der eine Grund, warum ich zügig über die Brücke fuhr. Der zweite war diese Ampel: Da gab es sogar eine Ampel, und darunter ein Schild, auf dem stand, daß man anhalten sollte, wenn die Lichter blinken. Allerdings sah diese Ampel nicht so aus, als würde sie noch funktionieren. Ich sah die Schienen entlang, soweit ich konnte, um sicherzustellen, daß da kein Zug kam, dann Vollgas gegeben und rüber, über den Kanal... In diesem speziellen Fall hoffte ich auch noch, daß Gabi das Schild nicht gesehen hatte, und wenn doch, daß sie es nicht lesen konnte.

Erst gegen Ende der Brücke merkte ich, daß die Schienen unmittelbar nach der Brücke nach rechts abbogen. Wenn jetzt ein Zug käme, hätten wir keine Chance mehr, irgendwas zu tun. Bremsen, ausweichen, nichts davon hätte genutzt. Ich konnte das vom anderen Ende nicht sehen, daher geschah es, daß ich die Straße nach zügen absuchte, was ziemlich sinnlos ist. Da hätte man auf Nummer sicher gehen und rückwärts die Brücke überqueren, immer bereit, den Vorwärtsgang einzulegen, um vor dem herannahenden Zug abzuhauen, zurück auf die Straße. Um noch sicherer zu gehen, könnte man die Beifahrerin vorschicken, um die Lage zu erkunden.
Oder man konnte einfach nach dem Zustand der Schienen gehen und hoffen, daß man richtig liegt, wenn man annimmt, daß hier schon seit Jahren kein Zug mehr fuhr. Das tat ich. Und wahrscheinlich war ich damit 100%ig richtig gelegen. Zumindest verließ ich mich 100%ig darauf, nahm mir sogar noch die Zeit, ein Bild zu machen. Das einzige, wovor ich Angst hatte, war nicht der Geisterzug, sondern daß Gabi losbellen würde. Aber die hat von dieser "Großen Lebensgefahr" gar nichts mitgekriegt.

1. Brücke Ende
Eine alte Eisenbahnbrücke im Grenzgebiet zu Costa Rica.

Geradeaus ging eine halbwegs gutasphaltierte Straße. Der folgte ich. Und da kam dann schon die Ausreise. Die ging relativ zügig. Aber nützen tat uns das gar nichts, denn auf der einzigen Brücke, die nach Costa Rica hinuberführte stand ein Zug. Das machte meine naive Annahme zunichte, daß auf diesen Schienen keine Züge mehr fuhren. Das taten sie nämlich doch. Da haben wir mal wieder Glück gehabt. Mit dem 200D kann ich nicht schneller fahren, als mein Schutzengel fliegt. Links und rechts gab es kein vorbeikommen und Anstalten, bald loszufahren machte er auch nicht. Was soll man machen? Außer warten, blieb nicht viel übrig. Diese Wartezeit überbrückten wir dadurch, daß wir uns zunächst Reifen kauften.

Wir waren in einer Zollfreien Zone, da war das ganze Zeug besonders billig. Ich erstand zwei neue Reifen für relativ wenig Geld. Man hätte auch noch weiterhandeln können. Das hätte mehr Zeit und weniger Geld gekostet. Aber da wir es eillig hatten, hinter dem Zug zu warten, wollte ich Gabi nicht enttäuschen und ließ das mit dem Handeln ziemlich bald. War ja nicht mein Geld und da sie es immer eilig hatte, nahm ich an, daß sie mehr als genug Geld zur Verfügung hatte. "Entweder man hat Geld oder man hat Zeit", das ist eine Tatsachenfeststellung. Und das wederholte ich ständig. Wir hatten aber nie Zeit. Daraus schließe ich, daß sie also viel Geld haben muß. Lieber zehn Minuten länger in der prallen Mittagssonne hinter dem Zug stehen, als 10 Minuten im Schatten mit dem Verkäufer feilschen. Doch zunächst das Wichtigste: Cigarretten... Die gab es hier auch für billig... Dann kümmerte ich mich um die Reifen. Ungewöhnlich für einen Duty-Free-Shop, aber mir war es recht.

Zona Libre Guabito.
Duty-Free-Einkauf an der Grenze.

Sie hatten keine 185R15, also mußte ich irgendwelche wählen, die zwar auf die Felgen paßten, aber nicht am Radkasten anstießen. Die Wahl fiel auf zwei Hankook 205 / 80 R 15. Insgesamt kosteten sie etwa 70 US$. Das war schon in Ordnung. Der Unterschied zwischen den eben gekauften Reifen und den abgefahrenen konnte sich sehen lassen. Immerhin gibt es hier einen Unterschied. In Deutschland merkte man den kaum. Aufziehen konnten sie die hier allerdings nicht. Auf der anderen Seite sei eine Gomeria, meinte einer der Verkäufer. Na gut. Die neugekauften Reifen kamen auf das Dach. Ich hoffte, die alten Reifen würden hoffentlich noch die paar Meter durchhalten.

Um 12:30 Uhr (km 754.489) begann die Ausreise aus Panamá. Der Zug bewegte sich nicht, und in den Grenzabfertigungsbarracken war keiner da, der Stempel verteilte. Ich ließ Gabi im Auto und ging über die Brücke, um in Erfahrung zu bringen, was dort so ging. Mitten auf der Brücke steht so ein Apache, schaut mich an und sagt "Osama Bin Laden". Ich überging das und marschierte weiter auf die andere Seite. Doch dort war schon die costariquesische Grenzabfertigung. Pennen denn die Panamesen? Wieder kam ich an dem überkommunikativen Einheimischen vorbei. "Osama Bin Laden! Terrorista de fama internacional!" Mit dem wollte ich jetzt aber nicht reden, sondern ich wollte weiter. "Du hast anscheinend auch keine Arbeit, oder? Kein Wunder, wenn man nichts kann...", sagte ich und ging weiter. So ein Depp!

Als ich wieder auf panamesischer Seite war entdeckte ich neben der Brücke ein Gebäude, das ich übersehen hatte. Ich ging dort hin. Von dort schickte man mich wiederum in das Gebäude, in dem ich schon gewesen war, bevor ich über die Brücke ging. Zwar wußte ich, daß da keiner war, ich ging aber trotzdem dort hinein, denn immerhin gab es da eine Klimaanlage. Aber die Situation hatte sich mittlerweile geändert, denn nun war jemand da, der die Pässe abstempelte. Nun nur noch die Fahrzeugpapiere abgeben und die Ausreise war erledigt. Mit den beiden abgestempelten Pässen ging ich wieder zum Auto zurück. Dort warteten wir weiter darauf, daß sich der Zug in Bewegung setzte. Da hilft halt kein Schimpfen. Der Zug bewegt sich einfach nicht und fertig.

Warten hinter'm Zug.
Warten hinter dem Zug.

Stattdessen kann man sich die Zeit sinnvoll dadurch vertreiben, daß man versucht, ein halbwegs sinnvolles Gespräch über Sozialpädagogik anfängt und die Frage in den Raum stellt, was man eigentlich damit bezweckt, irgendwelche asozialen Jugendlichen zu beaufsichtigen. "Modernisierungsverlierer", wie man sie nennt. Das kostet schließlich bloß Geld und bringt nichts. Selbst Gabi meint, daß die meisten von denen sowieso über kurz oder lang im Knast landen. Wenn einer oder zwei überhaupt einen Job irgendwo kriegen, dann ist das schon ein großer Erfolg. Wenn man denen wirklich helfen wollte, müßte man sie konditionieren. Erziehen bringt da nichts mehr. Wenn die Mutter auf den Strich gehen muß und der Vater Autos knacken, dann kann sich niemand um den Nachwuchs kümmern und der wird zwangsläufig asozial. Es bleibt nur das Konditionieren als Lösung. An der Dummheit der zu bearbeitenden Subjekte wird es nicht scheitern, denn es klappt selbst bei Kötern. Also: wenn unerwünschte Verhaltensweisen Schmerzen zur Folge haben, dann gewöhnen sie sich das automatisch ab. Das ist sehr wirksam, hat sich über Jahrhunderte bewährt und kostet weitaus weniger. Wohin die 68er Schmusepädagogik führt das sieht man ja: Nie waren Jugendliche gewalttätiger als heute.

Die eine oder andere Schelle zur richtigen Zeit wirkt Wunder. In jedem Falle wäre die Erfolgsquote höher. Wenn man mit gesundem Menschenverstand an die Sache ginge, hätte man sie nach wenigen Monaten entweder gerichtet, dann kann man sie wieder auf die Menschheit loslassen, oder sie sind so zugerichtet, daß sie keinen Schaden mehr anrichten können. In beiden Fällen kann man jedenfalls von Erfolg sprechen. Wo allerdings der Erfolg sein soll, wenn man die Dinger bloß durchfüttert und ihnen einen bösen Brief schickt, wenn sie zum achten Mal irgendeine Oma überfallen oder eine Straßenbahn zertrümmern. Später werden sie dann Häftlinge oder vielleicht sogar Sozialpädagogen. Dann bräuchten sie sich nicht groß umzustellen. Der Unterschied zwischen Sozialpädagogen und ihren Schützlingen ist der: Während bei letzteren nur die Eltern in der Erziehung versagt haben, hat bei den Sozialpädagogen das ganze System versagt - und dieses Versagen zur Wissenschaft erklärt. Gemeinsam haben sie auch was: Beide kapieren nicht, daß ihr Verhalten zu nichts führt. "Nur der Prolet versteht den Proleten, nur er kann ihn führen." Schöner Kommunistenspruch. Wo der geendet hat, das wissen wir auch. Zum Glück haben die Herrschaften so viel aus der Vergangenheit gelernt...
Genausoweinig wie ich. Denn eigentlich sollte ich wissen, daß der Zug genau dann losfährt, wenn ich mich dazu entschließe, noch eine Runde durch das Kaff zu drehen. Und genau das geschah.

Ein LKW reiht sich ein...
Ein Schwerer Lastzug fährt auf den Damm.

Als wir nach kurzer Zeit wieder auf den Bahndamm fuhren, war vom Zug keine Spur mehr da. Das muß sich herumgesprochen haben, denn nun drängten einige Autos auf den Bahndamm. Darunter ein schwerer Lastzug. Habe geschlafen und nicht gleich kapiert, daß der Typ tatsächlich mit seinem Straßengefährt von mindestens 20 Tonnen tatsächlich den Bahndamm erklimmen wollte. Aber bevor ich reagieren konnte, war er schon mit dem Führerhaus am Hang. Am Ende bleibt mir der noch stecken, dann sitzen wir wieder fest. Und selbst wenn nicht, ich hatte keinen Bock dauf zu warten, bis die da drüben den fetten Laster abfertigen. Ich legte den ersten Gang ein und drückte mich am Lastzug vorbei, halb im Grünstreifen mit bedenklicher Schräglage. Es dauerte zwar ein wenig, bis wir wieder auf dem Damm waren, aber wir rutschten nicht ab.

Auf der anderen Seite hatten sie wohl ein ähnliches Problem gehabt, denn nun standen alle vor dem Problem, daß die Brücke zu schmal für zwei Autos nebeneinander war. Von der anderen Seite kamen uns einige Autos entgegen. Es waren zwei Patrols. Am ersten mogelten uns irgendwie vorbei, es war Zentimeterarbeit, aber hier fiel der Damm noch relativ flach ab. Einfach stehenbleiben und warten, bis beide vorbeiwaren, schaffte ich irgendwie nicht. Dazu war ich wohl schon zu lange im Busch unterwegs. "Nur immer vorwärts, Gas gegeben, das Leben will gewonnen sein". Beim zweiten war es etwas komplizierter, denn nun war rechts von mir gerade an dieser Stelle eine Treppe mit ihren charakteristischen Stufen. Es wäre ratsam, da nicht hinunterzurutschen. Allerdings war rechts von mir ein Nissan Partol, der auch nicht weiter rechts fahren konnte. Er klappte seinen Außenspiegel ein, doch das konnte ich mit minem nicht tun. Der Gummi streifte den Patrol hinten rechts, etwa ein Handbreit über der Stoßstange. Der Fahrer bemerkte es zwar, er hob aber nur die Hand, die er noch am Außenspiegel hatte und fuhr weiter.

Zwei Patrols am engen Damm.
Der am idiotischsten angelegte Grenzübergang, den ich je sah.

Ich fuhr einfach so schnell es der rege Fußgängerverkehr es zuließ, immer in Richtung Costa Rica. Plötzlich sprang mir ein ununiformierter Neger vor das Auto. "Hey you ha' to wait' you' ton!", schrie er, und gestikulierte. Für einen Augenblick fühlte ich mich nach Afrika zurückversetzt. "Was willsch?", fragte ich. "Nicht einfach durchfahren, Du mußt warten, bis Du an der Reihe bist!", wiederholte er. An der Reihe? Wo sah er in diesem Durcheinander eine Reihe? Der war wohl Afrikaner aus erster Hand, der Logik nach zu schließen. "Wieso denn? Ich hab doch schon alle Stempel da!", sagte ich und hielt ihm meinen Paß mit den zwei runden Panamesischen Stempeln hin. Auf dem einen stand: "Dirección de MIGRACION - 20. SEP 2002 - Frontera Guabito - Salida" Das störte ihn nicht, denn er meinte, das Auto wurde noch nicht durchsucht. "Ich reise ja auch aus und nicht ein. Da braucht man keine Durchsuchung." Das würde nicht ich bestimmen, sondern er. Was für ein Arsch! Soll sich doch bei der Bayerischen Landespolizei melden. Die sind immer auf der Suche nach hirnlosem Abschaum!

Wir standen da und warteten, was nun geschehen würde. Der will doch nicht hier am Damm anfangen, das Auto zu durchsuchen? Doch. Genau da. Er ging auf die Beifahrerseite und fragte, ob wir verheiratet seien. "Was will er jetzt schon wieder?", sagte sie, sichtlich genervt, noch bevor mir eine passende Antwort einfiel. "Ob wir verheiratet sind, will er wissen. "No!", schrie sie, ohne ihn auch nur anzusehen. Irgendwie schien ihm das den Schwung genommen zu haben, denn plötzlich war ihm die Durchsuchung des Autos gar nicht mehr so wichtig. Er machte nur die hintere Tür auf, sah hinein, grabbelte dies und jenes an und schon bald durften wir weiter. Das hatte sie gut gemacht. Unabsichtlich, aber es hatte funktioniert.

Gleich nach der Brücke war eine kleine Parkbucht. Dort stellte ich den Daimler ab und ging in die Barracke, um die Einreise zu erledigen. Mittlerweile war es schon halb drei. Wir standen als schon seit zwei Stunden hier an dieser Grenze. Wenn das so weiterging, rechnete sich die Abkürzung nicht mehr. Dann hätten wir doch lieber über den großen Grenzübergang im Süden fahren sollen...

Vor uns Costa Rica.
Vor uns Costa Rica...

Ich ging in das Grenzabfertigungsgebäude. Gabi blieb im Auto. Die Einreise lief eigentlich soweit problemlos. Das erwartete Eintrittsgeld blieb aus, ich mußte nichts bezahlen. Wobei ich mich, während ich auf die Papiere für das Auto wartete fragte, ob ich nicht einfach die geforderte Summe zahlen würde. Mein Geld war es nicht, und angemotzt werde ich sowieso. Entweder weil es Geld kostet, oder weil es zu lange braucht. In solchen Fällen neige ich dazu, das zu tun, was für mich am angenehmsten ist: Wenn die sowieso meckert, muß ich mich nicht auch noch mit einem uniformierten Idioten herumschlagen. Dann sitze ich lieber auf meinem Chefsessel und fahr durch die Landschaft.

Ein anderer Grenzüberquerer fragte mich in der Eingangshalle, ob der braune Mercedes mir gehörte. Als ich bejahte, machte er mich darauf aufmerksam, daß der hintere linke Reifen platt sei. Ich ging zum Auto und sah nach. Platt war er nicht wirklich, aber viel Luft war auch nicht mehr drin. Die nächste Station nach der Grenze war der Reifenhändler, der hier irgendwo sein sollte. Auf diesen Reifen würde ich das Grenzkaff nicht verlassen. Selbst wenn ich wollte - wenn die Reifen nicht wollen, dann stehen wir. "Wie lange dauert denn das da drin noch?", quakte Gabi vom Beifahrersitz, als ich nach dem Zustand des Reifens sah. Ich kapier's nicht. Was haben wir denn heute noch für wichtige Termine? Gar keinen einzigen. Warum soll es hier und jetzt um jeden Preis weitergehen? Wohin überhaupt? Heute wird es eh nichts mit Tauchen, denn selbst wenn wir jetzt losfuhren, würde keine Tauchschule mehr heute hiinausfahren. Und ob wir nun um Fünf oder um Zehn dort sind, das ist vollkommen wurscht. Ich glaube, es geht nur darum, Streß zu machen. Von Natur aus. Einen richtigen Grund für dieses Verhalten gab es nicht. Und das hier war eine relativ einfache Grenze. Laß mal eine Grenze kommen, wie die peruanische, neulich. Was dann? Und die beiden nächsten Länder, Nicaragua und Honduras, waren diesbezüglich sehr vielversprechend. Ich ging wieder ins Gebäude.
Aber dagegen käme man bekanntlich auch nicht an, wenn man ein Gott wäre. Man kann ja auch ncihts sagen oder erklären, oder auf einfache Zusammenhänge einfach nur hinweisen, ohne daß man sich klugscheißerisch belehren lassen muß und gegen die Argumentationskette nicht ankommt. Die ist nämlich schon schlüssig, zumindest auf den ersten Blick. Konkretes Beispiel: Voriges Jahr füllte ich Öl nach und zog immer wieder den Ölpeilstab heraus, bis die Anzeige kurz unter der Maximum-Marke stand. Gabis Frage: Warum ich ihn nicht einfach bis oben hin vollmache. Was soll man dazu sagen? Ich weiß es nicht. Ich kann ihr nicht sagen, warum die Ingenieure beschlossen haben, daß der Ölstand irgendwo zwischen den beiden Marken sein soll. Keine Ahnung. Aber da ich kein Ingenieur bin, muß ich es auch nicht wissen und ich halte mich nicht für einen Trottel, nur weil ich es so handhabe wie alle anderen auch. Mit anderen Worten: Auch wenn ich nicht hinreichend Argumentieren kann, bedeutet das nicht, daß ich falsch liegen muß. Und hier ging es die ganze Zeit so.

Wenig später hatte ich meine Papiere in der Hand, ging zum Auto zurück. Während der Kompressor Luft in den Reifen ließ, notierte ich für das KTB: "1500 Einreise Costa Rica komplettiert 754491". Ich wußte nicht, ob in der Batterie genug Saft hatte, um erst den Reifen aufzupumpen und dann noch den Motor zu starten. Aer ich ließ es drauf ankommen. Wenn er nicht anspringt, dann hocken wir hier eben noch länger rum. Nicht mein Problem. Ich würde dann ganz gleichgültig erklären, daß die Batterie leider leer ist, und zwar deswegen, weil ich den Motor nicht angemacht habe, weil das so umweltverschmutzlich sei und dadurch alle sofort sterben würden. Vielleicht kann man der Dummheit beikommen, wenn man sich selbst noch dümmer stellt - in diesem Fall übrigens eine echte Herausforderung...
Aber die Batterie fiel mir in den Rücken. Blöd. Er sprang anstandslos an und fünf Minuten später waren wir beim Reifenhändler. Ich ging hinein und fragte ihn, ob er Zeit hatte, mir zwei Reifen aufzuziehen. Hatte er. "Wird aber eine längere Geschichte", warnte ich ihn. Er kam mit raus. "Die Reifen haben Sie dabei, sehe ich", stellte er fest, "sollen die nach vorn oder nach hinten?" Ich grinste und sagte: "Ich sagte doch, es wird eine längere Angelegenheit... Ich weiß es nämlich nicht. Der hintere Rechte muß weg. Der ist fertig. Und von den drei verbleibenden muß wiederum der schlechteste weg." Er nickte. Ich fügte hinzu: "Und dann sollen die neuen Reifen nach vorne." Da fing eran zu lachen und schüttelte den Kopf. "Und kosten soll es nach möglichkeit gar nichts, weil ich kein Geld hab", beschloß ich meinen Vortrag und grinste ihn breit an." Er nickte sah sich alles genau an und nannte dann den Preis. Fünf Dollar. Meinetwegen.

Beim erneuern des Schuhwerks.
Erste Handlung in Costa Rica: Reifenwechsel.

Er machte sich ans Werk. Das dauerte eine Weile. Hinterher waren die beiden besten verbliebenen Reifen auf der Hinterachse montiert, die beiden neuen waren vorne montiert, einer kam in die Reserveradmulde, und die zwei schlechtesten Reifen waren auf dem Dach. Eintrag KTB: "1555 Reifen VL+R erneuert, 754491"
Dieses ewige Jonglieren mit den Reifen. Und alles scheitert nur am fehlenden Geld... Immerhin hatte ich zwei neue Hankook. 50% der Reifen im Einsatz waren also sehr gut. Das ist auf diesem Kontinent zum ersten mal der Fall. Die Neuen Reifen gehören eigentlich hinter und nciht vor, aber in diesem Fall versprach ich mir davon, daß die anderen beiden vielleicht auch kaputtgehen und wir dann leider neue brauchen, weil wir sonst nicht vom Fleck kämen...

Um 16:15 Uhr kamen wir in eine Polizeikontrolle. Vielleicht war es auch der Zoll. Er fragte nach den Papieren, dann ging er um das Auto. Schließlich sah er die neuen Reifen, an denen noch das blaue Plastik hing, das den weißen Streifen schützen sollte. "Wo haben sie die gekauft?", wollte er wissen. "In der Zona Libre, in Panama." Das sei verboten. "Ja, selbstverständlich...", sagte ich betont gelanweilt. "Das ist wirklich verboten!", bestand er drauf. "Sicherlich. In Costa Rica fahren alle auf den Felgen spazieren, ohne Reifen", aber dann wurde ich wieder ernst: "Amigo: Meine beiden Reifen waren im Arsch, ich brauchte neue. Was soll ich machen? Offensichtlich sind die nicht zum verkaufen, sonst hätte ich sie wohl kaum montiert. Soll ich nach Panama zurück und dort im Süden über die Grenze? Dann sehe sie gebraucht aus. Bei mir ist nichts zu holen. Ich zahle nichts. Entweder ich fahre hier weiter, oder ich fahre wieder zurück nach Panama. Es liegt bei Dir." Vortrag beendet, ich stieg wieder ins Auto und wartete auf seine Entscheidung. Er kam ans Fenster und meinte, beim nächsten Mal würde er die Reifen beschlagnahmen. Ich sagte OK, versprach, daß es nie wieder vorkäme, machte Anstalten, daß ich weiterwollte. Das war bisher mit Abstand die dümmste Tour. Das kann doch nicht funktionieren.

Wir fuhren weiter. "Was wollte jetzt der?", wollte Gabi wissen. "Mir erzählen, daß die Einfuhr von Reifen illegal ist", erklärte ich. "Wieso soll das verboten sein?", fragte sie dann. "Ist es natürlich nicht!", erklärte ich. "Warum sagt er's dann?". Die Frage war noch blöder als der Text von dem Zöllner. Keine Antwort. "Und was hat er zum Schluß gemeint?" "Daß er die Reifen beim nächsten Mal beschlagnahmt..." Das verstand sie nicht. Selbst wenn wir nochmal über die Grenze kämen, würden wir wohl schließlich kaum mit neuen Reifen über die Grenze fahren. Das, was der Typ sagt, interessiert niemanden außer Gabi. Doch die würde auch dann nicht verstehen worum es eigentlich geht, auch wenn sie fließend Spanisch könnte. Montierte Reifen beschlagnahmen. Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe. Das ist nun das fünfte Land... Das fünfte - und sie kapiert immer noch nichts. Die hat Stadtbergen nur physisch verlassen, mental bleibt sie dort gefangen. Wenn dort ein Bulle sagt: "Das geht nicht", dann geht es nicht. Warum? Meistens weil sich so ein Zivilversager von Drecksbulle, der in der Schule immer der Klassendepp war, jetzt eine Uniform anhat und jetzt in der Provinz den Dicken machen muß, Fakt ist aber: es geht halt dann nicht. Das ist auch in Österreich, in der Schweiz, und vermutlich auch in den USA und am GardaSee so. Aber in vielen anderen Ländern, besonders dort, wo man weit weg von den Touri-Ressorts ist, die sich mit den örtlichen Behörden finanziell arrangieren, ist es anders. Wenn da ein Amtsträger sagt: "Das geht nicht", dann will er Kohle, und zwar Kohle, die er selber einsteckt. Es ist frustrierend. Ich kann nichts dazu beitragen, ihr diesen einfachen Sachverhalt näherzubringen, denn sie weiß es ja sowieso besser. Was ist daran schwierig? Warum gibt es Leute, die nach einem Monat und nach fünf Ländern und nach über zehntausend Kilometern so einen einfachen Sachverhalt immer noch nicht kapieren? Und warum haben solche Leute in einem Industrieland eine Bescheinigung, ein Studium abgeschlossen zu haben? Und warum werden solche Leute auf noch blödere losgelassen? Da hat sich wohl wieder einer verwirklicht und den Bock zum Gärtner gemacht.

Wir fuhren weiter. Seit der Grenze hatte ich keinen Asphalt gesehen. Wir schaukelten über eine Schotterpiste. Auch insgesamt machte Costa Rica einen etwas ärmlicheren Eindruck als Panama. Immerhin waren die Straßen in Panama sogar bis vor die Gaggerl-Grenze eben asphaltiert. Wir mußen nach Puerto Viejo. Dort gab es eine Tauchschule, die Tauchgänge anboten. Wenn man sich nun das Gebiet auf der Karte ansieht, stellt man fest, daß alle Straßen genau an der Grenze aufhören. Wir mußten an die 30 km Piste an der Grenze entlang bewältigen, bis wir auf die 36, dann nach Osten, also praktisch wieder zurück, noch 15 km bis Puerto Viejo.

Um 17:00 Uhr erreichten wir wieder Asphalt. Eine dreiviertel Stunde benötigten wir also für die 30 km. Ich war schon schlechtere Pisten gefahren. Mal ganz abgesehen davon, daß wir für die knapp 15 km bis Puerto Viejo 30 Minuten brauchten, weil der Asphalt in einem völlig brasilianischen Zustand war. Wir kamen also um 17:30 Uhr an. Eine offene Tauchschule fanden wir auch noch. Ich hatte nicht vor, zu tauchen, also blieb ich im Auto. Gabi ging hinein. Das schaffte sie sogar ganz alleine, ohne Unterstützung. Nach etwa einer halben Stunde - es war mittlerweile ganz dunkel geworden - kam sie wieder. Sie hatte bezahlt und sich für den nächsten Tag um neun Uhr zum Tauchgang verabredet. Wir konnten weiter.

Aus dem Lonely Planet hatte Gabi eine Pizzeria herausgekruschtelt. Das war kein Restaurant mit Wänden usw., sondern ein paar dicke Äste, die ein Strohdach hielten. Darinnen ein paar Plastikstühle. Wir nahmen Platz und studierten die Karte. Es war tatsächlich eine Pizzeria. Und nicht besonders billig mit dem regionalen Durchschnitt vergessen.
Die Pizza war auch wirklich gut, das muß man sagen. Wir mußten aber langsam los, denn einen Nachtplatz hatten wir noch nicht. Als die Rechnung kam, fragte Gabi, ob man hier Trinkgeld lassen muß. Ich sagte Nein. Aus meinem Gefühl heraus, zunächst. Dann ist Trinkgeld sowieso freiwillg, und ich hatte auch noch eine Zeile aus dem Lonely Planet im Kopf: "They don't expect tips." Daraufhin meinte Gabi: "Doch, da muß man schon Trinkgeld lassen. Das ist nämlich wie in Italien!" - und immer dieser Schlaumeierton. "Dann frag mich halt nicht!" Was hier so war wie in Italien konnte ich zwar nicht entdecken, aber ich gehe mal davon aus, daß es in Italien auch Restaurants mit Pizzen und Kellnern gab. Was soll die Frage überhaupt? Ist doch nicht mein Geld. Wenn sie Geld zu verschenken hat, bitte.

N 9° 39,106'   W 82° 44.308'
Unser Nachtplatz am Strand.

Danach fuhren wir die Küstenstraße entlang in Richtung Osten. "Fahren" ist etwas groszügig. Schaukeln trifft es eher. Links, rechts, abbremsen, wieder gasgeben... So ging es durch die Schlaglöcher. In Costa Rica hatte ich sowas eigentlich nicht erwartet, schon gar nicht in so einem Touristen-Kaff. Links von uns war die Küste, rechts tauchten ab und zu das ein oder andere Haus aus dem Dickicht. Die sogenannte Straße war durch einen schmalen Wald vom Strand getrennt. Gegenüber von zwei Häusern fand ich eine Nische, in die der Benz gut hineinpaßte. Am liebsten wäre ich bis vor an den Strand gefahren, aber der Sand war hier etwas weich und ich hatte keine Lust darauf, die Luft aus den Reifen zu lassen. Aber unter den Bäumen zu schlafen war auch nicht ratsam. Der Wind am Strand blies die Mücken weg und kühlte etwas. Der Schlafsack blieb im Auto. Es war viel zu warm. Und selbst wenn sich eine Mücke hierher verirrt - neben mir lag ein Mückenableiter. Bei Gabi ist die Angriffsfläche nicht nur größer, sondern auch ungeschützt, das sollte die Viecher überzeugen.

Das was ich in Cartagena befürchtet hatte war mittlerweile wahr geworden. Wir waren mitten in der Karibik. Diese Drecksgegend... Nichts bleibt kalt, nichts trocknet, alles fault irgendwie vor sich hin. Es ist einfach ekelhaft. Ich verstehe nicht, wie Leute sowas mögen können, sogar eine Menge Geld bezahlen, dafür, daß sie für ein paar Wochen im Jahr hierherkommen können. Anstatt, daß sie irgendwohingehen, wo es warm und trocken ist.


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