Mittwoch, 1. Oktober 2003

Los Angeles aus der VogelperspektiveMorgens um Acht war Peter bereits wieder auf den Beinen. Ich nahm dies im Halbschlaf wahr. Um halb elf wach ich wieder auf, weil jemand über mein Bett zum Schrank spaziert. "Ist es schon morgens?" "Schon fast Nachmittag." "Aahhh, fuch off... Ich glaub, das gestern war der unseriöseste Abend in meinem Leben." Dazu muß man sich erst nach Mexiko begeben. Das Land ist mein Verderben, ich seh's genau. Aber glücklicherweise war es vorerst der letzte Tag. Abrechnung. 180 Dollar war ich Peter noch schuldig. Der Finanzencheck ergab, daß nicht mehr genug da war. "Alter, wo ist die ganze Kohle hin?" Verhurt und versoffen. Wo sind wir da gelandet? Vielleicht verdirbt Geld tatsächlich den Charakter. Wäre mir früher nie passiert. Aber, "das letzte Hemd hat leider keine Taschen", wie Hans Albers lehrt. "Wir fahren in einer halben Stunde zum Flughafen, wenn Du willst kannst Du mitfahren. Nach einer Dusche sieht die Welt schon ganz anders aus. Leider nicht trockner, aber die paar Stunden schaff ich auch noch. Ich ging los, um ein Busticket zu kaufen. Die alltägliche Diskussion: "Alberto, leihst mir Dein Mopped?" "Nein, Du machst es kaputt..." "Ja, ich tank auch voll..." "Ist doch eh noch voll." "Jetzt tu das Mopped her, sonst fliegst raus!" Er kramt den Schlüssel raus und gobt ihn mir. "Meine Güte, zum Glück fliegst Du schon wieder, nicht auszudenken, wenn Du noch eine Weile bleiben würdest... Mein armes Mopped." Ich fuhr zum Terminal und kaufte mir ein Ticket für 14:00 Uhr, dann wieder zurück zum Hotel, waschen und packen. Als ich am Terminal ankam, war der Bus bereits seit 20 Minuten losgefahren. Toll. Neues Busticket kaufen, aber wenigstens gab es ohne Diskussion 50% Rabatt. Als der Drei-Uhr-Bus ankam war ich völlig durchnäßt und wollte nur unter die Klima. Ich hatte meine "Ausgehuniform" an. Wieder hatte ich mich für Madame INS in Schale geworfen. Leider fehlen der Ausgehuniform die Praktischen Knietaschen, daher mußte ich auch die schwere pelzgefütterte Lederjacke anziehen. Ich siteg in den Bus, zwei Sitze weiter zwei recht ansehnliche Mädchen, schon auf den wersten Blick als Deutsche zu erkennen. "Schau mal den an, der läuft mit der Winterjacke rum..." Ich seh sie an, erklär ihr dann, daß das keine Winterjacke, sondern eine Dokumententasche sei. Manchmal ganz gut, wenn man nicht gar so deutsch aussieht. Wir fuhren zum Flughafen. Einchecken, alles ohne Zwischenfälle. Man gab mir ein weißes Formular für die Einreise in die USA. Eigentlich sollte ich ja das grüne kriegen, aber das weiße ist besser. Das kann man verlängern, allerdings muß man da ein Visum eingeben, das ich natürlich nicht hatte. Aber vieleicht merkt es ja keiner. nach dem Einchecken wollte ich die Peso, die ich noch hatte in Cigaretten umsetzen. Allerdings stellte ich schnell fest, daß die
Duty-Free-Cigaretten hier teurer waren als in den USA. Bringt nichts. Aber wohin mit den restlichen Peso? Ich traf die beiden Deutschen wieder. "Darf Monsieur Winterjacke die Madames mit der scharfen Zunge auf ein Waszumtrinken einladen?" Sie waren leider auf die selbe Idee schon zehn Minuten vorher gekommen. "Nein, wir sind versorgt, aber kauf Dir was und setz Dich da hin mit Deiner Winterjacke..."
Das einzige, was mir ein wenig Sorgen bereitete war die Einreise in die USA. Die versprach spannend zu werden. Der Flug sollte um 18:40 gehen, das Flugzeug war auch pünktlich, aber aber man durfte erst nach sieben an Bord gehen. Ich wurde herausgezogen. Als Handgepäck hatte ich nur die LapTopTasche dabei. Alles wurde durchsucht. Die beiden Handys wurden herausgenommen. "Einschalten, bitte." Der Computer mußte herausgenommen werden. "Einschalten, bitte." "Das geht nicht." "Aha, und warum nicht?" "Weil die Batterie im Eimer ist, melde gehorsam, aber wenn Sie mit eine Steckdose bringen, dann kann ich den Einschalten". Nachdem man eine Steckdose gefunden hatte, schaltete ich auch den ein. Mit der Kamera das gleiche. Alles einschalten, alles eingeschaltet lassen, Jacke aus, Schuhe aus, man kommt sich vor, wie ein Verbrecher, denn derweil laufen alle anderen in ihrem Hawaii-Hemd vorbeimarschieren. Aber was soll's. Solange die Amis das nicht auch so machen kann man damit leben.
Es ging an Bord, der Flug verlief ohne Zwischenfälle. Leider. Das Fliegen ist auch nicht mehr das, was es mal war. Fünf Stunden, in etwa. Immer wieder fasziniert es, wenn man daran denkt, daß man in der Zeit mit dem Auto noch nicht einmal die Yucatan Halbinsel verlassen hätte und nach Los Angeles auf dem kürzesten Weg immer noch fast 10 Tage vor sich hätte. Auch Californien bei Nacht sihte sehr schön aus. Einzelne beleuchtete Nester, verbunden durch Straßen, man könnte meinen, es seien durch Brücken verbundene Inseln im Meer. über Los Angeles fliegt man eine ganze Weile und es sieht sehe seltsam aus, als ob die Stadt mit einem riesigen Scheinwerfer von oben beleuchtet wäre, statt von unten. Dann setzte die 757 zur Landung an. Das Vonbordgehen ging recht schnell. Ich hatte den hintersten Sitz gebucht und trödelte wieder aus Gewohnheit, mich nicht unter all die Leute zu mischen. Das machte ich immer und überall so, immer dem längst als falsch entlarvten Spruch vertrauend, nach dem die Letzten die Ersten sein werden. Recht schien der alte Lateinlehrer Trum auch in diesem Fall zu behalten: "Besold, ist Dir schon mal aufgefallen, daß Du immer der Letzte bist? Langsam fang ich an zu glauben, daß Du das Letzte bist." Mit kam erst hinterher die Idee, daß das in dem Fall gar nicht so gut ist. Besser, man steht mitten unter den Touristen, weil bei den Nachzüglern haben sie dann alle Zeit der Welt. Leider stand ich in der Schlange auch als letzter dran. Die Schaalter waren unterteilt in "Visitors", "U.S. Citizens" und "Residents". "Wann wird es endlich so weit sein, daß ich mich unter Residents anstellen darf?" Mein Wunsch ging schon bald in Erfüllung, denn nur noch bei Visitors standen überhaupt Leute an. Es kam ein Inspektor und schickte mich und ein paar andere Visitors zu dem Schalter nebenan, der mit "Residents" gekennzeichnet war. Ich legte die Papiere vor. Der INSler war freundlich und nett, fragte dies und jenes. Nichts besonderes. Ich dachte schon, ich wäre sogut wie drin, doch dann sagte er "Welcome to the united States, please follow the blue line." Da wußte ich, daß etwas schiefgelaufen war. Die blaue Linie führte nämlich in das hinterste Eck der Halle. Und da war ein Schild zu lesen auf dem stand "Immigration Secondary". Ich ging dort hin. einige Asiaten waren da, und ein paar andere Gestalten. Man war versucht, sie als Asozial zu bezeichnen, wäre da nicht ein Pilot mit dem typischen Aussehen eines Tommys. Stupsnase und blong. Ich gab meinen Paß ab, nahm Platz und wartete und wartete und wartete. Die Asiaten waren Chinesen, sprachen kein Wort Englisch oder taten zumindest so. Ein amerikanischer Chinese von der INS fragte in allen ihm verfügbaren Sprachen die Chinesen nach Rückflugtickets. Als er die Tasche danach durchsuchen wollte, weigerten sie sich. So ging es wieder eine Weile. Aber meine Chancen standen wohl gut, denn wenn sie die nicht einfach wieder in den Flieger stecken, warum sollten sie es bei mir tun? Ich sah einen schweizer Paß und suchte den passenden Eigentümer. Ich ging hin und sagte: "Entschuldigen's, nach dem Ausschluverfahren sollest Du der Schweizer sein." Ich wollte natürlich wissen, was hier so geht. Seine Geschichte war wirklich absurd. Er war auf dem Weg von Taiwan nach Zürich, wollte überhaupt nicht in die USA einreisen. Er mußte dennoch die I-94 ausfüllen. Auf der Rückseite dieses Formulars stehen eine Reihe unsinniger Fragen. Nur ein Paar Beispiele: Haben Sie vor in den USA gegen geltendes Recht zu verstoßen? Haben sie in den Jahren 1933 bis 45 am Holocaust teilgenommen? Die Frage, ob man Waffen dabei hätte oder ob man an der Ausrottung der Indianer teilgenommen hat wäre noch verständlich, aber nach denen sucht man vergebens. Unter anderen wird man gefragt, ob man in den USA eine Straftat begangen hat oder verhaftet wurde. Der Schweizer kreuzte das Kästchen hinter dem "Nein" an, aber er war vor zehn Jahren in Neu York mal für drei Tage in den Knast gewandert wegen Haschischkonsums. Und die Füchse hatten das natürlich im Computer. Somit hatte er eine der Fragen nicht wahrheitsgemäß beantwortet und sie hatten ihn herausgezogen. Das Unsinnige dabei ist, daß sie sich diesen riesigen Verwaltungsaufwand einfach sparen könnten, da der Typ ja von den USA überhaupt nichts wissen wollte, er hatte nicht einmal vor, den Flughafen zu verlassen, er wollte nur in die Maschine umsteigen, die ihn nach Zürich bringen sollte. Das war alles. Und er legte sich auch mit den INSlern an. Die rächten sich so, wie man es aus Drittweltländern kennt: Wartenlassen. Und mich ließen sie auch warten. Ein kleiner Wicht rief mich heran. "Mit welcher Absicht reisen Sie in die USA ein?" "Ich bin Tourist, Sir." Er entlarvte sich gleich nach den ersten Worten als beamteter Drecksack. "Ich habe Sie nicht gefragt, was sie sind, sondern was ihre Absichten in den USA sind", sagte er in ausgesucht unhöflichem Ton. "Meine Absicht ist es, in den USA herumzutouristen, Sir", erwiederte ich betont freundlich. "Ist das Ihre erste Einreise in die USA?"
"LAX, Los Angeles International Airport"Nein, Sir, die zweite."
"Wann waren Sie zuletzt hier?"
"Am Samstag."
"Und wo waren Sie?"
"In Mexiko."
"Warum reisen Sie jetzt schon wieder ein?"
"Sir, meine drei Monate waren rum und ich durfte nicht verlängern, da hat mir die INS gesagt, daß ich aus- und wieder einreisen muß."
"Aber sie müssen die Hemisphäre verlassen. Mexiko gilt nicht. Sie müssen nach Deutschland zurückfliegen." Der Trottel. Deutschland ist auf der gleichen Hemisphäre. "Das hat die INS nicht gesagt. Ich dachte, es reicht, wenn man aus dem Land fliegt. Aber es schien nicht so wichtig, oder ich hatte Recht, eines von beiden, denn er wechselte das Thema: "Was arbeiten Sie?", wollte er wissen. "Ich schreibe Reiseberichte."
"In Deutschland?"
"Nein, Sir, im Ausland."
"Was arbeiten Sie in Deutschland?"
"Ich bin Schreiner."
"Warum sagen Sie, Sie schreiben Reiseberichte?"
"Weil sie mich nicht danach gefragt haben, was ich in Deutschland gearbeitet habe, sondern danach, was ich arbeite, Sir."
"Und wo arbeiten Sie?"
"Überall, wo ich gerade bin."
"Als Schreiner?"
"Nein, Sir, als Schreiberling."
"Haben Sie ein anderes Papier, um sich auszuweisen?"
"Ja, Sir, meinen Führerschein." Ich reichte ihm den rosaroten deutschen Führerschein. "Das ist kein Führerschein", erklärt er mir. "Tut mir Leid. Die Behörde in Deutschladn hat mir den gegeben und seitdem darf ich Autofahren. Ich dachte, es wäre ein Führerschein." Depp...
"Wo ist ihr Rückflugticket?"
"Sir, ich habe keines, ich reise mit dem Auto."
"Ich habe Sie nicht gefragt, wie sie unterwegs sind, ich habe sie gefragt, wo ihr Rückflugticket ist."
"Und ich habe geantwortet: Ich habe keines. Wie soll ich also wissen, wo es sich befindet?"
"Wie wollen Sie in die USA einreisen, ohne ein Rückflugticket zu haben?"
"Sir, weil ich nicht weiß, was ich mit einem Rückflugticket soll, wenn ich das Land ja auf dem Landweg zu verlassen vorhabe." Langsam ging mir dieser Idiot auf die Nerven. Aber ich fügte hinzu: "Wenn das Problem wirklich das Rückflugticket ist und es sie beruhigt und es die Sache beschleunigt, dann kaufe ich mir eines."
"Sie wollen eines kaufen?"
"Wenn es irgendwo eines umsonst gibt, dann nehm ich das, wenn nicht, dann kaufe ich eines. Ich mein, warum nicht? Wohin soll ich denn fliegen?"
"Nach Deutschland, natürlich."
"Sir, ich mag nicht nach Deutschland, außerdem ich Deutschland nicht außerhalb der Hemisphäre. Geht das, wenn ich nach Brasilien flieg?"
"Brasilien ist OK. Ich ruf einen Mitarbeiter einer Fluggesellschaf her, dann kaufen Sie sich ein Rückflugticket." Er rief an und meinte nach ein paar Minuten, daß ich bei Mexicana buchen müßte, alle anderen seien schon weg. Nach einigen Minuten kam auch schon eine Mitarbeiterin der Airline. Sie meldeten sich beim INSler. "Der Herr da braucht ein Ticket." Sie kam zu mir und fragte mich, wohin. Ich bat sie zu warten und fragte den INSler, für wann ich das Ticket buchen soll.
"Wie lange wollen Sie denn bleiben?"
"Wie lange darf ich denn bleiben?"
"Sie sagen mir wie lange Sie bleiben möchten."
"Sir, ich habe eine ganz normale Frage gestellt. Wie soll ich ein Ticket buchen, wenn ich nicht weiß, wie lange ich bleiben darf?"
"Wie lange wollen Sie bleiben?"
"Wie lange ist es mir erlaubt in den USA zu bleiben?"
"Wie lange wollen Sie bleiben?", schrie er mich an. Ich sagte dann höflich aber bestimmt. "Gut, dann nehm ich an, ist es OK, wenn ich das Ticket für den 22 Dezember 2010 buche? Ich möchte nämlich gerne ein paar jahre hier bleiben."
"Seien Sie froh, daß ich Sie nicht sofort heimschicke."
"Ja, dann tun Sie das doch, ich werd Sie sicher nicht anbetteln, um in ein Land einzureisen, in dem man so empfangen wird. Ich bin hier nicht als Bettler, sondern als Tourist, der hier Geld ausgibt, es gibt viele andere Lánder auf der Welt und ich kann genausogut dort hinfahren. Bitte geben sie mir meine Papiere zurück." Ich ging demonstrativ an den Kasten, auf dem dick und fett stand "Wir wollen, daß Sie professionell und freundlich bedient werden. Anregungen und Beschwerden." Ich griff mir einen Zettel heraus und fragte den Trottel nach einem Stift. "Was soll das?" "Ich reise aus und beschwere mich. Ich habe nichts falsch gemacht und werd hier völlig ohne Grund angeschnauzt. Das ist nicht besonders professionell, wenn ich Sie frage, wie lange ich bleiben darf und Sie es mir nicht sagen. Wenn ich ein Ticket für in zwei Wochen buche und Sie mir hinterher sagen, daß ich nur eine Woche bleiben darf, was dann? Ist das etwa professionell?" Ich sah auf sein Namensschild und begann, das Formular auszufüllen, "das ist ja schlimmer als in Nicaragua, ich dachte, ich reise in das zivilisierte Amerika ein."
"Zwei Wochen sind OK."
ich ging dann zur Dame von Mexicana. "Buchen Sie mir ein Ticket für den 22 Dezember. Haben sie was nach Rußland? Ich habe gehört, da soll es schön sein." Sie schrieb auf: Rußland. "Oder nein, warten Sie. Italien ist vielleicht besser, oder?" Sie schrieb auf: Italien. "Nein, doch nicht, machen wir es so, hier ist meine Kreditkarte, buchen Sie einfach ein Ticket in die Schweiz. Ach, nein, halt, das geht nicht. Da ist ja meine Braut. Na, suchen Sie sich einfach einen schönen billigen Fllug nach Irgendwohin. Egal wo, nur nicht Kanada oder Mexiko, OK? Ich lasse ihnen da völlig freie Hand, das Ticket wird sowieso storniert. Ist nur, damit der Typ zufrieden ist, also buchen Sie meinetwegen einen Flug nach Kuala Lumpur, aber keine Last Minute und keine Promotion, stellen Sie sicher, daß ich das Ticket in den nächsten tagen stornieren kann." Sie ging los. Ich wartete.
Ich wartete und wartete und füllte wieter das Formular aus. Mein Sachbearbeiter, der Espina hieß und meiner Meinung nach erst seit einigen Wochen die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, verschwand auf Nimmerwiedersehn in einem Kabuff. Das hab ich gefressen wie zehn Pfung Schmierseife. So ein auf der Brennsupp' dahergeschwommener Depp, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit über den Rio Grande in das Land eindrang muß sich hier als großer Grenzbeschützer aufspielen. Heißt Espina und kann kein Englisch, aber das Maul aufreißen. Das nur, weil er eine INS-Uniform anhat. Solche Typen findet man in Mexiko zu Hauf, nur stehen sie da an der Tankstelle oder schieben einen Tacos-Karren vor sich her.
Der Pilot, der aussah wie ein Tommy war tatsächlich Enggländer und mußte sich auch mit den Brüdern rumschlagen. Er sah mich im Vorbeigehen genervt an. "Groß-Britanniens Kolonien, nä?", meinte ich. Da fehlt's eindeutig an der Erziehung.
Die Flugticketfrau kam wieder mit meinem Ticket. Sie hatte eines nach San Sowieso gebucht für den 22. Dezember. "Details brauch ich ihnen ja nicht zu sagen. Die Nummer unter der Sie stornieren können steht auf dem Umschlag. Schönen Abend, noch". "Vielen Dank auch."
Die chinesische Amerikanerin, die den Schweizer zuvor so zusammengestaucht hatte, nahm sich nun meiner an. Aber sie war ganz in Ordnung. "Was war das Problem, warum sind Sie hier?", fragte Sie.
"Ich bin aus- und wieder eingereist."
"Nein, ich meinte, mit dem Officer. Um was ging es?"
"Um das Rückfflugticket. Ich hatte keines, aber ich hab gerade eines gekauft."
"OK", meinte Sie, zog dann meine Akte auf den Bildschirm und fragte, für wann der Rückflug sei. "Sollte für den 22. Dezember sein, denke ich." "OK", meinte Sie, sah aber gar nicht erst nach, obwohl sie das Ticket hatte. Sie machte nicht einmal den Umschlag auf. "Sind Sie schon einmal nicht fristgerecht aus den USA ausgereist?"
"Nein, Madam, ich bin am 27. Vormittags ausgereist, das Visum galt bis zum 27. Mitternacht."
"Hatten Sie schon mal Probleme mit der Polizei in den USA?"
"Probleme, nein. Ich wurde des öfteren angehalten und mal durchsucht, falls das gemeint sein sollte."
"Nein, das sei schon in Ordnung. Wer wird schon nicht von der Polizei angehalten."
Stempelchen hier, Stempelchen da. "Guten Aufenthalt."
"Taht's it?", fragte ich ungläubig. "Yes", meinte sie. "Bin ich fertig?", fragte ich nochmal? "Yes", meinte sie wieder. "Kann ich gehen?" "Ye-hes. Sie können gehen, alles in Ordnung." "Wiedersehn."
Warum nicht gleich? Ich fuhr zum Ausgang. Da unterhielten sich gerade zwei Zöllner. Der eine meinte "Die hat ein Kind in den USA und wenn man hier geboren ist, dann hat man die Staatsbürgerschaft auf Lebzeit." Ich mischte mich ein. "Fuck! Da hat mein Vater wohl was falsch gemacht." Der andere sah mich böse an. "Wo kommen Sie gerade her?" "Sir, aus Mexiko, Sir." "Was haben sie in Mexiko eingekauft?" "Cigaretten, eine Flasche Tequila und eine Decke, Sir." "Sonst nichts?" "Nicht, das ich wüßte." "Gut, Sie können gehen." Keine Metalldetektoren, keine Durchsuchung, kein gar nichts. Raus und ab in den Van der mich für 24 Dollar nach Silverlake brachte.
Hinlegen, SMSen mit der Meldung des Durchbruchs an alle geschickt, die es wissen müssen, dann schlafen. Morgen ist Führerscheinprüfung.


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