Als erstes mußte ich feststellen, daß mein Rückflug nicht
heute, sondern erst morgen geht. Klar: 1. Oktober, hieß es, das ist nun
mal nicht heut. Ein Tag mehr in diesem Kaff. Aber so schlimm wie einst kam es
mir gar nicht mehr vor. Es ist nun mal eine Sache, ob man hergefahren kommt
oder ob man hergeflogen kommt. Und ob man hier arbeitet und in der dumpfig-schwülen
Rezeption haust oder als zahlender Gast unter der laufenden Klima sitzt. In
beiden Fällen zahlt man, mal mehr, mal weniger. Aber die paar Tage kosten
mich unter dem Strich horrende Summen, wobei die 35 Dollar für das Zimmer
nur eine unwesentliche Rolle spielen. Sind mittlerweile ein Fall für die
Portokasse.
Ich rief bei Wolfgang an, um ihn wissen zu lassen, daß ich erst einen
Tag später ankomme, damit er nicht umsonst auf mich wartet. gehört
sich nicht. Dann ging ich zum Barbier, um mich empfehlungsgemäß für
Madamme INS schick zu machen. Bart stutzen. Diemal war es nicht Herr Bronnenmaier
in der Maximilianstraße, sondern eine uralte Mexikanerin. Die Preise waren
allerdings ungefähr gleich und die Zeiten, in denen ich meine Zeit verschwendete
und lieber um jeden Cent eine dreistündige Diskussion vom Zaume brach sind
vorerst vorbei. Nicht fragen, zahlen. Ich tat genau das, was ich immer den Amerikanern
vowarf. Die zahlen immer gleich sofort indiskutable Unsummen und die Einheimischen
werden dann größenwahnsinnig und meinen, alle Ausländer seien
reich. Da hat man dann Mühe, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Nachdem
ich aus dem Friseursalong draußen war, nervte mich das ein wenig. Nicht
wegen des Geldes, sondern weil ich nie der Ansicht war, daß Geld den Charakter
verdirbt. Aber genau das tut es, wenn man nicht aufpasst. Ich behauptete immer
und behaupte noch, daß kein Geld zu haben den Charakter verdirbt.
Das alte Lied:
Es ist vom Volksmund eine Linke,
Daß das Geld gar übel stinke.
Wahr ist vielmehr: Ohne Zaster, b
Beißt der Mensch ins Straßenpflaster...
Am Abend lud mich Peter dann zum Abendessen ein. Oskar war auch da. Danach saßen
wir bei Bier auf der Terrasse. Die gleiche Terasse auf der ich damals mit Paul
und Vanessa saß, als die Welt noch in Ordnung war. Oskar zog sich dann
zurück, Peter und ich blieben zurück und ab und zu lief ich hinunter
und holte Nachschub an Six-Packs. irgendwann war Sense, denn der Vorrat im Lager
war aufgebraucht. Was fängt man nun mit dem angebrochenen Abend an? Weggehen?
Geht ncht, es kommen noch Gäste. Ich war noch in der Verfassung, sie hineinzulassen.
Unangenehme Italiener, die sich bei mir beschwerten, weil die Räume keine
Klimaanlage hatten. Das konnte ich nun auf die Schnelle nicht wirklich ändern.
Aber ich kann es verstehen, ohne Klima ist man hier geliefert.
"Die alten Zeiten Vorübergleiten, Doch leider weht kein Wind..." |
"Wo kann man denn hier weggehen?" Was denn mit mir los sei? Ich sei doch sonst nie weggegangen und Bier oder sowas hätte ich auch nie angerührt. "Tempora mutantur, et nos mutamur in illis", sagt der Halblateiner in solch einem Falle. "Gut, komm, wir finden Dir heute eine Amerikanerin zum Heiraten" "Na, das ist mal ein Spruch. Halbe halbe. Ich krieg die Greencard, Du die Alte." Wir zogen los. Im Blue Parrot war alles toter als tot. "Warst Du schon mal im Captain Tutix?" Natürlich nicht, was sollte ich da? "Du warst noch nie im Tutix? Dann gehen wir da jetzt hin." Wir zogen also am Strand entlang ins Tutix weiter. Da hatten sich alle Touristen in der Umgebung eingefunden. Bier her. Wir blieben dort eine Weile, dann gingen wir zurück und am Ende zeigte mir Peter, wie man 150 Dollar in nicht ganz einer Stunde auf Null schraubt. Als ich ins Bett kroch war es halb Sechs. Daß die Luft aus Wasser bestand nahm ich gar nicht mehr wahr.
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