Für in der Früh um halb Elf war die Führerscheinprüfung
angesetzt. Ich kam hin, nahm mangels Alternative mein Auto und fragte, ob ich
die Prüfung damit fahren durfte. Keine Chance. Deutsche Kennzeichen, keine
Meilenanzeige, nichts. Ich rief Frank an um seinen 300D zu schnorren. Das wäre
keine große Umstellung und in der trauten Umgebung sind die Chancen auf
ein Durchfallen gleich Null. Aber Frank wohnt in Pasadena, ich stand in Hollywood.
Um die Uhrzeit eine knappe Stunde. Verbleibende Zeit: 40 Minuten. "Ruf
doch mal die Elke an, die hat gerade einen Taurus da stehen, die leiht Dir bestimmt
den Suzuki. Ich rief Elke an, erklärte ihr die Situation: "Hallo Elke,
der Frank hat gemeint, Du hättest 100 Autos vor der Tür und könntest
mir eines davon schenken." Sie meinte, sie würde den Schlüssel
in den Briefkasten legen. "Und die Zulassung und die Versicherung?"
"Alles im Handschuhfach." Gut. Ich stieg in den Daimler und fuhr nach
Silverlake. Dann zog ich mich um, öffnete Elkes Briefkasten, nahm den Schlüussel
heraus und fuhr los. Ein Flitzer. Binnen 15 Minuten war ich wieder in Hollywood.
Natürlich mußte ein wenig flotter gefahren werden, aber das geht
schon mit der Karre. Ich stürmte hinein mit dem ganzen Inhalt des Handschuhfachs
und wollte mich anmelden. Das war knapp. Der schwule Mexikaner hinterm Tresen
fragte mich nach der Zulassung. Ich gab sie ihm. "Versicherung?" Ich
suchte und suchte. Dann warf ich ihm alle Papiere hin. "Da" Er sah
sich den Haufen an, dann sah er mich an, dann wieder den haufen und meinte:
"Wo?" Ich versicherte ihm, daß die Versicherung da irgendwo
dabeisein müsse. Er suchte. "No..." ich rief wieder Elke an und
fragte, ob sie sicher sei, daß die Versicherung auch da sei. "Die
hab ich Dir doch extra oben auf den Briefkasten gelegt." Ach, nö.
Ich dachte, das sei die Visitenkarte von irgendeinem doofen Klempner. Der Typ
hinter der Theke meinte, ich solle am 17. Oktober wieder kommen. "Schwuchtel...
äh, I mean, See you then." verdammt. So ein Dreck, darüber konnte
ich mich nun auf dem ganzen Heimweg ärgern. Als ich gerade wieder in ein
anständiges Auto umsteigen wollte kam mir Malcom, der Australier entgegen,
den ich bei den Dreharbeiten kennengelernt hatte. "He, Typ... was machst
Du denn in Silverlake? Du gehörst doch nach Santa Monica." "Nein,
ich bin hierher umgezogen. Wo wohnst Du?" Gleich da neben dem Roten Löwen
im ersten Stock. Komm mich ruhig mal besuchen und bring ein paar heiratsfähige
Amerikanerinnen mit, wenn Du welche übrig hast. Dem Hund hatten sie die
Greencard gegeben, weil er ein Alien mit außerordentlichen Fähigkeiten
ist. Der hat's gut, muß sich nicht mit dem anderen Geschlecht herumärgern.
Auf dem Heimweg stand ich ganz vorne an der Ampel. Von der Querstraße
näherten sich zwei Mexikaner. Drei Spuren, eine für Linksabbieger,
eine für Rechtsabbieger und eine für Geradeausabbieger. Doch die Burschen
hatten etwas durcheinandergebracht und Spuren getauscht. Der Toyota, der geradeaus
wollte war links und der Cherokee, der links wollte war in der Mitte. "Ein
Bersten und ein Krachen, zerreißt des Dampfers Schal'". Der Toyota
erfasste den Cherokee hinten links, der gerade im Linksabbiegen begriffen war
und letzterer drohte umzukippen, weil der Fahrer es verschnallt hatte, gegenzulenken
beim Aufprall.
Da standen sie dann mitten in der Kreuzung und konnten nicht viel mehr tun, als blöd zu schauen und das Gepöbel der Vorbeifahrenden über sich ergehen zu lassen. |
Wolfgangs Auto bekam es mit dem Getriebe zu tun. Wir fuhren tags darauf zum Mechaniker. Von nun ab mußten die Transporte mit dem Daimler erledigt werden. "Alter, ich kann's nur immer wieder sagen: Kauf Dir einen 300TD, da kannst Du nichts falsch machen, Du kriegst hier einen ohne Rost praktisch für umsonst". Wir kommen der Sache langsam näher, der Scout leistet da gute Überzeugungsarbeit und der Daimler auch. Er fährt zwar langsamer als der Scout, dafür aber stetig und man bekommt nicht schon nach zwei Metern Fahrt einen Bandscheibenvorfall. Auch der Hinweis darauf, daß es daran läge, daß der Scout ein Geländewagen sei ist purer Nonsens. Das Auto war nie in seinem Leben im Gelände - im Gegensatz zum alten Daimler. Und dahin sollte man sich damit auch keinesfalls begeben - nicht ohne einen Unimog, der die Karre wieder aus dem Dreck zieht.
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