Als ich am Sonntag, nachdem ich bei Dreck Donnald's mein Frühstück
abgeholt hatte, den Sunset Boulevard in Richtung Hollywood fuhr, sah ich einige
hundert Meter hinter mit ein schwarzweisses Polizeiauto. "Hoffentlich hält
der mich jetzt nicht an", dachte ich mir, da mir an der Ampel noch eingefallen
war, daß ich ja abbiegen mußte und einen späten Spurwechsel
vorgenommen hatte. Er blieb hinter mir, ich fuhr etwas langsamer als die anderen,
denn mangels Meilenanzeige mußte oich schätzen, wie schnell ich fuhr.
Er näherte sich langsam aber stetig. An einer Ampel stand er dann neben
mir und betätigte seine Hupe. Ich sah hinüber, er öffnete sein
Fenster und gab mir ein Zeichen, das gleiche zu tun. Ich kurbelte das Beifahrerfenster
hinunter. "Wie lange sind sie mit diesem Auto schon im Land?", fragte
er mich. Ich zuckte mit den Schultern und meinte: "Einen Monat? Zwei? Irgend
sowas..." "Pull over", befahl er und gab mir ein Zeichen, rechts
rüber zu fahren. Ich folgte. Er kam vorgelaufen und bat um die Papiere.
"Bitte, aussteigen zu dürfen", sagte ich und stieg aus. Ich kramte
meine Papiere heraus und erklärte ihm alles. "Das hier ist der Fahrzeugschein,
das der Führerschein, beide international, die beiden Papiere sind die
nationalen Papiere, gültig in Deutschland und hier mein Paß mit dem
Visa Waiver. Das sollte man immer dazusagen, solange man legal ist, denn meines
Wissens darf einen die Polizei nicht nach dem Ausweis fragen, aber man zeigt
ihnen gleich von vornherein damit, daß man nichts illegales im Schilde
führt. Dann sind sie meistens beruhigt uns lassen einen weiterfahren. Hier
war es allerdings keine Polizei, sondern der Sheriff. Er sah sich die Papiere
an, meinte dann: "Sir, Sie können das nicht sehen, aber ihr linkes
Bremslicht ist kaputt. Wenn Sie mal Zeit haben, dann wechseln Sie es bitte aus,
sonst werden Sie dauernd angehalten werden." "Kein Problem",
meinte ich, "das mach ich gleich..." Wir standen eh vor einer Tankstelle.
"Nein", sage er, "das brauchen Sie nicht jetzt gleich zu machen,
ich meinte natürlich wenn Sie mal Zeit haben." "Kein Problem,
Sir. Ich hab jetzt Zeit, bin Touristm hab keine Termine und hab Ersatzbirnen."
Er gab mir die Papiere zurück, bedankte aich noch für meine "Cooperation"
und fuhr dann von dannen. Wieso können die Bullen in Deutschland nicht
so sein? Da hätte es wieder einen Mängebescheid gegeben, vorausgesetzt,
daß der Aussteller des Papiers überhaupt des Schreibens mächtig
ist und dann kann man wieder ein paar Stunden seiner Zeit dafür aufwenden,
irgendwelchen unterbelichteten Kreaturen ein funktionierendes Licht vorzuführen.
Nun waren
die drei Monate wieder von vorne angelaufen. Und tempora fugit bekanntlich.
Ich kümmerte mich sofort darum, ein Visum zu bekommen, eine Greencard,
einen verlängerten Aufenthalt, was auch immer, vollkommen egal. Ich muß
hierbleiben, egal, was es kostet, da führt kein Weg daran vorbei. Mein
gelobtes Land habe ich nun gefunden, nach langer Suche. Ich rief einen Anwalt
an. Er ist auf Immigration spezialisiert. Das erste, was er fragte war, ob ich
Illegal im Land sei. "Nein, ganz legal, als Tourist. Visa Waiver."
Darauf er: "OK, etwas, was Sie nicht gerne hören möchten, was
ich Ihnen von vorneherein sagen muß: Es gibt absolut keinen einzigen Weg,
wie sie den Visa Waiver in irgendetwas anderes umwandeln können. Keiner.
Die einzige Möglichkeit wäre, Sie heiraten jemanden." Das war
schon mal nicht gut. Aber er bat mich um einige Unterlagen und wir würden
weitersehen. Der erste Schritt war vollzogen, jetzt geht es weiter.
Wolfgang, der immer wegen der Kanister auf dem Dach rumnervte, überzeugte
mich davon, daß es das beste sei, diese abzunehmen. Ich tat es schweren
Herzens, aber es half nichts. Der gebrechliche Scout war samt seiner Ladefläche
wegen Getriebeschadens in der Werkstatt, wir brauchten den Gepäckträger,
also mußten doie Kanister runter. Sachzwänge...
Am Ende der Woche fuhr ich wieder den Sunset entlang. bei einem Zpurwechsel
sah ich beim Blich in den Rückspiegel die rotblauen Licher eines Polizeimotorrads.
Ich ließ den Spurwechsel mal weg, aber im gleichen Augenblick gingen die
Lichter an. Ich fuhr rechts ran. Ein Motorrad-Cop mit völlig vernarbten
Gesicht stand düster dreinblickend neben meinem Fenster und sagte nur:
"Driver's License, Registration, Insurance." Ich stieg aus und ließ
meinen Standarttext vom Stapel, zeigte ihm den Führerschein, statt der
Registration den Fahrzeugschein und statt der versicherung den Paß. "Sir,
ich bin nur Tourist, ich habe keine Californische Registration." "Ah,
OK, sorry, ich hab das nicht gewußt. Ich konnte nur mit dem Kennzeichen
nichts Anfangen, deshalb habe ich Sie angehalten. Sie können weiterfahren,
gute Reise." Wunderbar, so soll es immer sein. Ich rief sofort Wolfgang
an und meinte: "Heut kommen die Kanister wieder drauf, die halten mich
auch ohne an, also liegt es nicht an den Kanistern..."
Ich hatte auch Gelegenheit, eine richtige amerikanische Tragödie zu erleben,
worüber zu berichten mir allerdings ausdrücklich verboten wurde. Und
es war wirklich nicht sehr erhebend, auch wenn für mich dabei ein paar
Dollar raussprangen und auch, wenn in diesem Land nichts anderes zählt
als Dollars. Nicht schön, sowas...
Für den Rest der Woche keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden, außer,
daß ich bei Abbrucharbeiten ein wenig Zeug eingeatmet habe, das Landläufig
als Asbest bekannt ist und mir die Lunge in Brocken aus dem Leib gehustet hab.
Kann passieren. Vita nostra brevis est, brevis finietur...
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